Delphine Cascarino (r.) und Kadidiatou Diani von Frankreich bei der EM

Ultraschnell auf den Außenpositionen Diani und Cascarino - Frankreichs unwiderstehliche Flügelzange

Stand: 26.07.2022 14:44 Uhr

Delphine Cascarino und Kadidiatou Diani - Frankreichs gefährliche Flügelzange ist bei den Gegnerinnen mittlerweile berühmt-berüchtigt. Auch das deutsche Team sollte im Halbfinalspiel gegen Frankreich am Mittwoch sehr gut aufpassen.

Es kann sein, dass sich die niederländischen Nationalspielerinnen am vergangenen Samstag (23.07.2022), als sie in der Verlängerung gegen Frankreich verloren, gefragt haben: "Wie viele von diesen Cascarinos gibt es hier eigentlich auf dem Rasen?" Die 25-jährige linke Flügelspielerin der Franzosen hatte ihre Position relativ frei interpretiert. Sie war eigentlich überall: vorne links, in der Mitte, manchmal rechts. Aber eben auch hinten. Sogar in der Verlängerung preschte sie unermüdlich in ihrem irre hohen Tempo auf dem gesamten Feld herum.

Cascarino - kaum zu kontrollieren

Für die gegnerischen Verteidigerinnen ist Delphine Cascarino kaum unter Kontrolle zu halten. Zieht sie mit ihren Dribblings von der linken Außenbahn nach innen, um dann mit rechts abzuschließen, reicht eine Verteidigerin eigentlich nicht aus. Bei den Niederländerinnen war es im Viertelfinale meist Innenverteidigerin Stefanie van der Gragt, die sich aus dem Zentrum heraus vor Cascarino warf, wenn diese ihre etatmäßige Gegenspielerin Kerstin Casparij mal wieder umkurvt hatte.

Die französische Fußballspielerin Delphine Cascarino (r.) im Zweikampf gegen die italienerin Valentina Bergamaschi.

Zweikämpfe sind "ihr Ding": Delphine Cascarino (r.)

Und irgendwie ist es aus Sicht der Gegnerinnen wirklich ein Segen, dass sie es im Spiel nur mit einer Cascarino zu tun haben. Denn neben Delphine gibt es ja auch noch deren Zwillingsschwester Estelle - die beiden Töchter eines italienischen Vaters und einer Mutter aus Guadeloupe wurden seit ihrer Jugend bei Olympique Lyon ausgebildet. Beide waren rasch in den französischen Jugend-Nationalteams, wie Delphine wurde auch Estelle Nationalspielerin unter Trainerin Corinne Diacre. Ganz die Klasse von Delphine besitzt Estelle, die als Verteidigerin aufläuft, allerdings nicht. Für die Euro 2022 wurde sie nicht nominiert.

Sara Däbritz ist die Frankreich-Expertin

Mittagsmagazin, 25.07.2022 13:00 Uhr

Cascarinos Pendant auf rechts: Kadidiatou Diani

Keine Frage: Die größten französischen Trümpfe bei der EM stecken auf den Außenpositionen. Wie Cascarino auf der linken Seite mit ihren Dribblings die gegnerischen Abwehrformationen aufreißt, gelingt das auf der anderen Seite beinahe ebenso spielerisch Kadidiatou Diani. Die 27-Jährige ist ebenso schnell wie Cascarino und wartet auf ihrer Außenbahn nur auf die Anspiele aus dem Mittelfeld oder der Abwehr, um dann im Höchsttempo auf die gegnerische Abwehrspielerin zuzulaufen.

Ein schöner Anblick für Fußball-Ästheten, wie auch Sportschau-Expertin Nia Künzer findet: "Dieses Tempo über die Außen begeistert jeden Fußball-Fan." Sie glaubt: "Die rechte deutsche Seite mit Svenja Huth und Giulia Gwinn dürfte am Mittwoch besonders gefordert sein. Aber ich traue es ihnen zu."

Wie ihre Kollegin auf der anderen Seite ist auch Diani schon lange kein Jungspund mehr, schon 2012 gewann sie als damals 17-Jährige mit der französischen U17-Auswahl den Weltmeistertitel. Über die U19 zog Diani, die seit 2017 für Paris St. Germain spielt, in die A-Nationalmannschaft ein.

Zwar steckt sie mit ihrem Klub - was die Titelanzahl betrifft - noch weit hinter den Dauer-Rivalinnen von Olympique Lyon zurück, doch ihre individuelle Klasse hat sich längst herumgesprochen. 2021 wurde Diani von der französischen Fußballer-Gewerkschaft UNFP als "Spielerin der Saison" ausgezeichnet.

Kadidiatou Diani (l.) aus Frankreich und Kerstin Casparij aus den Niederlanden im Zweikampf

Kadidiatou Diani (l.) sprintet los - und weg ist sie.

Dianis vielleicht größte Stärke ist neben ihrer Schnelligkeit und Technik ihre Flexibilität. Spielte sie früher gern auf der linken Außenbahn, wurde sie von Nationaltrainerin Diacre gegen die Niederlande am Ende von rechts ins Zentrum versetzt - um die Innenverteidigerinnen der Niederlande stärker zu beschäftigen.

Am liebsten wäre sie während der EM ganz sicher auf rechts geblieben, aber nach dem verletzungsbedingten Ausfall ihrer Pariser Teamkollegin Marie-Antoinette Katoto muss bei Frankreich improvisiert werden.

Rivalität hat sich beruhigt

Das funktioniert mittlerweile ganz gut. Und wie man hört, sollen sich auch die beiden großen Lager im französischen Team - hier Olympique Lyon, dort Paris St. Germain - mittlerweile zusammengerauft haben. War die Stimmung zwischen den Spielerinnen in der Vergangenheit oft explosiv, soll es sich während der Euro 2022 beruhigt haben. So dass sich auch Cascarino und Diani auf ihre eigentlichen Fähigkeiten konzentrieren können: gegnerischen Abwehrspielerinnen Probleme bereiten.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 26.07.2022 | 20:15 Uhr