Vor Türkei - Schweiz Hakan Calhanoglu - Mitläufer statt EM-Star

Stand: 19.06.2021 21:45 Uhr

Mit 27 Jahren und 58 Länderspielen gehört Regisseur Hakan Calhanoglu zu den erfahrensten Spielern im Nationalteam der Türkei. Zu den besten gehört er ohnehin. Aber auf seinen internationalen Durchbruch wartet der ehemalige Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen und des Hamburger SV immer noch.

Von Christian Kerber

Der Freistoß-Spezialist steht mit der Türkei vor dem vorzeitigen Aus bei der EURO. Nach einer bislang komplett enttäuschenden EM mit null Punkten und 0:5 Toren aus zwei Partien soll am Sonntag (20.06.2021, 18.00 Uhr) in Baku gegen die Schweiz die letzte Chance genutzt werden. Denn mit einem Sieg hätte die Mannschaft von Trainer Senol Günes sogar noch Chancen auf ein Weiterkommen als einer der vier besten Gruppendritten.

Vier EM-Spiele - kein Tor

Für Calhanoglu wäre das Aus eine weitere EM-Enttäuschung. Der gebürtige Mannheimer war schon 2016 in Frankreich dabei, kam damals aber nur in den ersten beiden Gruppenspielen zum Einsatz, beim abschließenden Sieg gegen Tschechien saß er nur auf der Bank. Seine Bilanz bei einer Europameisterschaft ist somit ernüchternd: In vier EM-Spielen musste er vier Niederlagen einstecken - und seine Mannschaft erzielte noch nicht einmal ein Tor.

Dabei bildet er 2021 mit dem Ex-Freiburger Verteidiger Caglar Söyüncü (Leicester City) und dem frisch gebackenen französischen Überraschungsmeister Burak Yilmaz (OSC Lille) die zentrale Achse der "Milli Takim".

Bei der EM-Quali hatte der frühere Karlsruher noch überzeugt. Doch nun lahmt besonders das Offensivspiel. Calhanoglu konnte bislang kaum Akzente setzen und gefährliche Aktionen initiieren. Viele Angriffsbälle fliegen auch einfach über ihn hinweg.

Daum: "Kann Superstar der EM werden"

Die Vorhersage von Türkei-Experte Christoph Daum - "Hakan Calhanoglu kann zum Superstar bei der EM werden" ("Münchner Merkur" und "tz"), hat sich bisher nicht erfüllt.

Auch in den vier Jahren beim AC Mailand konnte er übrigens international nicht groß in Erscheinung treten. Sein Vertrag dort läuft Ende des Monats aus. Juventus Turin und Atlético Madrid sollen interessiert sein.

FIFA-Sperre und Ärger beim HSV

In Deutschland waren seine Wechsel immer auch von Nebengeräuschen begleitet. Als er vom Drittligisten Karlsruher SC zum Hamburger SV ging, tat er dies noch als Top-Talent, was er an der Elbe mit starken Leistungen auch regelmäßig bestätigen konnte.

Die Stimmung kippte dann mit seinem Wechselwunsch vom mittlerweile kriselnden HSV zu Bayer Leverkusen, was bei den Norddeutschen als Verrat empfunden wurde. Dazu kam eine viermonatige Sperre, deren Wurzeln noch in seiner Zeit beim KSC lagen. Dort hatte er eine Vereinbarung mit dem türkischen Klub Trabzonspor getroffen, diese aus Sicht des Sportgerichtshofs CAS gebrochen, als er in Karlsruhe verlängerte und danach zum HSV wechselte.