DHB-Auswahl Handball-EM: Die deutschen Torhüter und ihre klare Rangfolge

Stand: 11.01.2022 13:59 Uhr

Deutschlands Handballer gehen nur mit einem Torwartduo in die EM. Eine besondere Rolle kommt auf Andreas Wolff zu. Der dritte Torhüter, Joel Birlehm, wird nicht mit nach Bratislava reisen.

Es war eine gelungene Generalprobe auf diese Europameisterschaft für Andreas Wolff. Deutschland lag im letzten Testspiel vor dem Turnier gegen Frankreich Mitte der ersten Halbzeit zurück. Als Bundestrainer Alfred Gislason ihn dann für Till Klimpke einwechselte, wendete sich das Blatt. Wolff überzeugte mit Klasseparaden und brachte sein Team damit wieder in die Spur.

Es war nur ein Test, klar. Aber es zeigte sich, wie sehr der Tormann der völlig neu zusammengestellten deutschen Mannschaft Rückhalt geben kann.

Birlehm fährt nicht mit nach Bratislava

In die vergangenen Großturniere war die DHB-Auswahl stets mit einem sehr erfahrenen Torwarttrio gegangen. Das ist diesmal anders, wenn am Freitag (14.01.2022, 18 Uhr, live in der ARD) gegen Belarus der erste Anwurf erfolgt. Die Routiniers Silvio Heinevetter und Johannes Bitter, die mit Wolff zuletzt die Dreierriege bildeten, stehen nur im erweiterten 35er Kader und somit auf Abruf bereit. Genauso wie Joel Birlehm.

Der als dritter Torhüter vorgesehene Leipziger Keeper wird nicht die Reise nach Bratislava antreten. Das teilte der DHB am Dienstagmittag (11.01.2022) mit. "Joel Birlehm wird nach Hause gehen und sich in Leipzig fit halten. Die Reise von Leipzig nach Bratislava ist auch nicht die Welt, so dass er schnell da sein könnte, sollten wir Bedarf haben", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Im Bedarfsfall könnte Gislason den 24-jährigen Birlehm nachnominieren. "Es ist keine Degradierung", sagte Kromer mit Blick auf Birlehm.

Alfred Gislason setzt neben Andreas Wolff (Vive Kielce) also nur noch auf Till Klimpke von der HSG Wetzlar.

"Vielleicht haut der Andi wieder einen raus"

Eine klare Rangfolge auf der Position zwischen den Pfosten hatte sich bereits in der Vorbereitungszeit abgezeichnet. Wolff wird bei der Nationalmannschaft den Status als Nummer eins genießen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Wolff stand in Konkurrenz zu Heinevetter und Bitter. Eine klare Hackordnung gab es nicht, vor allem Wolff kam damit nicht gut zurecht. "Andi muss das Gefühl haben, die klare Nummer eins zu sein", meint Jasmin Camdzic, Torwartausbilder der angesehenen Wetzlarer Torwartschmiede und einst Entdecker des Nationalkeepers.

Auch Kai Wandschneider, der als Trainer in Wetzlar mit Wolff zusammenarbeitete, sieht in der jetzigen Konsteallation einen Vorteil. "Vielleicht haut der Andi nun bei diesem Turnier nochmal einen raus so wie bei der EM 2016", sagte Wandschneider der Sportschau.

Großen Anteil am EM-Sieg 2016

Die Erwartungen vor allem an Wolff sind hoch. 2016 hatte der gebürtige Euskirchener maßgeblichen Anteil am EM-Triumph. Damit hatte er die Latte sehr hoch gelegt. An diese Weltklasse-Leistungen konnte er in den Folgeturnieren und auch bei seinen Klubs THW Kiel und Vive Kielce nicht recht anknüpfen.

Zu oft wollte sich der 30-Jährige nicht mit einer Nebenrolle zufriedengeben. Gislason hat in diesem Punkt einen Reifeprozess bei seinem Hünen ausgemacht. "Er hat sich damit abgefunden, dass er nicht in jedem Spiel anfangen muss. Das ist gut so", sagt der Bundestrainer, der seiner Nummer eins derzeit eine sehr gute Form bescheinigt. Gerade rechtzeitig, lief es für Wolff zu Saisonbeginn doch überhaupt nicht. "Andi hatte bis Ende Oktober schon große Probleme in Kielce. Er hat nicht oft und auch nicht gut gespielt", berichtet Gislason.

Keine großen Worte

Wolff will zu seinem Leistungsstand und seiner sportlichen Situation derzeit nichts sagen. Er übt sich schon seit Wochen in öffentlichem Schweigen, auch weil er sich in der Vergangenheit öfters mal den Mund verbrannt hat. Unterstützung bekommt er von den DHB-Verantwortlichen. "Uns soll es recht sein", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer, "wenn es seinen Leistungen dienlich ist."

Dafür spricht sein Kompagnon Till Klimpke. "Wir können sehr gut miteinander. Jeder gönnt dem anderen eine gute Leistung. Wir sind uns vom Ehrgeiz her sehr ähnlich. Aber auf Konkurrenzkampf hat keiner Lust, deshalb ist es sehr entspannt", berichtet der 23-Jährige. Wie Wolff entstammt auch Klimpke der Wetzlarer Torwartschmiede von Jasmin Camdzic.

Als A-Jugendlicher trainierte Klimpke sogar eine Zeitlang mit Wolff gemeinsam, als dieser noch in Wetzlar spielte. Jetzt wollen die beiden gemeinsam dazu beitragen, dass der deutschen Mannschaft eine gute Europameisterschaft gelingt.