Belgien im Viertelfinale Jenseits von Eden - Belgiens Matchwinner Thorgan Hazard

Stand: 28.06.2021 10:02 Uhr

Mit seinem entscheidenden Tor gegen Portugal ist Thorgan Hazard endgültig aus dem Schatten seines Bruders Eden getreten. Auf der großen internationalen Bühne läuft es für den Belgier viel besser als zuletzt bei seinem Klub Borussia Dortmund.

Einmal Händeabklatschen, dann ein kurzes Tätscheln der Wange - der erste Gratulant nach dem prächtigen Schuss von Thorgan Hazard war sein Bruder Eden. Doch statt eines innigen Brudermoments war es eher ein nüchterne Begegnung im Vorbeilaufen. Thorgan Hazard kostete das Tor gegen die Portugiesen lieber kurz alleine aus, ehe er sich in das Jubelknäuel mit den Kollegen Witsel und Meunier begab, dem sich dann Eden auch anschloss.

Internationaler Ruhm des großen Bruders

Es war eine bezeichnende Szene für das Brüderpaar bei diesem Turnier. Der jüngere Thorgan, der zwar schon eine ansehnliche Bundesligakarriere hingelegt hat, stand immer etwas im Schatten des internationalen Starspielers Eden, der im vergangenen Sommer für die gigantische Summe von mehr als 110 Millionen Euro vom FC Chelsea zu Real Madrid wechselte.

Nun nutzt dieses EM-Turnier aber bislang der zwei Jahre jüngere Thorgan, um sich mehr und mehr ins Rampenlicht zu spielen. Das "Goldene Tor" gegen Portugal war bereits der dritte Scorerpunkt für Thorgan im vierten EM-Spiel, damit liegt er in der teaminternen Wertung gleichauf mit Mittelstürmer Romelu Lukaku

"Der wichtigste Treffer in meiner Karriere"

Der Treffer gegen Portugal sei sogar der wichtigste seiner Karriere gewesen, sagte der Gefeierte in der Nacht von Sevilla. Er habe auch schon gesagt bekommen, es sei ein Cristiano-Ronaldo-Tor gewesen, berichtete er gut gelaunt. "Wer Hazard(s) hat, braucht keinen Ronaldo", titelte denn auch die deutschsprachige belgische Zeitung "Grenzecho".

In einem Atemzug mit Cristiano Ronaldo genannt zu werden, das ist neu für Thorgan. Solche Vergleiche im Hazard-Clan waren bislang Eden vorbehalten. Vier Söhne zählt die Familie von Carine und Thierry Hazard, früher beide ebenfalls Fußballspieler. Neben Eden und Thorgan hat es auch Kylian zum Profi gebracht. Er spielt derzeit für Cercle Brügge in der ersten belgischen Liga. Nur Ethan, der jüngste der Brüderbande, trat nicht in die Fußstapfen der Eltern und Brüder.

Suboptimale Saison in Dortmund

Die ganze Familie dürfte besonders den Auftritt des Zweitältesten verfolgt haben. Denn auch über sein Tor hinaus zählte Thorgan Hazard zu den Aktivposten im "Dortmunder" Mittelfeld der Belgier, zu dem sich gegen die Portugiesen auch die Vereinskollegen Thomas Meunier und Axel Witsel gesellten.

Es war das dritte Spiel von Hazard in der Startelf - nur im unbedeutenden dritten Gruppenspiel gegen Finnland war er geschont worden. Dass Hazard überhaupt diese Wertschätzung von Trainer Roberto Martinez bei der Europameisterschaft bekommt, war vor dem Turnier nicht abzusehen.

Hazard hat eine Saison bei Borussia Dortmund hinter sich, die alles andere als optimal lief. Er kam nur auf 16 Bundesligaeinsätze, schoss ein einziges Tor und lief allzu oft Form und Fitness hinterher. Zwei Muskelverletzungen nacheinander ließen ihn wochenlang ausfallen. Sein zweites Jahr in Dortmund war wesentlich schlechter als das erste, in dem er immerhin auf 20 Scorerpunkte kam.

Schlechte Saison beim BVB wie Meunier

Von einer durchwachsenen Saison in Dortmund kann auch Thomas Meunier ein Lied singen. Und auch er blüht in der Nationalmannschaft auf: Nach dem Spiel gegen die Portugiesen war die Frage berechtigt, ob das wirklich jener aus Dortmund bekannte Meunier gewesen ist, der mit beeindruckender Defensivstärke im belgischen Mittelfeld die Angriffe des Gegners immer wieder unterband.

In Dortmund war Meunier allzu oft mit stümperhaften Auftritten aufgefallen und konnte nie die Erwartungen erfüllen, die in den Mann, der von Paris St. Germain geholt worden war, gesetzt wurden.

Dortmund wirkt weit weg

Aber Dortmund ist derzeit weit weg, ein großer Triumph bei der Europameisterschaft dagegen für die Hazards und Meunier nah. In Italien im Viertelfinale muss nun ein weiteres schweres Kaliber aus dem Weg geräumt werden, aber das ist den Belgiern ja schon gegen Portugal gelungen.

Und wer weiß, möglicherweise muss dann auch Thorgan Hazard seine Nominierung des wichtigsten Treffers seiner Karriere gegen Portugal noch einmal überdenken.