Malaika Mihambo

Weitsprung-Weltmeisterin im Interview Malaika Mihambo: "Noch besser als im letzten Jahr"

Stand: 12.07.2022 14:56 Uhr

Weitspringerin Malaika Mihambo sieht sich gut vorbereitet für die Titelverteidigung bei der WM - und spricht im Interview auch über Russland.

Sportschau: Malaika Mihambo, 2021 sind Sie mit dem letzten Sprungversuch Olympasiegerin geworden, jetzt steht die Weltmeisterschaft in den USA an. Was ist anders als im vergangen Jahr?

Malaika Mihambo: Was definitiv anders ist, ist der Anlauf - der ist wesentlich stabiler. Ich fühle mich sicherer, ich bin schneller, die Sprinttechnik ist wieder besser. Von daher sieht es auf jeden Fall besser aus als letztes Jahr.

Europameisterin, Weltmeisterin, Olympiasiegerin - mehr geht sportlich nicht. Worin besteht jetzt der Antrieb?

Mihambo: Ich bin zum einen entspannter, weil ich schon alles erreicht habe und nicht noch einmal performen muss. Und zum anderen will ich diesen Wegfall des Drucks nutzen, um mein Bestes zu geben und mich darauf zu konzentrieren, was eigentlich wichtig ist. Und das ist einfach, einen guten Sport zu machen und tolle Leistungen zu bringen. Ich glaube, dass die Ausgangslage jetzt noch besser ist als in den Jahren davor.

Das nächste Leichtathletik-Highlight - die EM in München

Sportschau, 12.07.2022 14:28 Uhr

Top-Saisonstart in Birmingham

Der Einstieg in die aktuelle Saison ist in Birmingham überragend gelungen mit 7,09 Metern, bei Windstille und nicht so warmen Temperaturen. Das ist immer noch Weltjahresbestleistung. War das vielleicht der Sprung, den Sie im vergangenen Jahr die ganze Zeit gesucht hat?

Mihambo: Natürlich hat in Birmingham viel zusammengepasst, was dazu geführt hat, dass es so weit ging. Aber ich muss auch sagen, dass ich jetzt einen viel stabileren Anlauf habe. Die Technik ist besser, was es leichter macht, dass so ein Sieben-Meter-Sprung schon im ersten Wettkampf kommen kann und nicht wie letztes Jahr nur zum Höhepunkt. Von daher hat mich das sehr gefreut. Aber generell waren dieses Jahr die Voraussetzungen bei den Wettkämpfen leider noch nicht so gut mit Regen und noch niedrigeren Temperaturen. Da war Birmingham wider meiner Erwartung wettertechnisch der beste Wettkampf.

Eugene ist ein historisch legendärer Ort für die US-amerikanische Leichtathletik. Welche Faszination strahlt das sagenumwobene Hayward Field aus? Und welche Geschichte soll dort mit der Protagonistin Malaika Mihambo geschrieben werden?

Mihambo: Natürlich freue ich mich schon sehr auf den Wettkampf, das ist für mich der erste Wettkampf in den USA. Ich denke, dass das Publikum sehr sportbegeistert sein wird. Von daher wird es bestimmt ein tolles Event. Ich selbst möchte einfach mein Bestes geben und dann schauen wir am Ende, wofür es reicht.

Volle Konzentration auf sich selbst

Sie haben die Möglichkeit, Ihren WM-Titel zu verteidigen. Welchen Reiz hat das?

Mihambo: Es ist natürlich schön, seinen Titel verteidigen zu können. Aber um den Titel zu erreichen, muss ich erst einmal mein Bestes geben. Darauf konzentriere ich mich auch, weil ich dann immer selbst aktiv bleibe und die Fäden in der Hand behalte. Wenn ich mich stattdessen darauf konzentrieren würde, dass ich Erste werden möchte, dann ist das wenig zielführend und bringt mich im Wettkampf nicht weiter.

"Ich habe keinen Zwang mehr, irgendetwas zu beweisen"

Sportschau, 12.07.2022 14:23 Uhr

Nur gut drei Wochen später stehen die European Championships in München an, ein Highlight jagt das nächste. Dort sind Sie eines der Gesichter dieser großen Veranstaltung. Wie wichtig ist diese Europameisterschaft?

Mihambo: Ich freue mich schon besonders auf die Europameisterschaften, denn eine internationale Meisterschaft im eigenen Land ist immer das Größte für einen Sportler. Ich freue mich sehr darauf, vom heimischen Publikum unterstützt zu werden.

Ausschluss russischer und belarussischer Athleten "legitim"

Jetzt sind die russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten ausgeschlossen. Ist das der richtige und gerechte Weg, wenn man bedenkt, dass Sport ja eigentlich eine zusammenführende Kraft hat?

Malaika Mihambo: "Der Sport bietet eine politische Bühne"

Sportschau, 12.07.2022 14:21 Uhr

Mihambo: Ich finde das auf individueller Ebene sehr traurig für die vielen Athleten, die jetzt ausgeschlossen werden, weil ein Sportlerleben in der Regel eher kurz ist und man nur eine gewisse Zeit hat. Zudem stehen nicht alle Sportler der politischen, oberen Riege nahe, weshalb es für die umso schwieriger ist, damit umzugehen. Aber auf der anderen Seite, und ich finde das überwiegt, muss man das große Ganze sehen. Da ist es eben so, dass Sport eine Bühne bietet, die auch innenpolitisch instrumentalisiert werden kann. Ich finde, wenn der Sport die Möglichkeit hat, so eine Bühne gar nicht erst zu schaffen, ist es auch legitim, dass man das dann unterlässt.