4-4-3 wieder ein Thema Das "Oranje"-System - De Boer lässt plötzlich mit sich reden

Stand: 23.06.2021 16:56 Uhr

Die Niederlande sind als Gruppensieger mit drei Siegen ins Achtelfinale eingezogen. Eigentlich könnte also heile Welt sein bei "Oranje" - doch noch immer wird über die Systemfrage diskutiert. Bondscoach Frank de Boer will nun auf einmal nichts mehr ausschließen.

3-5-2 oder 4-3-3? Wer in die Seele der niederländischen Fußball-Welt blicken möchte, der braucht aktuell nur diese zwei Zahlenreihen. Es ist, da darf ruhig in ein hohes Regal gegriffen werden, eine mit fast religiösem Eifer gefürte Debatte: Mit welcher Startaufstellung bestreitet die "Elftal" ihre Spiele? Bondscoach Frank de Boer hat das Sakrileg begangen und setzt auf sein 3-5-2. Er vermeidet damit das 4-3-3, das in den Niederlanden seit Johan Cruyff und dem "Voetbal total" verehrt wird.

Die "Elftal" ohne 4-3-3, das ist ein wenig so wie Großbritannien ohne Queen. Schlicht undenkbar. Vor allem für die einheimischen Fußball-Fans. Als Außenstehender mag man sich da denken: Hat "Oranje" denn keine anderen Sorgen? Die Elf von de Boer hat in der Gruppe all ihre Spiele mehr als souverän gewonnen und sich somit souverän als Gruppensieger für das Achtelfinale qualifiziert. Das System scheint zu funktionieren, mag man denken. Alleine: Die Diskussion geht weiter.

"Frank. Gewohntes 4-3-3!"

Über dem Trainingsplatz der Niederländer war zuvor sogar ein Flugzeug mit angehängtem Spruchband gekreist. "Frank. Gewohntes 4-3-3!", war darauf unmissverständlich zu lesen. Es ist ein Einblick, wie die Debatte im Nachbarland geführt wird. Und plötzlich, trotz drei Siegen in der Gruppenphase, lässt de Boer bei den Thema augenscheinlich auf einmal mit sich reden.

Schon gegen Nordmazedonien ließ der Bondscoach in der zweiten Hälfte im 4-3-3 spielen und erklärte hinterher zu einer möglichen Wiederholung der Taktik: "Natürlich kann das passieren. Warum nicht? Es ist gut zu wissen, dass meine Spieler dafür bereit wären." Für niederländische "Voetbal total"-Romantiker dürfte das Musik in den Ohren sein.

Eine Resthoffnung auf das alte System bleibt

"Wenn ich denke, dass es notwendig ist, werden wir 4-3-3 spielen", betonte de Boer, fügte aber auch hinzu: "Am Ende geht es ohnehin vor allem darum, wie wir das System mit Leben füllen. Gerade die Außenspieler müssen dann auch zurückkommen und verteidigen, das muss man wissen."

Ein 4-3-3-Überzeugungstäter spricht da nicht, dafür muss man nicht einmal zwischen den Zeilen lesen. Aber für viele niederländische Fußball-Fans besteht jetzt zumindest ein klein wenig Hoffnung auf das gute, alte System. Ob das dann zum Erfolg führen wird, sei aber zumindest mal dahingestellt. Und dann gäbe es in den Niederlanden eine ganz andere Diskussion.