Kai Havertz im Trikot des FC Arsenal

Angekommen beim FC Arsenal Kai Havertz - Wenn aus Skepsis Zuneigung wird

Stand: 08.04.2024 17:17 Uhr

"Unmöglich, ihn nicht zu lieben": Beim FC Arsenal schwärmen sie von Kai Havertz, nicht nur wegen seiner Tore. Auf ihn wird es auch im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Bayern ankommen.

Vor einigen Tagen haben Fans des FC Arsenal ihren neuen Liebling besungen, den sie vor einigen Monaten doch recht skeptisch empfangen hatten. Den Song können sie längst auswendig. Sie erzählen darin vom vielen Geld, das ihr Klub für einen Spieler ausgegeben hat. Geld, von dem sie zunächst dachten, es sei schlecht investiert. Heute glaubt das kaum noch einer. Sie sangen auch: "Kai Havertz scores again."

Es ging ihnen also um Kai Havertz, der beim 3:0-Erfolg gegen Brighton getroffen hatte. Er tut das gerade mit einiger Regelmäßigkeit. In den vergangenen sieben Premier-League-Spielen hat Havertz fünf Tore erzielt und vier Treffer vorbereitet. Kein Spieler in der Liga war in diesem Zeitraum erfolgreicher.

Beim FC Arsenal schwärmen sie gerade von Havertz, nicht nur wegen seiner Tore. Der Trainer Mikel Arteta nennt ihn einen "intelligenten Spieler", und er lobt dessen Einsatz auch in der Defensive. "Entschlossenheit" und "Herz" - Havertz habe eigentlich alles, die fußballerische Klasse sowieso. Arteta sagt: "Es ist unmöglich, ihn nicht zu lieben."

Havertz als "Neuner"? Die Quote spricht dafür

Als Arsenal Havertz, 24, im vergangenen Sommer vom Stadtrivalen FC Chelsea verpflichtete, sahen das in London nicht alle so. Drei Jahre hatte Havertz für Chelsea gespielt. Es war unmöglich, sein Talent zu übersehen. Aber er war auch ein Fußballer der Widersprüche: Im Champions-League-Finale 2021 erzielte er das entscheidende Tor. Sonst vergab er manchmal auch beste Torchancen. Er spielte im Mittelfeld gut und im Angriff - doch welches seine beste Position war, das blieb unklar.

Der Bundestrainer Julian Nagelsmann sah das offenbar ähnlich. Er hat Havertz auch schon als Linksverteidiger eingesetzt, nur wollte er das so nicht nennen. Zuletzt hat Havertz für die Nationalmannschaft wieder als Mittelstürmer begonnen, das ist denkbar auch bei der Europameisterschaft im Sommer in Deutschland.

Ganz vorne spielt er nun auch in London, dabei hatte ihn der Trainer Arteta ursprünglich für das Mittelfeldzentrum eingeplant. Im Februar hat sich Gabriel Jesus verletzt. Seitdem kommt Havertz als "Neuner" zum Einsatz. Zuletzt war er in sechs Ligaspielen an acht Toren direkt beteiligt.

Arsenal ist plötzlich Favorit gegen die Bayern

Es hat dann auch mit Havertz zu tun, dass sie beim FC Arsenal von der ersten Meisterschaft seit zwanzig Jahren träumen dürfen. Schon im Vorjahr hatte der Klub lange um den Titel mitgespielt, war dann aber eingebrochen. In diesem Jahr scheint die Mannschaft stabiler, vielleicht ist sie an dieser Erfahrung gereift. Gerade ist Arsenal Tabellenführer in England, punktgleich mit dem FC Liverpool auf Rang zwei, einen Punkt vor Manchester City auf Platz drei.

Und in der Champions League empfangen die "Gunners" im Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag (09.04.2024, ab 21 Uhr im Live-Ticker und im Audio-Livestream) den FC Bayern. Viermal gab es dieses Duell schon in Entscheidungsspielen in der Champions League, nie kam Arsenal weiter. Doch diesmal kommt der Favorit eher nicht aus München.

Die Meisterschaft hat beim FC Bayern nicht nur der Trainer Thomas Tuchel bereits abgehakt, die Zukunft einiger Spieler ist offen. Unklar ist auch, wer in München spätestens ab Sommer auf Tuchel folgt.

Lob für Havertz auch von Kapitän Ödegaard

Kürzlich hat Havertz dem Sender "Sky" ein längeres Interview gegeben. Er hat darin auch vor dem Gegner Bayern München gewarnt. Er vermutet, dass die Bayern nicht mehr auf die Meisterschaft schauen, sondern "den Fokus voll auf die Champions League setzen". Einfach werde das für seinen Arbeitgeber aus London dann auch nicht. Schließlich, so sieht er das, sei Bayern München trotz allem eine "überragende Mannschaft mit einem sehr guten Trainer".

Havertz sprach aber nicht nur über den nächsten Gegner, er sprach auch über seine ersten Monate beim FC Arsenal. Er sei nicht verwundert gewesen, dass er bei seinem neuen Klub Zeit benötigt habe, sagte Havertz. "Ich bin jemand, der nicht direkt in einem neuen Umfeld so einfach aus sich rauskommt, sondern bei mir dauert das immer ein paar Wochen oder ein paar Monate."

Kai Havertz ist längst angekommen bei den "Gunners". Einige Fans mag das überrascht haben, auf seine Mitspieler trifft das offenbar nicht zu. Er habe sofort gesehen, welche Qualitäten Havertz habe, hat der Kapitän Martin Ödegaard vor einigen Wochen gesagt."Es ging nur darum, alles herauszuholen. Und das kann man jetzt wirklich daran erkennen, wie viel er der Mannschaft gibt, nicht nur durch Tore und Vorlagen."

Vermutlich hätte aber auch Ödegaard nichts dagegen, wenn Havertz auch gegen die Bayern tun würde, was er zuletzt regelmäßig getan hat: Tore erzielen und Treffer vorbereiten.