Finn Jeltsch ist U17-Nationalspieler

Vor WM-Halbfinale U17-Fußballer - Finn Jeltsch hält alles zusammen

Stand: 27.11.2023 16:45 Uhr

Wird von der deutschen U17 bei der WM berichtet, stehen meist die Torschützen im Fokus. Der wichtigste Mann vor dem Halbfinale gegen Argentinien spielt aber in der Innenverteidigung.

Als die deutsche U17-Nationalmannschaft am vergangenen Freitag (24.11.2023) bei der WM in Jakarta den ersehnten Abpfiff erreicht hatte und der 1:0-Sieg im Viertelfinale gegen Spanien feststand, wusste Christian Wück ganz genau, bei wem er sich zuerst bedanken musste: Der Trainer der deutschen Junioren ging schnurstracks auf Finn Jeltsch zu und nahm seinen Abwehrchef erst einmal fest in den Arm.

Halbfinale am Dienstagmorgen

Man bekommt nicht so viel mit von der Junioren-WM im fernen Indonesien, wo meist vormittags deutscher Zeit und dann bei enormer Hitze und Luftfeuchtigkeit die Spiele über die Bühne gehen. Was bekannt ist: Das deutsche Team, das im Frühsommer schon den EM-Titel feiern konnte, arbeitet sich regelrecht durch das Turnier, steht am Dienstagmorgen im Halbfinale gegen Argentinien (9.30 Uhr MEZ im Live-Ticker auf sportschau.de).

Übermittelt werden auch meist die Torschützen - im Viertelfinale der Dortmunder Paris Brunner, dem gegen die Iberer das Siegtor gelang. Dass die deutsche Auswahl aber bei dem Turnier immer noch im Rennen ist, liegt nur zum Teil an der Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Es ist vor allem die überragende Abwehrleistung, die das Wück-Team bisher so weit getragen hat.

Starke Abwehrleistung gegen dominante Gegner

Sowohl im Achtelfinale gegen die USA (3:2) wie auch danach gegen Spanien war der Gegner dominant. Wenn man ehrlich ist: Er war sogar besser. Sah auch der Trainer so: "Wir hatten gegen Spanien, das spielerisch hier sicher das stärkste Team ist, auch Glück. Das Spiel heute war eine Defensivleistung, wie man es sich von den früheren deutschen Mannschaften immer vorgestellt hat. Vorher gegen die USA war es schon vor allem eine kämpferische Leistung, bei der immer wieder Widerstände überwunden wurden."

Auffälligster Akteur in der starken Hintermannschaft war bei allen Partien zweifelsohne Finn Jeltsch. Der 17-Jährige vom 1. FC Nürnberg zeigte bislang ein überragendes Stellungsspiel. Mit seiner außergewöhnlich starken Antizipation gefährlicher Aktionen hat er sich zum vermutlich besten Zweikämpfer des Turniers gemausert. Und sein Kopfballspiel ist schlichtweg überragend. Nicht von ungefähr wurde er nach dem Spanien-Spiel von den Veranstaltern als "Man of the Match" ausgezeichnet.

Finn Jeltsch - vermutlich bester Turnier-Zweikämpfer

Jeltsch jubelte nach dem Halbfinal-Einzug: "Unser Matchplan war, dass wir Spanien spielen lassen. Wir gehen in die Defensive und verschieben. Ich denke, dass wir das gut hinbekommen haben. Am Ende haben die Zweikämpfe hinten entschieden."

Was kann jetzt noch kommen? Auch gegen Argentinien wird das deutsche Team sicherlich viel in die Defensive gedrängt. Die Südamerikaner sind nach der überraschenden Auftaktniederlage gegen den Senegal (1:3) in Fahrt gekommen, die vier folgenden Spiele wurden mit mindestens zwei Toren Unterschied gewonnen.

Hinzu kommt: Seit drei Spielen haben die "Gauchos" auch keinen Gegentreffer mehr kassiert. Ihr Trainer war einst selbst Teil einer Viererkette und auch in Deutschland kein Unbekannter: Diego Placente lief zwischen 2001 und 2004 als Linksverteidiger für Bayer Leverkusen auf.

Argentinien besonders offensivstark

Beeindruckend waren die Auftritte der Argentinier vor allem in der K.o.-Phase gegen Venezuela (5:0) und Titelverteidiger Brasilien (3:0). Kapitän Claudio Echeverri, der den Spitznamen "El Diablito" (der kleine Teufel) trägt und bei River Plate bereits Teil des Profikaders ist, gelang ein Dreierpack gegen die Brasilianer. Er führt gemeinsam mit Teamkollege Agustin Ruberto die Torjägerliste des Turniers mit je fünf Treffern an.

Profivertrag in Nürnberg unterschrieben

Die internationalen Scouts werden aber ihre Augen bei weitem nicht nur auf die argentinischen Offensivtalente richten. Auch Jeltsch werden sie wieder ganz genau in Augenschein nehmen. Schon im Sommer, als der Realschüler von der U17 des 1. FC Nürnberg hoch zur U19 rückte, waren etliche Bundesligisten am 1,85 Meter großen Defensivmann interessiert, der im Klub meist auf der Sechserposition spielt und dort häufig als Torschütze glänzt.

Allen Angeboten zum Trotz unterschrieb Jeltsch in Nürnberg seinen ersten Profivertrag und trainiert als mit Abstand jüngster Akteur schon regelmäßig bei den Zweitliga-Profis mit. Bei seiner Vertragsunterschrift im Juni sagte er: "Ich spiele seit mehr als acht Jahren beim 1. FC Nürnberg. Das ist etwas ganz Besonderes für mich. Zuletzt ging alles wahnsinnig schnell. Aber ich weiß, dass es in diesem Tempo nicht automatisch weitergeht."

Turnierfinale am Samstag

Weitergehen wird es für ihn und seine Nationalmannschaftskollegen am Dienstag bei der WM im heißen Indonesien. Wird auch Argentinien geschlagen, bleiben die Jungs noch ein paar Tage länger. Am Samstag um 13 Uhr deutscher Zeit ist das Finale terminiert.

Heiko Herrlich über die Entwicklung junger Fußballer

Sportschau, 24.11.2023 15:21 Uhr