Sommerspiele in Japan Speerwurf-Olympiasieger Röhler sagt Tokio-Start ab

Stand: 28.06.2021 11:48 Uhr

Rio-Olympiasieger Thomas Röhler fehlt den deutschen Leichtathleten in Tokio. Eine Rückenverletzung stoppt den Speerwerfer, der nach dem Triumph bei der Heim-EM 2018 in Berlin nie mehr zu seiner Form fand

Der Wille war da, doch das Risiko zu groß. Schweren Herzens hat Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler seine Reise zu den Sommerspielen nach Tokio abgesagt. Zwei Tage vor der Nominierung gab der Goldmedaillengewinner von Rio, der unter Rückenschmerzen leidet, seine Entscheidung bekannt - und die sei ihm "unglaublich schwergefallen". Der deutschen Leichtathletik fehlt in Japan damit ein Aushängeschild und ein großer Champion.

"Zusammen mit meinem Trainer Harro Schwuchow habe ich genau abgewogen, aber am Ende hat meine Gesundheit Vorrang", sagte Röhler: "Ich muss jetzt auf meinen Körper hören, da ich meinen Sport noch ein paar Jahre auf Top-Niveau ausüben möchte." Mit der Rückenverletzung in Tokio anzutreten, wäre zu riskant.

Die Last der Erwartungen an die erfolgsverwöhnten Speerwerfer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) muss damit Johannes Vetter (Offenburg) alleine stemmen. Allerdings feuert der Ex-Weltmeister in diesem Jahr 90-Meter-Würfe in Serie ab und gilt als Top-Favorit auf Röhlers Nachfolge. Der 29-Jährige blickt dagegen auf sportlich verkorkste Monate zurück.

Der Rücken beschäftigt Röhler schon länger, die Verletzung hat er im Training erlitten. 609 Tage pausierte der Europameister von Berlin 2018, ehe er Anfang Juni bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig neuen Anlauf nahm, aber wieder ausgebremst wurde. Nach nur einem (ungültigen) Versuch brach Röhler den Wettkampf ab, diesmal war es der Brustmuskel, der zwickte. Dennoch gab sich Röhler zuversichtlich, seinen Start in Tokio wollte er nicht abschreiben. "Ich weiß, was ich trainiert habe", sagte er selbstbewusst: "Das wirft mich kein Stück zurück." Drei Wochen später folgte das Aus - und das bedrückt nicht nur den jungen Familienvater aus Jena.

"Die Absage von Thomas Röhler für die Olympischen Spiele in Tokio ist für ihn selbst und für die DLV-Nationalmannschaft sehr, sehr schade, denn als amtierender Speerwurf-Olympiasieger hätte er natürlich gerne seinen Titel verteidigt", sagte der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska.

Da Diskus-Olympiasieger Christoph Harting aller Voraussicht nach auch nicht zu den Nominierten gehören wird, fährt das deutsche Team ohne Rio-Sieger zu den Pandemie-Spielen nach Japan (23. Juli bis 8. August). Die dritte deutsche Medaille in Brasilien hatte vor fünf Jahren Diskuswerfer Daniel Jasinski mit Bronze gewonnen, immerhin der deutsche Meister wird zum Aufgebot gehören.

Für Röhler geht es nun darum, die Probleme auszukurieren, er blickt bereits nach vorne. Bei den European Championships im kommenden Jahr in München tritt er an, um seinen EM-Titel erfolgreich zu verteidigen, die WM 2022 in den USA hat er ebenso im Blick wie die Sommerspiele 2024 in Paris. Denn: "Selbst wenn du Olympiasieger bist, sind die Olympischen Spiele immer wieder etwas Besonderes", sagt Röhler.