Gruppe A, 2. Spieltag Zwei Spiele, null Punkte - Katzenjammer in der Türkei

Stand: 16.06.2021 22:44 Uhr

Die Türkei steht bei der Fußball-EM vor dem Aus. Für die Mannschaft von Nationalcoach Senol Günes setzte es auch im zweiten Spiel beim 0:2 gegen Wales eine bittere Pleite.

Die Emotionen kochten bei Burak Yilmaz bereits vor dem Abpfiff hoch, als die nächste bittere Enttäuschung für die Türkei kaum mehr zu verhindern war. Erst langte der Kapitän dem am Boden liegenden Joe Rodon ins Gesicht, dann zettelte er ein heftiges Handgemenge mit vier Gelben Karten auf beiden Seiten an.

Der Frust der Milli Takim kannte beim 0:2 (0:1) gegen Wales im hitzigen "Heimspiel" in Baku keine Grenzen. "Für dieses Spiel gibt es keine Erklärung. Ich kann es nicht glauben, und ich will es auch nicht glauben", klagte Nihat Kahveci. Denn vor den Augen von Staatschef Recep Tayyip Erdogan rückte das Achtelfinale für die türkische Mannschaft in weite Ferne, am Sonntag droht im abschließenden Gruppenspiel gegen die Schweiz bereits das Aus.

"Helden haben es nicht gut gemacht"

"Unerwartete Niederlage in Baku", jammerte die Tageszeitung "Hürriyet" und stellte fest: "Unsere Helden haben es nicht gut gemacht". "Gazete Futbol" meldete: "Türkei versagt vor heimischer Kulisse kläglich!". Dabei zeigte sich die Elf von Nationalcoach Senol Günes verbessert, nach dem völlig verpatzten Eröffnungsspiel gegen Italien (0:3) gab es jedoch die nächste schwere Enttäuschung.

Die vor der EURO hoch gehandelten, aber zum Auftakt tief gefallenen Türken hatten eigentlich Wiedergutmachung versprochen. Kapitän Burak Yilmaz kündigte an, dass die Mannschaft zeigen werde, "wer wir wirklich sind". Und der frühere Bundesliga-Profi Hakan Calhanoglu wollte seinen Landsleuten ein "Lächeln ins Gesicht zaubern".

Hinten, in der Mitte und vorne schwach

Die Türken attackierten weiter vorne als noch vor fünf Tagen und agierten gefährlicher - auch wegen Kaan Ayhan und Cengiz Ünder, die in die Startelf gerückt waren. Nach dem ersten Abschluss von Yilmaz (9.) scheiterte Ünder (13.), der die zuletzt harmlose Offensive belebte, am walisischen Keeper Danny Ward. Und auch Ayhan (29.) meldete sich nach einer Ecke mit einem Kopfball.

Das war es dann aber auch. Viel zu ungenau war das eigene laue Offensivspiel, viel zu viel Platz ließ man den walisischen Angreifern um Gareth Bale bei deren Aktionen nach vorn. Und so hatten die Waliser Chancen für beinahe zwei Spiele, leisteten sich sogar noch einen verschossenen Elfmeter ihres Kapitäns Bale.

"Wünschte, wir hätten gewonnen"

"Wir sind traurig", sagte Günes nach der Partie. "Der Schock aus dem Italien-Spiel hat uns auch heute noch nicht losgelassen. Es ist nicht normal, dass in unserer Mannschaft so viele Pässe nicht ankommen." Man sei nun in einer "schwierigen" Situation. "Ich wünschte, wir hätten hier gewonnen." Und dann fügte Günes geknickt an: "Wir haben davon geträumt, die Gruppe zu überstehen. Ich habe mein Bestes gegeben, die richtigen Spieler auf den Platz zu bringen."

Umut Meras zeigte sich ebenso ratlos: "Wir entschuldigen uns bei unserem Volk. Wir wollten unbedingt gewinnen, aber es hat nicht geklappt."