Die Flagge Saudi Arabiens weht an einem Fahnenmast.

Liste des Weltverbands Al-Asmari aus Saudi-Arabien neue FIFA-Schiedsrichterin

Stand: 06.01.2023 09:51 Uhr

Es ist eine Premiere: Anoud Al-Asmari ist ab jetzt FIFA-Schiedsrichterin, sie ist die erste Frau aus Saudi-Arabien auf der Liste. Sie darf nun auch Spiele der Männer leiten, zumindest in der Theorie.

Der Fußball-Weltverband FIFA hat Anoud Al-Asmari, 34, aus Saudi-Arabien zur internationalen Schiedsrichterin ernannt. Das geht aus einem Dokument hervor, dass der Weltverband am Mittwoch (04.01.2022) auf seiner Homepage veröffentlicht hat. Es ist natürlich eine schöne Geschichte - und doch ist es eine, bei der man genau hinschauen sollte.

Der Nachrichtenagentur AFP sagte Al-Asmari, sie freue sich, "die erste saudische Schiedsrichterin in der Geschichte des saudischen Sports zu sein, die das internationale Abzeichen erhält". Theoretisch dürfte sie nun auch internationale Spiele bei den Männern leiten, doch darüber, sagte Al-Asmari, werde sie erst nachdenken, wenn der saudische Verband dies genehmige.

In Saudi-Arabien gilt eine besonders konservative Lesart des Islam, sie schränkte die Rechte von Frauen ein und tut dies trotz vereinzelter gesellschaftlicher Reformen noch immer. Nur zwei Beispiele: Erst seit 2018 dürfen Frauen den Führerschein machen, auch Fußballspielen war ihnen lange untersagt.

Seit einigen Monaten gibt es in Saudi-Arabien nun eine Premier League der Frauen, laut der FIFA ist es die erste landesweite Frauenliga des Landes. Eine Nationalmannschaft haben sie dort auch, Trainerin ist Monika Staab, 63, eine Deutsche. Der Sportschau hat sie im Jahr 2021 ein Interview gegeben. Sie sagte: "Dass Saudi-Arabien das einzige Land auf der Welt war, wo Frauenfußball nicht offiziell gespielt werden durfte, war mir ein Dorn im Auge."

Saudi-Arabien steht in der Kritik - und setzt auf Sportswashing

Frauen also dürfen nun Fußballspielen in Saudi-Arabien, und doch gibt es viel zu kritisieren an den Zuständen im Land. So wird Saudi-Arabien wegen fehlender oder eingeschränkter Menschenrechte und der Beteiligung an kriegerischen Auseinandersetzungen seit Langem kritisiert. Gegner der Regierung werden mit aller Härte verfolgt. Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind stark eingeschränkt, Homosexualität ist streng verboten.

Die US-Geheimdienste machen Kronprinz Mohammed bin Salman auch für den brutalen Mord an dem regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul verantwortlich. 

Vor diesem Hintergrund werfen Kritiker der politischen Führung vor, den Sport zu benutzen, um das eigene Image aufzupolieren und von Missständen abzulenken, Stichwort: Sportswashing. Formel-1-Rennen, Box-Weltmeisterschaften, eine eigene Golf-Serie, die Übernahme des Premier-League-Klubs Newcastle United - seit Jahren positioniert sich Saudi-Arabien als Ausrichter großer Sportveranstaltungen und baut seinen Einfluss auf der internationalen Sportbühne aus.

Geschichten wie die von "CR7" braucht Saudi-Arabien

Beworben hat sich Saudi-Arabien auch um die Ausrichtung des Asien-Pokals der Frauen 2026, für den Männer-Wettbewerb 2027 gibt es gar nur einen Interessenten als Ausrichter, es ist natürlich Saudi-Arabien. Außerdem würden sie dort gerne 2030 gemeinsam mit Ägypten und Griechenland die Weltmeisterschaft der Männer ausrichten.

Es sind Vorhaben, bei denen sie in Saudi-Arabien auch auf gute Geschichten angewiesen sind. Auf solche, in denen es um Namen geht und nicht um Menschenrechte. Als kürzlich Cristiano Ronaldo beim Klub Al-Nassr als Neuzugang vorgestellt wurde, war das deshalb eine gute Geschichte für Saudi-Arabien.

Natürlich ist Ronaldo, 37, kein Spieler mehr mit sportlichem Entwicklungspotenzial, aber er ist immer noch Ronaldo. Da darf er sogar über die Vorzüge seines neuen Arbeitgebers sprechen und den dann für einen Moment in Südafrika und nicht in Saudi-Arabien verorten. Hauptsache, er ist da, trifft, jubelt und macht ein bisschen Werbung.

Staabs bittere Erinnerungen an Katar

Für die Trainerin Monika Staab ist Saudi-Arabien übrigens nicht die erste Station im arabischen Raum. Begonnen hatte sie 2007 in Bahrain, später war sie auch für Katars Fußballerinnen verantwortlich. Die FIFA hatte die Vergabe der WM 2022 an Vorgaben geknüpft, auch die Entwicklung des Frauenfußballs zählte dazu. Für Katar natürlich kein Problem.

Also baute Staab ein Nationalteam auf, dann musste sie wieder gehen, das war im Jahr 2014. Seitdem hat Katars Frauennationalmmanschaft kein offizielles Spiel mehr bestritten.

Der Schiedsrichterin Anoud Al-Asmari und den Fußballerinnen Saudi-Arabiens ist zu wünschen, dass es da keine Parallelität der Ereignisse gibt. Dass sich Saudi-Arabien nicht nur solange um den Frauenfußball bemüht, wie es um die WM 2030 kämpft. Das wäre dann wirklich mal eine gute Geschichte.