Der spanische Supercup findet seit 2020 in Saudi-Arabien statt

Razzia beim Verband RFEF Unter Verdacht - Spaniens Supercup-Deal mit Saudi-Arabien

Stand: 22.03.2024 15:42 Uhr

Die Polizei ermittelt gegen Spaniens Fußballverband auch wegen der Supercup-Vergabe an Saudi-Arabien. Daran beteiligt: Luis Rubiales und Gerard Piqué.

Luis Rubiales ist der bekannteste Name unter den Verdächtigen, den die spanische Polizei derzeit im Zuge der Ermittlungen wegen Korruption, betrügerischer Verwaltung und Geldwäsche im Visier haben. Der ehemalige Präsident des Fußball-Verbandes RFEF sollte wohl schon während der Razzia am Mittwoch festgenommen werden, als unter anderem der RFEF-Hauptsitz und Rubiales' Wohnhaus durchsucht wurden.

Die Polizei nahm dabei laut Medienberichten zwei RFEF-Funktionäre, zwei Vertreter eines Anwaltsbüros und einen Bauunternehmer in Gewahrsam. Rubiales entging dem nur, weil er aktuell in der Dominikanischen Republik weilt. Ihm droht aber die Verhaftung, wenn er wieder nach Spanien zurückkehrt - laut seiner Rechtsanwältin plant er dies für den 6. April.

Zu trauriger Berühmtheit gelangt war Rubiales durch den Kuss, den er Nationalspielerin Jennifer Hermoso nach dem gewonnenen WM-Titel aufgezwungen hatte. Im Anschluss häuften sich die Berichte über weiteres Fehlverhalten des 46-Jährigen - auch schon in den Jahren zuvor.

40 Millionen Euro pro Supercup-Ausgabe

Nachdem er schon seine Jobs durch Sperren unter anderem seitens der FIFA verloren hatte, bekommt Rubiales nun auch große juristische Probleme. Laut spanischen Medien gehe es bei den Ermittlungen um mehrere Verträge, die er in seiner fünfjährigen Amtszeit als RFEF-Präsident abgeschlossen hatte.

Besonders brisant: Zu den Verdachtsfällen soll auch die Vergabe der Austragung des spanischen Supercups an Saudi-Arabien gehören. Seit 2018 wird die "Supercopa" in der Wüste ausgetragen, pro Ausrichtung soll der Verband 40 Millionen Euro bekommen - ein Vielfaches der vorherigen Einnahmen.

Kritik gab es vor allem an der undurchsichtigen Kommunikation rund um die Vergabe. Vorwürfe, dass auch Rubiales selbst finanziell profitiert habe, dürften nun Teil der behördlichen Ermittlungen sein.

Audios von Telefonaten zwischen Piqué und Rubiales

Dadurch rückt ein noch prominenterer Ex-Fußballer in den Fokus: Barcelona-Legende Gerard Piqué. Noch zu aktiven Zeiten hatte er mit seiner Agentur Kosmos das Geschäft zwischen Saudi-Arabien und Spaniens Verband eingefädelt.

Piqué hatte die Sport- und Medieninvestitionsgruppe Kosmos 2017 gegründet unter Beteiligung vier weiterer Geschäftsmänner. Der Supercup-Deal war lukrativ: Saudi-Arabien soll Kosmos pro Ausrichtung vier Millionen Euro zahlen - das ergibt bei einer Laufzeit von sechs Jahren 24 Millionen Euro.

2022 kamen Details der Vermittlung ans Licht, nachdem der spanischen Zeitung "El Confidencial" Dateien zugespielt worden waren, darunter Aufzeichnungen von Telefonaten zwischen Piqué und Rubiales. Oft zitiert ist Piqués Aufforderung: "Lass uns die Saudis ausquetschen!"

Offenbar noch keine Ermittlungen

Nach deutlicher öffentlicher Kritik ging Piqué damals in die Gegenoffensive, sprach live mit 35 Journalisten und vor 100.000 Zuschauern auf seinem Twitch-Kanal. "Alles, was wir getan haben, ist legal", sagte Piqué. Das Audio-Leak sei illegal durchgesickert, die Aussagen seien "aus dem Kontext gerissen". Zudem betonte er, dass er dem Verband Millionen-Einnahmen verschafft habe.

Die laufenden Ermittlungen könnten die Abläufe nun neu auf den Tisch bringen, auch wenn Kosmos aktuell offenbar nicht im Visier der Behörden ist. Laut "The Athletic" hat sich die spanische Polizeieinheit Guardia Civil bisher noch nicht bei der Firma gemeldet und etwa Unterlagen angefordert.