Joshua Kimmich im Einsatz für Deutschland

FIFA WM 2022 - Teamcheck Deutschland - wo ist die "Turniermannschaft"?

Stand: 10.11.2022 17:52 Uhr

Die DFB-Elf hat von den acht jüngsten Spielen bei großen Turnieren nur zwei gewonnen. Finden Joshua Kimmich und Co. zurück zum Mythos "Turniermannschaft"?

Von Robin Tillenburg

Der Trainer

Hans-Dieter "Hansi" Flick übernahm die DFB-Elf im Sommer 2021. Kurz zuvor hatte er mit dem FC Bayern München eine gut eineinhalb Jahre lange Erfolgszeit absolviert, in der er, zunächst eigentlich nur als Interimstrainer installiert, zwei Meisterschaften, den DFB-Pokal und die Champions League gewann.

Beim DFB hat Flick, der 2014 als Co-Trainer von Joachim Löw bereits den Weltmeistertitel gefeiert hatte, den ganz großen Glanz noch nicht versprüht. Obwohl von den 15 Spielen unter seiner Leitung nur ein einziges verloren ging, nämlich das 0:1 gegen Ungarn im September 2022, sorgten vor allem die vielen Unentschieden gegen stärkere Gegner für gebremste Euphorie. Flick hält zumeist an seinem 4-2-3-1-System fest und sorgt so für Stabilität. Die meisten Einsatzminuten unter Flick hat übrigens im DFB-Team jemand, den man nicht unbedingt auf dem Schirm haben würde: Thilo Kehrer.

Der Star

Joshua Kimmich war unter Flick der Anführer beim FC Bayern München und ist es auch in der Nationalmannschaft. In allen Nations-League-Spielen spielte Kimmich durch, ist im defensiven Mittelfeld gesetzt und darf und soll auch der Lautsprecher im Team sein. In der Debatte um Kimmichs Impfstatus stellte der Bundestrainer sich vor seinen Strippenzieher, der für sein System unverzichtbar ist.

Player To Watch

Jamal Musiala ist zwar international längst nicht mehr unbekannt, aber der Auftritt des 19-Jährigen in Katar ist trotzdem sein erster im ganz großen internationalen Schaufenster. Bei der Europameisterschaft spielte er damals nur insgesamt acht Minuten - seitdem haben sich seine Einsatzzeiten allerdings deutlich erhöht. In den acht jüngsten Länderspielen stand er fünfmal in der Anfangsformation, kam in den anderen drei als Einwechselspieler aufs Feld.

Jamal Musiala im Nations-League-Spiel gegen England

Musiala ist schon eineinhalb Jahre nach seinem Debüt für die A-Nationalmannschaft der Mann, der für das Besondere im deutschen Spiel sorgt und mit seinen Dribblings auch außerhalb des taktischen Korsetts Chancen kreieren soll - und kann. Er ist auch deshalb der "Player to watch", weil man ihm eben auch einfach gerne zusieht.

Bei der Kadernominierung überraschte der Bundestrainer unter anderem mit der Berufung von Youssoufa Moukoko und Niclas Füllkrug. Beide haben noch kein Länderspiel absolviert, sind aber gerade nach dem Ausfall von Top-Stürmer Timo Werner und Offensivkraft Marco Reus nach ihrer starken Bundesligaperformance zuletzt durchaus Kandidaten für Einsätze. Füllkrug als großer Stoßstürmer, Moukoko als kraftvoller und schneller Prellbock.

Besonderes

Auch bei der WM 2018 traf die DFB-Elf in der Vorrunde auf ein Team aus Asien, eines aus dem CONCACAF und auf einen europäischen Mitkonkurrenten. Das Ergebnis war damals mit nur drei Punkten und dem letzten Gruppenplatz ernüchternd. Aus der Startelf vom letzten Gruppenspiel gegen Südkorea sind allerdings bei diesem Turnier nur noch fünf Akteure überhaupt im Kader. Insgesamt wurden von den acht jüngsten Partien bei großen Turnieren nur zwei gewonnen, fünf gingen verloren.

WM-Chancen

Aufgrund der WM 2018 und dem Achtelfinal-Aus bei der Europameisterschaft 2021 gehört das DFB-Team erstmals seit vielen Jahren nicht zu den wahrscheinlichsten Titelkandidaten. In der Gruppe mit Spanien, Japan und Costa Rica ist die Flick-Elf aber neben Spanien einer von zwei Top-Anwärtern auf das Achtelfinale. Dort würden voraussichtlich Belgien oder Kroatien warten. Grundsätzlich ist für den DFB in Katar natürlich alles möglich, das Potenzial bringt der Kader definitiv mit, aktuell muss man sich aber hinter den Top-Nationen anstellen, wenn es um die großen Favoriten geht.

Der Kader

Tor: Manuel Neuer (Bayern München/36 Jahre/113 Länderspiele/0 Tore), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona/30/30/0), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt/32/6/0)

Abwehr: Armel Bella Kotchap (FC Southampton/20/1/0), Matthias Ginter (SC Freiburg/28/46/2), Christian Günter (SC Freiburg/29/6/0), Thilo Kehrer (West Ham United/26/22/0), Lukas Klostermann (RB Leipzig/26/18/0), David Raum (RB Leipzig/24/11/0), Antonio Rüdiger (Real Madrid/29/54/2), Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund/22/5/0), Niklas Süle (Borussia Dortmund/27/42/1)

Mittelfeld und Angriff: Karim Adeyemi (Borussia Dortmund/20/4/0), Julian Brandt (Borussia Dortmund/26/38/3), Niclas Füllkrug (Werder Bremen/29/0/0), Serge Gnabry (Bayern München/27/36/20), Leon Goretzka (Bayern München/27/44/14), Mario Götze (Eintracht Frankfurt/30/63/17), Ilkay Gündogan (Manchester City/32/62/16), Kai Havertz (FC Chelsea/23/30/10), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach/30/16/4), Joshua Kimmich (Bayern München/27/70/5), Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund/17/0/0), Thomas Müller (Bayern München/33/118/44), Jamal Musiala (Bayern München/19/17/1), Leroy Sane (Bayern München/26/47/11)