UEFA-Präsident Aleksander Ceferin

Kritik an Zuschauer Zuschauermassen trotz Pandemie - Ceferin weist Kritik zurück

Stand: 09.07.2021 19:06 Uhr

UEFA-Präsident Alexander Ceferin hat in der "BBC" die Kritik an den vollen Stadien bei der EURO zurückgewiesen. Er sehe keinen Zusammenhang zwischen der EM und steigenden Corona-Zahlen. Das Modell einer paneuropäischen Fußball-EM betrachtete er dennoch als gescheitert.

Nach der wachsenden Kritik von Virologen und Corona-Experten, die eine gestiegene Zahl von Covid-19-Infektionen bei britischen EM-Touristen verzeichnet hatten, ging der UEFA-Präsident in einem "BBC"-Interview in die Gegenoffensive.

Ceferin: "Fußball zu beschuldigen, ist unverantwortlich"

"Einige sagen, 2.000 schottische Fans seien infiziert, aber die schottischen Fans, die ins Stadion gegangen sind, waren getestet", sagte Ceferin am Freitag (09.07.2021) im "BBC"-Podcast "The Sports Desk". Es seien auch 20.000 Menschen ohne Ticket nach London gekommen. "Du wirst im Park nicht getestet. Den Fußball zu beschuldigen, das Virus zu verbreiten, ist aus meiner Sicht unverantwortlich."

Der Slowene bezog sich direkt auf Zahlen aus Schottland, dort hatte die europäische Gesundheitsbehörde ECDC in Zusammenhang mit der EM mehr als 2.500 Fälle registriert.

Ceferin "enttäuscht" über die Politik

Ceferin stellte klar, dass sich die UEFA vor allem für die Hygieneauflagen und den Corona-Schutz in den Stadien verantwortlich sieht. "Die Teams verhalten sich hochprofessionell. Auch in den Stadien sind wir sehr strikt", sagte der 53-Jährige. "Wenn ich höre, dass Politiker sagen, Menschen hätten sich bei den Spielen infiziert, ohne jeden Beweis, dann enttäuscht mich das ein bisschen."

Ceferin, als Präsident der Europäischen Fußball-Union auch der Veranstaltungschef der EURO, hat sich in den Tagen vor dem Finale erstaunlich rar gemacht. Eine offizielle Pressekonferenz vor dem Finale soll es nicht geben. Sein vor dem Turnier verbreiteter Satz "Europa lebt und feiert das Leben" könnte rückblickend zynisch wirken, sollte sich der Trend gestiegener Fallzahlen bei EM-Touristen bestätigen.

Ceferin: "EURO nicht noch einmal in diesem Format"

Im "BBC"-Interview ging Ceferin schon einmal vorsorglich auf Distanz zur paneuropäischen EM, die ausgerechnet in Pandemie-Zeiten quer über den Kontinent ausgetragen wurde. "Ich denke, wir werden es nicht noch einmal in diesem Format austragen", sagte Ceferin. "Es ist einfach nicht in Ordnung, wenn einige Mannschaften mehr als 10.000 Kilometer reisen mussten, andere dagegen nur 1.000 Kilometer."

Die Schweiz musste mehr als 15.000 Flugkilometer zurücklegen, wohlgemerkt nur bis zum Viertelfinale, Schottland kam dagegen nur auf 1.100 Kilometer. Dies, so Ceferin, sei auch unfair gegenüber den Fans, die "an einem Tag in Rom sind, um dann für ein paar Tage nach Baku zu fliegen."

Ceferin war es auch ein Anliegen, klar zu stellen, dass die paneuropäische EM die Idee seines Vorgängers Michel Platini war: "Die Entscheidung für dieses Format wurde vor meinem Amtsantritt getroffen", so Ceferin, selbstverständlich habe er sie respektiert.

Wäre es nach ihm gegangen, hätte es die EURO in diesem Format also erst gar nicht gegeben - auch dies klang verdächtig nach einer möglichen Verteidigungsstrategie, sollten die Corona-Zahlen unter EM-Touristen weiter nach oben gehen und sollte Ceferin sich mehr unangenehmen Fragen gegenübersehen. Beim Endspiel in Wembley sollen 65.000 Zuschauer ins Stadion kommen, darunter 1.000 Fans mit Sonder-Einreisegenehmigung aus Italien.