Neapels Victor Osimhen (l.), Piotr Zielinski (m.) und Eljif Elmas freut sich

Serie A SSC Neapel - Maradonas Erben auf Titelkurs

Stand: 03.01.2023 22:07 Uhr

Die SSC Neapel führt die Serie A vor dem Re-Start nach der WM klar an. Nach über 30 Jahren ohne "Scudetto" könnte es 2023 wieder soweit sein.

AC Milan, Juventus Turin, Inter Mailand - drei der vier ärgsten Verfolger der SSC Neapel hatten bei der Weltmeisterschaft in Katar Spieler abgestellt, die im WM-Finale zum Einsatz kamen. Juve bringt es auf zwei Welt- und einen Vizeweltmeister, die AC Milan auf zwei Vizeweltmeister und Inter Mailand stellte in Lautaro Martinez ebenfalls einen Titelträger.

Doch diese drei Klubs liegen in der laufenden Saison in der Serie A acht (Milan), zehn (Juventus) und elf Punkte hinter dem Tabellenführer Neapel. Der hatte überhaupt nur fünf Spieler zur WM geschickt, von denen der Pole Piotr Zielinski und der Südkoreaner Min-Jae Kim das Achtelfinale erreichten, dann aber nach Hause fahren mussten.

Besser erholt als Gegner Inter Mailand?

Was auch immer das nun über die individuelle Klasse im Kader der jeweiligen Teams aussagen mag - bei Erholung und Vorbereitung auf die verbleibenden 24 Spieltage der Serie A haben die ungeschlagenen Neapolitaner auf keinen Fall einen Nachteil erlitten. Trainer Luciano Spalletti konnte Großteile seines Aufgebots bestens auf den Mittwochabend (04.01.2023) einstellen.

Da wartet im Topspiel gegen Inter Mailand direkt ein Prüfstein auf seine Elf. Die Motivation dürfte groß sein: Bis 2019 war Spalletti Trainer der "Nerazzurri", wurde dort aber entlassen und könnte nun mit seinem neuen Arbeitgeber die Titelträume seines Ex-Vereins schon vorzeitig begraben.

Nach Maradona kein "Scudetto" mehr

Obwohl Neapel von 15 Saisonspielen 13 gewann und zweimal remis spielte, ist man dort angesichts der jüngeren Vergangenheit vorsichtig geworden, was große Titelträume angeht. In den vergangenen zehn Spielzeiten wurde man viermal Zweiter und, wie auch vergangenes Jahr, zweimal Dritter. 2015/16 und 2017/18 führte der Klub die Tabelle zum Ende der Hinrunde an und wurde am Ende jeweils von Juventus Turin noch abgefangen. Was heißt eigentlich "Vizekusen" auf italienisch? Solche Szenarien bleiben jedenfalls hängen in den Köpfen und Herzen der Fans.

Auf ewig präsent ist dort natürlich auch ein Name: Diego Armando Maradona. Der Argentinier holte als Spieler 1987 und 1990 die beiden bislang einzigen Meisterschaften in die Stadt am Vesuv, in der er seit 2017 Ehrenbürger ist und deren Fußballstadion kurz nach seinem Tod im Jahr 2020 auch nach ihm benannt wurde.

Jubel bei Diego Maradona

Jubel bei Diego Maradona

Kvaratskhelia und Co. machen Abgänge vergessen

Auch wenn im aktuellen Kader kein Spieler den großen individuellen Glanz verkörpert, wie es der Ausnahmefußballer Maradona einst tat: Die Offensive ist die beste der Liga und stellt im Nigerianer Victor Osimhen (neun Tore, drei Assists) und seinem georgischen Sturmpartner Khvicha Kvaratskhelia (sechs Tore, sechs Assists) auch die beiden Topscorer. Kvaratskhelia ist genau wie Min-Jae Kim und Frank Anguissa ein Neuzugang, der sofort eingeschlagen hat.

Das alles ist besonders bemerkenswert, weil der personelle Aderlass im Sommer enorm war: Lorenzo Insigne, Dries Mertens, Kalidou Koulibaly, Fabian Ruiz, Stammtorwart David Ospina und Arkadiusz Milik verließen den Klub und mussten ersetzt werden. Bislang ist das gelungen.

Jubel bei den Spielern des SSC Neapel

Jubel bei den Spielern des SSC Neapel

Wichtige Spiele vor der Brust

Dass Spallettis Mannschaft ein bisschen besser vorbereitet aus der WM-Pause kommen könnte als die direkte Konkurrenz, ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil neben dem Duell mit Inter Mailand in diesem Monat auch noch das mit Juventus Turin ansteht (13.01.2022).

Sollte Neapel in den verbleibenden vier Hinrundenspielen im Januar weiterhin ungeschlagen bleiben und mit einem ähnlich deutlichen Vorsprung wie aktuell in die Rückrunde starten, ist der Traum vom "Scudetto" für die Spalletti-Elf und die diesbezüglich so leidgeprüften Fans jedenfalls so realistisch wie schon lange nicht mehr.