Fußball Trabzonspor ist türkischer Meister - Party in Weinrot und Blau

Stand: 01.05.2022 14:39 Uhr

Sogar in Berlin wurde wild in Weinrot und Blau gefeiert - Trabzonspor hat die Istanbuler Vorherrschaft durchbrochen und sich den türkischen Meistertitel gesichert.

Selbst der Kudamm in Berlin war am Samstagabend in Weinblau und Blau getaucht: Die Fans von Trabzonspor feierten ausgelassen die Meisterschaft ihres Teams in der türkischen Süper Lig - auch in Deutschland. Mit dem 2:2 daheim gegen Antalya ist der Klub aus der Schwarzmeerstadt Trabzon an den letzten drei Spieltagen nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen.

Der Jubel in Trabzon und bei allen Trabzonspor-Anhängern kannte nach dem Schlusspfiff im Medical-Park-Stadion keine Grenzen mehr. Trainer Abdullah Avci und seine Mannschaft konnten sich gerade noch so in die Kabine retten, ehe der Platz von Tausenden von Fans gestürmt wurde. 

"Wollte mich in die Geschichte eintragen"

Trainer Avci war obenauf: "Ich wollte mich in die Trabzonspor-Geschichte eintragen lassen. Das ist mir jetzt gelungen. Letztes Jahr habe ich den Superpokal gewonnen, jetzt die Meisterschaft. Aber es gibt noch einen Titel zu holen. Hoffentlich gewinnen wir auch den türkischen Pokal", sagte er.

Der Titelgewinn Trabzonspors ist auch ein Triumph über die für gewöhnlich dominierenden Klubs aus Istanbul. Seit 1985 kam der türkische Meister nur ein einziges Mal nicht aus der bevölkerungsreichsten Stadt der Türkei. Bursaspor gelang es 2010 als Letztem, die erdrückende Dominanz der Istanbuler Klubs zu durchbrechen. Seither stand Galatasaray fünfmal, Besiktas dreimal, Fenerbahce zweimal und Basaksehir einmal ganz oben.

Sechsmal Meister zwischen 1976 und 1984

Zuvor mussten die Istanbuler Vereine vor allem Trabzonspor fürchten - eigentlich gehörte der starke Klub stets zu den Meisteranwärtern. In den 70er und 80er Jahren sowieso. 1976 zum ersten Mal Meister, schaffte Trabzon dieses Kunstück bis 1984 noch weitere fünfmal.

Bushaltestellen wie Auswechselbänke

"Es ist eine außergewöhnliche Saison", sagte schon vor Wochen Stürmer Emrehan Gedikli im Gespräch mit dem Online-Portal "Transfermarkt". Der gebürtige Oberhausener war in der vergangenen Transferperiode von Bayer 04 Leverkusen zu Trabzonspor gewechselt, wo er einen Vertrag bis 2026 unterzeichnete. 

Er kam zwar noch nicht zum Einsatz, die Begeisterung der Fans erlebte er gleichwohl hautnah: "Um einen herum ist alles rot und blau, die Menschen in dieser Stadt leben für den Verein", sagte der Angreifer und berichtete von Bushaltestellen, die aussehen wie die Auswechselbänke im Stadion, und Ampeln mit der Aufschrift "Dieses Jahr ist es soweit".

Hamsik: "Es ist unglaublich"

Der Jubel der Trabzonspor-Fans ließ auch Routinier Marek Hamsik nicht ungerührt: "Die Stadt und die Fans. Alle sind verrückt. Es ist einfach unglaublich. Ich hatte es mir nicht träumen lassen, hier meine erste Meisterschaft zu feiern. Aber manchmal werden Träume wahr." Der 34-jährige Slowake, der zwischen 2007 und 2019 über 400 Spiele für den SSC Neapel absolvierte, war nach einer Zwischenstation in Göteborg zu Saisonbeginn ans Schwarze Meer gewechselt.

Routiniers führten Team zum Titel

Er ist einer jener wichtigen Bausteine, die das Avci-Team vor allem defensiv schier unbezwingbar machten. Trabzonspor, bei dem neben Hamsik meist bis zu sieben weitere Ü30-Spieler in der Startelf standen, stand im Saisonverlauf nie für erfrischenden Offensivfußball, sondern agierte ab Saisonbeginn aus einer sicheren Defensive heraus. Schon zur Winterpause hatte das Team satte 14 Punkte Vorsprung vor dem damaligen Zweiten Fenerbahce.

Nun ist er da, der Titel. Und der Klub steht vor einem großen Umbruch. Das schon bald überalterte Team muss schnellstens umgebaut werden. Klubchef Ahmet Agaoglu kündigte mit Blick auf seine alternden Stars bereits vor Monaten an: "Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach der Meisterschaft."