Bundestrainer Hansi Flick gibt am Donnerstag seinen WM-Kader bekannt.

Bekanntgabe des WM-Kaders Wen stellt Flick zum großen Bayern-Block?

Stand: 10.11.2022 10:41 Uhr

Jetzt muss sich Hansi Flick festlegen. Wissen die Rio-Helden Mario Götze und Mats Hummels schon Bescheid? Marco Reus wird sein viertes großes Turnier verpassen. Und wie oft schauen Niclas Füllkrug oder Youssoufa Moukoko gerade voller Spannung auf ihr Handy?

Am Donnerstag um Punkt 12.00 Uhr wird der Bundestrainer die seit Wochen diskutierten Fragen im Frankfurter DFB-Campus ohne jedes Brimborium beantworten. Mit der auf DFB-TV und diversen Streamingdiensten präsentierten Verkündung seiner 26 Spieler knüpft Flick seinen WM-Plan für die ehrgeizige Titelmission in Katar an konkrete Namen.

Ein großer Bayern-Block für DFB-Auswahl

Wichtig für den Bundestrainer: Der starke Bayern-Block um Kapitän Manuel Neuer und weitere Anführer wie Joshua Kimmich sowie Leon Goretzka ist einsatzbereit. Auch Jamal Musiala, Serge Gnabry und Leroy Sané sind gerade rechtzeitig in Topform. "Wenn wir in Katar erfolgreich sein wollen, ist die Voraussetzung, dass alle Spieler topfit sind. Das ist der Fokus, den wir setzen", sagte Flick.

"Gab nie die Überlegung, einen Zweikampf auszurufen"

Sportschau, 07.11.2022 17:30 Uhr

"Das war auch die klare Vorstellung und klare Ansage von Hansi, dass wir uns gefälligst alle in eine gute Verfassung bringen und in eine gute Form", sagte Goretzka nach dem 6:1 der Bayern gegen Werder Bremen.

Kaum Zeit für Trainingsarbeit

Der Terminplan bis zum deutschen Auftaktspiel am 23. November (14 Uhr/live im Ersten) gegen Japan ist eng. "Diesmal hat der Bundestrainer nicht die Möglichkeit, noch mit uns in ein zweiwöchiges Trainingslager zu fahren, sondern ist schon auf die Arbeit im Verein angewiesen", sagte Goretzka, der selbst erst in den vergangenen Wochen seine gesundheitlichen Malaisen überwinden konnte.

Drei Plätze mehr als früher

Neuers Schulter hält. Das ist essenziell. Aber was ist mit der Hüfte von Thomas Müller? Oder dem Fuß von Leipzigs Verteidiger Lukas Klostermann, den Flick für die Schwachstelle hinten rechts gerne dabei hätte? Kann man das Risiko eingehen und Technik-Juwel Florian Wirtz ohne Spielpraxis nach dem Kreuzbandriss mitnehmen? Den 19 Jahre alten Leverkusener sieht Flick wohl eher als einen Kandidaten für die Heim-EM 2024.

Flick hat durch die von der FIFA erlaubte Kaderaufstockung drei Plätze mehr frei. Er muss aber auf den letzten Drücker jeden Einzelfall genau bewerten. "Ich kann den einen oder anderen nicht mitnehmen, der es auch verdient hätte", kündigte er an.

Hummels stünde bereit

Flick wird neben den körperlichen Kriterien auch auf Fakten wie das Team-Building achten. Das Wir-Gefühl steht bei ihm immer ganz weit oben. Mit dem Abflug am kommenden Montag zum Drei-Tage-Trainingscamp im Oman, aber spätestens mit dem Einzug ins WM-Quartier im Zulal-Wellness-Resort am Nordzipfel Katars am 17. November muss die Gruppe funktionieren.

Gehört da der meinungsstarke Hummels, der von Flick für kein Länderspiel in seiner noch kurzen Amtszeit berücksichtigt wurde, dazu? "Es gibt eine klare Absprache mit ihm, wie wir verfahren in Bezug auf die WM. Aber das bleibt unter uns", sagte Flick. Der BVB-Verteidiger, der von Joachim Löw für die EM 2021 ohne Erfolg reaktiviert worden war, hofft bis zuletzt. "Das habe ich schon ganz klar kommuniziert, dass ich jede Rolle so gut es geht ausfülle, die man mir gibt. Wenn ich dabei bin, haue ich alles in die Waagschale", sagte der 33-Jährige bei "Sky".

Chance für Bella-Kotchap?

Zum Thema Abwehr sagte Flick: "Grundsätzlich stellt sich hier die Frage: Nehmen wir einen erfahrenen Spieler mit nach Katar? Oder denken wir an die Zukunft, nominieren einen jungen und geben ihm die Chance, sich auf höchstem Niveau zu beweisen?" Das klang dann eher nach Armel Bella-Kotchap (20) vom FC Southampton, der im September gegen England (3:3) debütierte, als nach einer erneuten Reaktivierung von Hummels.

Flick: "Die Frage Müller stellt sich nicht"

Flick wird seine persönlichen Kriterien als Ultima Ratio festlegen. Dazu gehört auch, dass der multipel angeschlagene Bayern-Anführer Müller auch ohne letzten Bundesliga-Einsatz in Katar dabei ist. "Die Frage Thomas Müller stellt sich nicht", sagte Flick schon, als er ihn in England mal auf die Bank setzte.

Mit seinen 118 Länderspielen und seinem integrativen Charakter könnte der Routinier auch ohne letzte Fitness ein wichtiger Turnier-Faktor sein. Müller selbst äußerte sich noch am Dienstagabend im Münchener Stadion als Zuschauer sehr zuversichtlich: "Gut, alles in der Spur", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Optionen: Götze, Füllkrug, Moukoko

Das unterscheidet den Turnier-Veteranen auch von Reus, der nach der WM 2014 und den EM-Turnieren 2016 und 2021 sein viertes Turnier wegen einer Knöchelverletzung verpassen wird. Doch wie hält es der Bundestrainer mit Rio-Siegtorschütze Götze? Aktuelle Leistung und Fitness, zwei zentrale Flick-Kriterien, stimmen bei dem Neu-Frankfurter jedenfalls.

Sensationen wie die Nominierung von David Odonkor 2006 oder Shkodran Mustafi 2014 werden nicht erwartet. Wochenlang wurden schon alle möglichen Kandidaten öffentlich in aller Breite diskutiert. Bremens Stürmer Füllkrug (29) und BVB-Teenager Moukoko (17) haben spätestens nach dem bitteren Verletzungsausfall von Top-Stürmer Timo Werner tatsächlich gute Chancen auf einen erfreulichen Flick-Anruf.