Die UEFA will den Modus der EURO 2020 auch 2024 anwenden.

EURO 2020 EURO-Modus sorgt für viele Probleme - und soll trotzdem 2024 gelten

Stand: 19.06.2021 22:32 Uhr

Mehrere Partien des letzten Spieltags sind absprachefähig oder sportlich unbedeutend, die Gruppendrittenregel ist für manche Teams ungerecht. Die UEFA will den Modus auch bei der EURO 2024 anwenden - obwohl sie 2024 in der Champions League die Gruppenspiele abschafft.

2024 wird sich im europäischen Fußball einiges ändern. In der Champions League, der Europa League und der Europa Conference League wird die UEFA das Zeitalter der Gruppenspiele nach Jahrzehnten beenden. Ein Ligaformat, aus dem die 16 besten Teams ins Achtelfinale kommen, wird dann gelten. Man könne "eine neue Geschichte erzählen", schwärmten die Funktionäre der UEFA bei den Beratungen. Bis zum Schluss "zählt jedes Spiel".

Wenn dieser Modus hält, was die UEFA verspricht, ist er also eine Verbesserung. Kann davon auch der Länderspielfußball profitieren?

UEFA: "Keine Absicht, das Format zu ändern"

2024 steht in Deutschland die nächste Europameisterschaft an. Im selben Jahr, in dem der europäische Klubfußball beim Modus in eine neue Ära startet.

Doch bei der EURO 2024 wird es nach jetzigem Stand beim derzeit gültigen Modus bleiben. "Es gibt keine Absicht, das Format zu ändern", teilte die UEFA auf Anfrage der Sportschau mit. Dabei liefert schon das aktuelle Turnier viele Anlässe für Unmut.

Mehrere Spiele absprachefähig oder unbedeutend

  • In Gruppe A treffen Italien und Wales aufeinander - mit einem Unentschieden sind beide Teams weiter. Zumindest theoretisch ist das Spiel also absprachefähig, was für die Integrität des Wettbewerbs schlecht ist.
  • Dasselbe gilt in Gruppe D für das Spiel zwischen England und Tschechien - beiden reicht ein Unentschieden.
  • In Gruppe C spielt die Niederlande als feststehender Gruppensieger gegen Nordmazedonien als bereits ausgeschiedenes Team. Fans haben für dieses sportlich unbedeutende Spiel bis zu 185 Euro für die regulären Plätze im Stadion bezahlt.

Gruppendrittenregel: Die Zeit als Gegner des Sportgeists

Ein weiteres Ärgernis ist das Weiterkommen der vier besten Gruppendritten. Durch die Zahl von 24 Mannschaften braucht es die vier besten Gruppendritten, um das Achtelfinale zu komplettieren.

Vier Tage lang entsteht und verändert sich während der letzten Gruppenspiele die Rangliste der Gruppendritten. Einige Mannschaften wissen also vor dem Anpfiff, was sie für das Erreichen des Achtelfinals brauchen - andere Teams wissen das nicht. Das kann ebenfalls dazu führen, dass in den letzten Spielen absprachefähige Begegnungen zustande kommen.

Und es kann zu unwürdigen Turnierphasen kommen. 2016 belegte Albanien in der Gruppe A Platz drei und wartete anschließend drei Tage lang im Teamhotel auf die Gewissheit, ausgeschieden zu sein. "Es gibt also Dinge, die wir verbessern können", sagte der stellvertretende Generalsekretär Giorgio Marchetti damals. Geändert hat sich nichts.

Gruppendritte EURO 2016
Team Tore Diff. Punkte
Slowakei 3:3 0 4
Irland 2:4 -2 4
Portugal 4:4 0 3
Nordirland 2:2 0 3
Türkei 2:4 -2 3
Albanien 1:3 -2 3

24 Teams ist eine schlechte Anzahl von Mannschaften

Ein großes Problem bleibt die Anzahl der Teilnehmer. Da die Zahl von 24 Teams nicht durch die Zahl von 16 Teilnehmern am Achtelfinale teilbar ist, bleibt die UEFA auf die vier besten Gruppendritten angewiesen. Um das Problem zu lösen, gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Das Turnier wieder auf 16 Mannschaften verkleinern - was aus kommerziellen Gründen unwahrscheinlich sein dürfte.
  2. Das Turnier auf 32 Mannschaften vergrößern. "Aber ein Format mit 32 Mannschaften würde die Qualifikationsspiele überflüssig machen", sagte UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis 2016 mit Blick auf die Tatsache, dass die UEFA 55 Mitgliedsverbände hat. Schon die Aufstockung auf 24 Teams zur EURO 2016 sorgte für Kritik. "Der sportliche Wert einzelner Spiele, aber auch des gesamten Wettbewerbs sinkt", sagte Bundestrainer Joachim Löw damals.
  3. Ein neuer Modus - und der liegt bei der UEFA für den Europapokal ja bereits hausintern vor.

Die UEFA aber wählt eine vierte Variante: 2024 geht es trotz der vielen Negativ-Beispiele von 2016 und 2021 genau so weiter: Mit absprachefähigen Gruppenspielen, sportlich unbedeutenden Partien und Gruppendritten, die im Achtelfinale stehen.