Fußball l Afrika-Cup Afrika-Cup - Burkina Faso spielt auch für Ruhe in der Heimat

Stand: 01.02.2022 13:40 Uhr

Burkina Faso steht beim Afrika-Cup im Halbfinale und trifft dort auf den Senegal. Die Gedanken der Spieler sind aber auch in der Heimat. Dort ist die Lage nach einem Militärputsch ungewiss.

Sie träumen vom Titel, sie haben den größten Triumph in der Fußballgeschichte ihres Landes vor Augen - doch die bangen Blicke der Nationalspieler Burkina Fasos richten sich derzeit nur wenig auf den Sport. Denn in ihrer Heimat, dort, wo Familien und Freunde leben, ist die Lage nach einem Militärputsch in der vergangenen Woche unübersichtlich, die politische Situation angespannt.

Die Gedanken kreisen in diesen Tagen natürlich vor allem um das, was derzeit rund 2.000 Kilometer entfernt passiert. Aber, so glaubt Mittelfeldspieler Adama Guira, ein Finaleinzug beim Afrika-Cup in Kamerun könnte zumindest "zur Beruhigung der Situation" beitragen. Und so soll gegen Senegal am Mittwoch (02.02.2022) unbedingt der Sprung ins Endspiel gelingen - im besten Fall dann auch noch der erste Triumph bei der Kontinentalmeisterschaft.

"Extra-Motivation in bewegenden Zeiten"

"Das würde unseren Familien viel Freude bereiten, all den Menschen, die hinter uns stehen. Wir sind uns dessen bewusst und werden auch alles tun, um ihnen eine Freude zu machen", sagte Guira vor dem Halbfinale. Die Menschen in der Heimat würden trotz der Situation im Land die Mannschaft verfolgen und hätten Vertrauen in die Spieler. Trainer Kamou Malo sprach von einer "Extra-Motivation in bewegenden Zeiten", die Mannschaft wolle das Volk zum Lächeln bringen.

Nach wochenlangen Unruhen in dem westafrikanischen Land hatte sich das Militär am 24. Januar an die Macht geputscht - einen Tag, nachdem das Nationalteam sich ins Viertelfinale gekämpft hatte. Die Verfassung sei außer Kraft, die Regierung und das Parlament aufgelöst, teilten die Putschisten um Junta-Chef Paul-Henri Sandaogo Damiba nach der Übernahme mit. 

Für Ablenkung sorgen

Unter anderem eine Delegation der Vereinten Nationen befindet sich derzeit für Gespräche in der Hauptstadt Ouagadougou. Auch ein Treffen mit dem abgesetzten Präsidenten Roch Marc Christian Kabore, der seit dem Machtwechsel unter Hausarrest steht, soll stattgefunden haben. Inzwischen sagte das Militär angesichts des Drucks aus dem Ausland die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung zu.

Die Nationalmannschaft hofft, mit ihren Auftritten für Ablenkung sorgen zu können. Nationaltrainer Malo hatte den Menschen in der Heimat bereits den Halbfinal-Einzug gewidmet. Das Volk mache schließlich "schwierige Zeiten" durch, betonte er: "Ich sage, dass unsere Mannschaft ein Abbild unseres Volkes ist, wir werden stehen bleiben, koste es, was es wolle."

Überraschender Sieg gegen Tunesien

Burkina Faso hatte beim Afrika-Cup zum Start eine 1:2-Niederlage gegen Gastgeber Kamerun kassiert, sich dann nach einem Sieg gegen die Kapverdischen Inseln (1:0) und einem Remis gegen Äthopien (1:1) doch noch für das Achtelfinale qualifiziert. Dort setzte sich das Team mit 7:6 nach Elfmeterschießen gegen Gabun durch und feierte dann im Viertelfinale einen überraschenden 1:0-Sieg gegen Tunesien.

Leverkusens Tapsoba dabei

Star des Teams ist Bertrand Traore von Aston Villa, aus der Bundesliga ist Leverkusens Edmond Tapsoba mit dabei. Größter Erfolg des Landes ist ein zweiter Platz beim Afrika-Cup 2013, an einer Weltmeisterschaft hat Burkina Faso noch nie teilgenommen. Im zweiten Halbfinale stehen sich Kamerun und Ägypten gegenüber.