Frauenfußball | Champions League Champions League der Frauen - neues Format für mehr Sichtbarkeit

Stand: 04.10.2021 15:32 Uhr

Mit der Einführung einer Gruppenphase in der Women’s Champions League erhalten die Topvereine eine neue Sichtbarkeit. Aus der Frauen-Bundesliga machen der FC Bayern, VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim mit.

Sara Däbritz muss nicht lange überlegen, was eine Führungsspielerin der deutschen Nationalmannschaft vom neuen Format der Women’s Champions League hält. So manche Vergrößerung im Männerfußball mag ja allein monetären Aspekten folgen, doch diese Erweiterung für den Frauenfußball ist aus ihrer Sicht überfällig.

"Das ist wirklich spitze. Ich glaube, dass wir damit noch mehr Champions-League-Feeling erleben", sagt die 26 Jahre alte Mittelfeldspielerin von Paris St. Germain. Wie so viele Topspielerinnen in Europa hat auch die Oberpfälzerin das Problem, mit dem PSG-Starensemble im Liga-Alltag zu wenig gefordert zu werden - auch deshalb sind mehr Vergleichsmöglichkeiten auf internationaler Bühne überaus willkommen.

Ceferin: "Wende für den Frauenfußball"

Die europäische Dachorganisation UEFA hatte die Reform des einzigen Europapokalwettbewerbs der Frauen von langer Hand vorbereitet. Neuer Modus heißt auch hier größeres Gewand. Erstmals wird ab Dienstag (05.10.2021) eine Gruppenphase mit 16 Teams ausgetragen, der sich die K.o.-Runde ab Frühjahr anschließt, ehe im Mai 2022 im Juventus-Stadion in Turin das Finale steigt.

Es gibt keine Zweifel, dass dieser Schritt überfällig war, um die Projektionsfläche für Europas beste Frauenteams massiv zu erhöhen. Zur guten Verpackung gehören ein neues Design und eine eigene Hymne, alle 61 Spielen werden live und gratis gestreamt. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin spricht von einer "Wende für den Frauenfußball", und einer neuen "Plattform und Sicherheit“, die naturgemäß mit finanziellen Anreizen ausgestattet ist.

Die 24 Millionen Euro Prämien - inkludiert 400.000 Euro fixes Startgeld für jeden Teilnehmer - sind zwar im Vergleich zu den gigantischen Geldbeträgen der Männer nur ein Klacks, aber immerhin das Vierfache gegenüber früher. Strategisches Ziel ist es, über eine Zentralvermarktung die Zuschauerzahlen und den kommerziellen Wert in fünf Jahren zu verdoppeln.

Die reinen Frauenfußballvereine haben es schwer

"Wir sind begeistert von diesem Schritt, weil es der richtige ist. Ich hoffe, Spielerinnen, Teams und Fans stehen dahinter. Ich bedauere nur, dass ich da selbst nicht mehr mitspielen kann", sagt Nadine Kessler, UEFA-Abteilungsleiterin und frühere Weltfußballerin des VfL Wolfsburg. Seit ihrem verletzungsbedingten Karriereende haben immer mehr der großen Männer-Marken vermehrt in den Frauenfußball investiert.

Längst vorbei die Zeiten, dass deutsche Frauenfußballvereine wie der FCR Duisburg, Turbine Potsdam und der inzwischen bei Eintracht Frankfurt aufgegangene 1. FFC Frankfurt wie selbstverständlich in schöner Regelmäßigkeit den Uefa Women’s Cup und auch noch den Nachfolgewettbewerb gewannen. Letztmals ging die Trophäe 2015 nach Frankfurt an einen deutschen Vertreter.

Spätestens das diesjährige Finale zwischen dem FC Barcelona und Chelsea FC (4:0) im Göteborger Stadion Gamla Ullevi hat deutlich gemacht, wohin die Reise geht. "Der Trend geht dahin, dass in den nächsten Jahren vor allem jene Mannschaften den Wettbewerb dominieren werden, die dieses auch bei den Männer tun", glaubt Ralf Kellermann, sportlicher Leiter des VfL Wolfsburg. Die "Wölfinnen" hatten sich in seiner Amtszeit 2013 und 2014 noch in die Siegerliste eingetragen, zudem 2016, 2018 und 2020 das Finale erreicht. Wer im Frauenfußball international mitreden möchte, muss immer mehr Milliönchen abzweigen.

Hohe Ziele beim FC Bayern

Meister FC Bayern hat sich innerhalb der AG zu diesem Investment bekannt und will laut Präsident Herbert Hainer "überall die Nummer eins sein". Die reformierte Champions League bedeutet "den nächsten Schritt zu professionelleren Strukturen", sagte Hainer im Bayern-Mitgliedermagazin. "Wir freuen uns auf einen attraktiven und spannenden Wettbewerb."

Es darf für die bestens besetzten Münchnerinnen diesmal ruhig übers Halbfinale hinausgehen, sonst wäre nicht die japanische Weltklassespielerin Saki Kumagai von Olympique Lyon auf den Bayern-Campus gekommen. Passenderweise treffen die FCB-Frauen in ihrer Gruppe auf den französischen Rekordsieger und BK Häcken aus Schweden. Zuerst warnt FCB-Trainer Sven Scheuer aber pflichtschuldig vor dem "anspruchsvollen Auftaktgegner" Benfica Lissabon (Dienstag 21 Uhr).

Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg beginnt mit dem Topspiel bei Chelsea mit den deutschen Nationalspielerinnen Melanie Leupolz und Ann-Katrin Berger (Mittwoch 21 Uhr), hat dazu Servette Genf und Juventus Turin in einer Gruppe. Für die vermehrt kritisch beäugte Frauen-Bundesliga war es ein gutes Zeichen, dass sich der Dritte TSG Hoffenheim trotz namhafter Abgänge in Richtung Wolfsburg und München in der Qualifikation gegen AC Milan und FC Rosengård durchsetzte.

Der Talentschuppen aus dem Kraichgau hat gegen Titelverteidiger Barcelona und Arsenal WFC nach Ansicht von Trainer Gabor Gallai "nichts zu verlieren" und macht gegen den dänischen Vertreter HB Köge (Dienstag 18.45 Uhr) aus deutscher Sicht den Anfang.