Handball | EM Handball-EM: Neue Corona-Fälle und Kritik an Hotelregeln

Stand: 13.01.2022 08:00 Uhr

Die Teams der Handball-EM sind angekommen in Ungarn und der Slowakei - und mit ihnen das Coronavirus, wie PCR-Tests zeigen. Kritik gibt es zudem an den Corona-Regeln einiger ungarischer Hotels.

Die Handball-EM in Ungarn und der Slowakei (13. bis 30. Januar ) startet mit schlechten Nachrichten. Die ersten Corona-Tests vor Ort haben gleich mehrere Coronavirus-Infektionen aufgedeckt. Besonders betroffen sind laut Meldungen vom Mittwoch (12.01.2022) Deutschlands Vorrundengegner Polen (fünf Fälle) und Montenegro (drei). Jeweils einen Fall gibt es in den Teams von Serbien, Slowenien und Kroatien.

Bereits im Vorfeld des Turniers hatten viele Nationen mit Corona-Ausbrüchen zu kämpfen, auch Frankreichs Star-Spieler Nikola Karabatic war positiv getestet worden. Er und viele andere profitierten davon, dass der Veranstalter, die Europäische Handballföderation (EHF), die Quarantänezeit für Infizierte von 14 auf fünf Tage reduzierte. So konnten sich Karabatic und Co. freitesten und zur EM reisen. Nach zwei negativen PCR-Tests in Folge sind sie wieder spielberechtigt.

Infektionsketten weiter aktiv

Doch die jüngsten positiven Tests zeigen, dass nicht alle Infektionsketten in den Teams unterbrochen worden sind. Die Gefahr, dass es auch weiterhin zu Ansteckungen innerhalb der Delegationen kommt und Spieler womöglich mit Infektionen EM-Spiele bestreiten, scheint groß. "Das kann nicht gut gehen", sagte der Sportmedizin-Professor Wilhelm Bloch der Sportschau. "Wenn, dann nur mit einer täglichen Testung, aber selbst dann bleibt noch ein Risiko."

Hinzu kommen mögliche Einflüsse von außen, zuletzt wurde Kritik an den Bedingungen in ungarischen Hotels laut. "Wir waren alle fassungslos und sogar schockiert, als wir nicht maskierte Gäste sahen, und dass wir am selben Ort wie andere Gäste aßen." So äußerte sich der kürzlich genesene Karabatic laut der Sport-Tageszeitung "L'Équipe" am Dienstag in einer Video-Pressekonferenz. Tags zuvor war die französische Delegation im ungarischen Szeged angekommen, wo sie ihre Vorrundenspiele bestreitet.

Dort trifft Frankreich unter anderem auf Serbien, dessen spanischer Trainer Toni Gerona via Twitter ebenfalls Kritik übte. "Chaotische Organisation bei der EM. Normale Gäste ohne Masken im selben Bereich mit den Teams, keine Tests für alle Teams, Verspätungen beim Test ..."

Das EHF-Hygienekonzept sieht eigentlich vor, dass den Teams in ihren Hotels eigene Bereiche ohne andere Gäste zur Verfügung stehen - auch ein eigener Essensraum. Der französische Handballverbands-Präsident Philippe Bana sagte laut "L'Équipe", die EHF habe einen Organisationsfehler eingeräumt, den sie schnell beseitigen wolle.

DHB-Team äußert sich zufrieden

Die deutschen Handballer bestreiten ihre Vorrunde in der slowakischen Hauptstadt Bratislava - und dort sei "alles in bester Ordnung", schreibt der DHB auf Sportschau-Anfrage. "Wir haben in einem guten, sauberen Haus separate Bereiche und keinen Kontakt mit anderen Hotelgästen, von denen wir bisher auch keine gesehen haben." Kurzfristig habe der Ausrichter auch dem Wunsch des DHB entsprochen, Einzelzimmer für die komplette Delegation zu organisieren. Ursprünglich waren Doppelzimmer vorgesehen. Die anderen Teams, darunter Polen mit seinen fünf bekannt gewordenen Fällen, seien auf anderen Etagen untergebracht.

Eine weitere kritische Stimme kommt dagegen aus Island. Nationaltrainer Gudmundur Gudmundsson wunderte sich im Rundfunksender "RUV" über die Begebenheiten im Budapester Hotel der Isländer. "Ich muss zugeben, dass ich erwartet hatte, dass es ähnlich ist wie in Ägypten. Da waren wir in einer Blase, und sie nahmen das sehr ernst." Ägypten war im Januar 2021 Ausrichter der Handball-WM und bekam anfängliche Corona-Probleme gut in den Griff - wohl vor allem dank einer strikten Turnier-Bubble.

Turnier ohne Bubble - trotz Omikron

Diese aber ist in Ungarn und in der Slowakei gar nicht vorgesehen. Das EHF-Hygienekonzept ist seit Ende November 2021 bekannt. Die EM ist eine 2G-Veranstaltung, es dürfen also nur Geimpfte und Genesene teilnehmen. Die Hoffnungen waren groß, auf diese Weise ein Turnier mit gelockerten Regeln durchführen zu können.

Nicht einberechnet war dabei allerdings die neue Omikron-Variante, die sich seit Dezember in Europa stark ausbreitet. Es gibt Hinweise darauf, dass Omikron besonders ansteckend ist. Vor allem aber umgeht Omikron den Infektionsschutz. Geimpfte und Genesene gelten zwar als gut gerüstet gegen schwere Krankheitsverläufe, aber ohne Booster-Impfung als kaum geschützt gegen eine Infektion mit Omikron. Die 2G-Regel dürfte deshalb deutlich weniger helfen als gedacht.

Volle Auslastung in Ungarns Handball-Hallen

Vor diesem Hintergrund könnten auch die Zuschauerregeln in den Hallen noch zum Thema werden. In der Slowakei, wo Deutschland seine Vorrundenspiele bestreitet, sind 25 Prozent Auslastung erlaubt. Die Zuschauer müssen vollständig geimpft sein und eine FFP2-Maske tragen. In Ungarn dagegen dürfen die Hallen voll besetzt werden. Geimpfte, Genesene und PCR-Getestete erhalten Einlass und sollen eine Maske tragen.

Ungarn hat in der Corona-Pandemie eine der höchsten Sterberaten in Europa. Laut Johns-Hopkins-Universität liegt sie bei 415 Covid-19-Toten je 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei 138, die Slowakei bei 313. Gleichzeitig nutzt Ungarns Regierung um Rechtspopulist Viktor Orban jede Gelegenheit, um Sport-Großereignisse zu veranstalten. Budapest war mehrfach Ausweich-Gastgeber für Fußballspiele der Champions League und der Europa League und sorgte bei der Fußball-EM 2021 als einziger Spielort für ein volles Stadion ohne Maskenpflicht.

Das Wagnis im Sommer ging weitgehend gut, zumindest blieben die Infektionszahlen im Anschluss auf niedrigem Niveau. Bleibt nur die Frage, ob auch das Experiment gutgeht, eine Handball-Halle in Omikron-Zeiten voll zu besetzen.