Belgien - Portugal 1:0 Thorgan Hazards Flatterball sitzt - Portugal ist raus

Stand: 27.06.2021 23:02 Uhr

Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo ist bereits im Achtelfinale der EURO 2020 ausgeschieden. Gegen ein enorm abgeklärtes Belgien scheiterte der Titelverteidiger in Sevilla trotz guter Möglichkeiten und unterlag mit 0:1 (0:1).

Thorgan Hazard hieß der belgische Held im Achtelfinalspiel in Sevilla. Der 28-jährige Profi von Borussia Dortmund überraschte Portugal am Sonntag (27.06.2021) nach 42 Minuten mit einem fulminanten Distanzschuss, der zum letztlich entscheidenden 1:0 einschlug. Unterstützung erhielt er dabei allerdings von Portugals Keeper Rui Patricio, der den haltbaren Ball zum Entsetzen seiner Mannschaftskollegen passieren ließ.

Thorgan Hazard - EURO-Höhenflug nach schwerer BVB-Saison

"Ausgerechnet Hazard" - könnte man meinen. Dass in der heißen Phase des Turniers sowohl Eden als auch Thorgan zum Stammpersonal der Belgier zählen würden, war ja keineswegs selbstverständlich. Die Brüder haben in Madrid und Dortmund ein schweres Jahr hinter sich, kämpften häufig mit Form und Fitness sowie gegen namhafte Konkurrenz um ihre Stammplätze. Jetzt können sie sich auf das Viertelfinale und vielleicht noch mehr freuen. "Das war heute schon wie ein Endspiel", jubelte Thorgan nach der Partie, aber er befand auch: "Es wird noch schwer. Es sind noch viele große Teams im Turnier." 

Aber so richtig schief kann die UEFA EURO 2020 für Thorgan eigentlich gar nicht mehr gehen: Schon jetzt ist er mit seinem zweiten Turniertreffer erfolgreicher als in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, wo er in 16 Pertien nur zu einem Torerfolg kam.

Belgien im Viertelfinale gegen Italien

Der Titelverteidiger ist also frühzeitig raus, die "goldene Generation" Belgiens - die so langsam in die Jahre kommt - darf hingegen weiter vom Gewinn eines großen Titels träumen. Einen einzigen Schuss brachte das Team gegen Portugal auf das Tor. Und der war drin. Das nennt man Effektivität. Im Viertelfinale trifft das Team von Trainer Roberto Martinez am Freitag um 21 Uhr auf Italien.

Belgien, aktueller Weltranglistenerster, gegen Titelverteidiger Portugal - Fußball-Romantiker hatten wohl gleich von Spielbeginn an auf ein Offensivspektakel zweier Top-Favoriten auf den EURO-Titel gehofft. Das natürlich nicht zustandekam. Weil sich beide Teams kennen, weil sie ganz genau wussten: Wer dem anderen im selbst am Abend noch 30 Grad heißen Sevilla ins offene Messer laufen würde, hätte am Ende ganz sicher das Nachsehen.

Topstars liefern Fußball mit Handbremse

So ließen es die Topstars beider Teams um Cristiano Ronaldo, Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku erst einmal gemächlich und vor allem kontrolliert angehen. Was auf Kosten der Spielattraktivität ging. Die erfahrenen Belgier, die mit einem satten Durchschnittsalter von 30 Jahren in die Partie gingen, hatten in der ersten halben Stunde zwar mehr Ballbesitz, schafften aber nicht eine einzige Torannäherung. Ausgerechent ihr womöglich hölzernster Akteur, Thomas Meunier, brach nach knapp 37 Minuten den Bann, als er mit einem Schlenzer aus etwa 23 Metern das Tor der Portugiesen nur knapp verfehlte.

Auf der anderen Seite verlegte sich Portugal von Beginn an auf Konterfußball. Der Gegner sollte ruhig angreifen, sollte gelockt werden, um dann bei Ballgewinn überfallartig ausgespielt zu werden. Allein: Die Belgier taten Portugal diesen Gefallen nicht, produzierten keinerlei entsprechende Ballverluste. So blieb Ronaldo wirkungslos - Portugals Goalgetter Nummer eins konnte Belgiens Keeper Thibaut Courtois lediglich mal bei einem Freistoß aus 22 Metern halbrechter Position zur Parade zwingen.

Rui Patricio patzt, Thorgan Hazard trifft zum 1:0

Umso erstaunlicher, dass die Partie trotzdem noch vor dem Pausenpfiff ein echtes Highlight lieferte. Das tatsächlich aus dem Nichts kam und in Belgiens 1:0-Führung mündete. Nach einem portugiesischen Ballverlust im Mittelfeld spitzelte Meunier die Kugel in der 42. Minute auf seinen Dortmunder Bundesliga-Teamkollegen Thorgan Hazard. Der zog von halblinks mit einem Schritt in die Mitte und drosch das Spielgerät aus 22 Metern mit Wucht in Richtung Tor. Und konnte Sekundenbruchteile später jubeln, denn Portugals Keeper Rui Patricio bekam die Fäuste nicht an den Ball und musste den haltbaren Schuss zur belgischen Führung passieren lassen.

Die Pause hatten sich beide Teams zwar irgendwie nicht verdient - nutzten sie aber dennoch zu taktischen Umstellungen. Die Portugiesen rückten vor, griffen die Belgier nun frühzeitig schon in deren Spielaufbau an. Und die Roten mussten kurz nach dem Seitenwechsel eine enorme Schwächung verkraften: Spielmacher De Bruyne ging angeschlagen vom Feld, ihn ersetzte fortan Dries Mertens. Portugals Coach Fernando Santos reagierte wenig später und brachte die hochtalentierten Offensivspieler Bruno Fernandes und Joao Felix.

De Bruyne angeschlagen raus, Belgien lässt sich einschnüren

Und gleich bekam das portugiesische Spiel mehr Zug, wurde druckvoll. Ronaldo bereitete in der 57. Minute für Diogo Jota vor, doch der Stürmer vom FC Liverpool schoss aus 14 Metern eine Idee zu hoch. Drei Minuten später scheiterte Felix mit einem Kopfball aus acht Metern an Courtois. Allzu früh zogen sich die Belgier viel zu weit zurück, gerieten so unter Dauerdruck.

Dankbar durften sie in dieser Phase sein, dass der von vielen schon abgeschriebene Eden Hazard das Heft in die Hand nahm, sich immer wieder anspielen ließ und mit seinen Dribblings wenigstens hin und wieder für Entlastung sorgte. Aber die Chancen hatte weiter Portugal: Die beste sicherlich Raphael Guerreiro, der in der 84. Minute mit einem Rechtsschuss aus 15 Metern nur den rechten Pfosten traf. Und als wenig später Courtois mutig vor dem eingewechselten Frankfurter André Silva rettete, war Belgien durch. Und der Titelverteidiger ausgeschieden.