Frankreichs Stürmerstar Vorsicht Schweiz - Frankreichs Griezmann liebt K.o.-Spiele

Stand: 27.06.2021 16:39 Uhr

Frankreich geht als großer Favorit ins Achtelfinalspiel gegen die Schweiz am Montag (28.06., 21 Uhr). Zumal die Franzosen einen echten Spezialisten für K.o.-Spiele in ihren Reihen haben.

Ist Frankreich tatsächlich immer noch der Top-Favorit auf den Titel? Vor der EM waren sich die Experten eigentlich einig - der Weg zur Europameisterschaft würde nur über den aktuellen Weltmeister gehen. Mittlerweile sind ein paar Zweifel aufgekommen - zwar qualifizierte sich die "Equipe Tricolore" in der deutschen "Todesgruppe" recht souverän für die K.o.-Runde - doch so wirklich überragend waren die Auftritte Frankreichs bislang eben nicht.

Die Statistik dazu: Frankreich gab im Turnier bisher 28 Torschüsse ab und ließ 25 gegnerische Abschlüsse zu, das hielt sich also ziemlich die Waage. Der Weltmeister hatte auch nur 52 Prozent Spielanteile. Diese Dinge hatte man eigentlich etwas anders - dominanter - erwartet.

2016 - Frankreich kommt erst nach der Vorrunde in Schwung

Das mag auch daran liegen, dass die Erinnerungen an Details großer Turniere mitunter verblassen. Bestes Beispiel: Als Frankreich 2016 bei der EM im eigenen Land bis ins Finale vorstieß, hatte es ebenfalls eine eher maue Vorrunde hingelegt. Vor allem der letztlich überragende Spieler war erst auf Touren gekommen, als es in den K.o.-Duellen um alles ging: Antoine Griezmann.

Damals, wenige Wochen nachdem Griezmann mit seinem Klub Atletico Madrid das Champions-League-Finale gegen den Stadtrivalen Real verloren hatte, brauchte er bei der EM im eigenen Land eine ganze Menge Anlaufzeit, ehe er regelrecht explodierte. Im ersten Spiel des Gastgebers gegen Rumänien (2:1) wusste er nicht zu überzeugen und wurde nach gut einer Stunde ausgewechselt.

Griezmann - ein Mann für die Crunchtime

Nachdem er im zweiten Gruppenspiel gegen Albanien, nach 68 Minuten eingewechselt, in der Schlussphase das zwischenzeitliche 1:0 beim 2:0-Sieg der Franzosen erzielt hatte, blieb er beim torlosen Remis gegen die Schweiz erneut recht blass. In der K.-o.-Runde steigerte sich Griezmann enorm und schoss die "Grande Nation" mit seinen beiden Achtelfinal-Treffern gegen Irland (2:1) sowie einem Tor und zwei Assists beim 5:2 im Viertelfinale gegen Island ins Halbfinale.

Auch dort überzeugte er gegen den damaligen Weltmeister Deutschland und sorgte durch zwei Tore im Alleingang für den französischen 2:0-Sieg. Im Endspiel gegen Portugal unterlagen die Franzosen allerdings mit 0:1 (n.V.). Griezmann erhielt den "Goldenen Schuh" als bester Torschütze (6 Treffer) und wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Er hatte sich erstmals als der entscheidende Mann für die "Crunchtime" eines Turniers erwiesen.

WM-Sieg 2018 - Griezmann explodiert nach der Vorrunde

Ähnlich lief das alles für den heute 30-Jährigen zwei Jahre später, als die Franzosen vielumjubelter Weltmeister wurden. Auch damals stand Griezmann nach der Vorrunde bei einem einzigen erzielten Treffer, ehe er in den K.o-Duellen aufdrehte. Mit drei weiteren Toren und vier Torvorlagen war er entscheidende Mann der Franzosen auf dem Weg zum Titelgewinn. Die Dinge könnten sich wiederholen. Denn auch jetzt - vor dem Spiel gegen die Schweiz - steht auf Griezmanns Konto nach der Vorrunde: ein Tor.

Die Augen werden ab dem Achtelfinale also vor allem auf jenem Mann liegen, dessen Karriere ja bei allem Glanz auch so einige Brüche vorzuweisen hat. Schließlich war der in Macon aufgewachsene Supertechniker in jungen Jahren nicht gerade das Top-Versprechen in seinem Heimatland. "Zu klein, zu schwach", lautete das Urteil der großen französischen Vereine, als Griezmann mit 13 Jahren begann, auf sich aufmerksam zu machen.

Entdeckt von spanischem Scout

Anders beurteilte das damals Eric Olhtas, ein Scout des baskischen Klubs Real Sociedad San Sebastian, der Griezmann bei einem Juniorenturnier beobachtet hatte und ihn anschließend gleich kontaktierte. "Mir ist seine Ballkontrolle und sein Passspiel aufgefallen. Das wirkte alles so spielerisch leicht. Ich habe mich gefragt: 'Wie gut mag er werden, wenn sein Körper voll entwickelt ist?'"

Griezmann hat die Antwort im Laufe seiner Karriere gegeben. Er stieg in seiner Klub-Laufbahn auf, als er nach der WM 2014 von Real Sociedad zu Atletico Madrid wechselte, ehe er 2019 für die festgeschriebene Ablösesumme von 120 Millionen Euro zum FC Barcelona transferiert wurde. Seinen zu Beginn seiner Karriere hart erarbeiteten Ruf als wenig disziplinierter "Party-Boy" hat er längst abgelegt. Er ist zu einem ernsthaften Profi gewachsen - der seine Stärken vor allem dann zeigt, wenn es richtig um etwas geht. Vorsicht also Schweiz: Mit Griezmann kommt der "Mann der Crunchtime".