Fußball | Bundesliga VfL Wolfsburg in der Krise: Wenn der Kopf nicht mitspielt

Stand: 10.01.2022 12:11 Uhr

Die Hoffnung war groß: Trainer Florian Kohfeldt konnte in der Winterpause erstmals über längere Zeit mit seinem Team arbeiten und Abläufe einstudieren. Einen "anderen VfL Wolfsburg" gab es in Bochum dennoch nicht zu sehen. Haben die "Wölfe" ein mentales Problem?

Von Johannes Freytag

Mittelfeldspieler Maximilian Arnold warb nach dem 0:1 in Bochum - der sechsten Bundesliga-Niederlage in Folge - um Geduld: "Nur, weil wir jetzt mal zehn Tage trainiert haben, schießen wir nicht gleich alle aus dem Stadion", sagte Wolfsburgs Rekordmann, "wir müssen weiter hart arbeiten."

Weghorst: "Nicht zu dramatisch werden"

Auch Stürmer Wout Weghorst appellierte daran, "nicht zu dramatisch" zu werden: "Wir haben noch 16 Spiele. Aber wir müssen uns anschauen, wo wir stehen - und echt schnell etwas ändern." In der Tat: Die Champions-League-Plätze sind zehn Punkte weg, die Europa-League-Ränge auch schon acht - auf der anderen Seite haben die Wolfsburger nur noch magere zwei Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang.

Kohfeldt: "Wir werden unseren Plan weitergehen"

VfL-Coach Kohfeldt dürfte sich an seine letzten Trainertage bei Werder Bremen Mitte Mai 2021 erinnert fühlen, als er nach neun Bundesligapartien mit nur einem Punkt seinen Job verlor. Auf Fragen, ob er nun auch in Wolfsburg ein ähnliches Schicksal befürchte, reagierte der 39-Jährige mit deutlichen Worten: "Ich bin mir absolut sicher, dass ich gegen Hertha BSC auf der Bank sitze und wir aus dieser Situation herauskommen. Ich gehe voran und werde nicht jammern", sagte er mit Blick auf das Heimspiel am Samstag (15.01.22) gegen den nur einen Punkt besseren Tabellennachbarn aus Berlin.

Aufgeben ist für Kohfeldt keine Option. Bei aller Enttäuschung über den neuerlichen Rückschlag in Bochum hat er Fortschritte ausgemacht: "Von der Grundstruktur haben wir einen anderen VfL Wolfsburg gesehen als in der Hinrunde." Kämpferisch fügte er an: "Wir werden unseren Plan weitergehen, den wir im Winter entwickelt haben. Mir war klar, dass wir uns in einer sehr schweren Situation befinden."

Kohfeldt auch als Psychologe gefragt

Qualitativ sind die "Wölfe" gut aufgestellt, haben die VfL-Profis also ein Kopfproblem? Es scheint so. Auf die Frage, was denn Hoffnung mache, antwortete Stürmer Weghorst fast schon verzweifelt: "Sorry, ich weiß es nicht." Worte, die zeigen, dass Kohfeldt auch als Psychologe gefragt ist: "Wir müssen ehrlicherweise zugeben, dass es solche Spiele in solchen Phasen geben kann. Aber wir dürfen nicht im Ansatz das Gefühl haben, dass es einfach nicht geht", hat der VfL-Coach die Zeichen der Zeit erkannt.

Er sei "absolut überzeugt davon", dass die Trainingsarbeit der letzten Tage gefruchtet habe: "Wir hatten einige Dinge in unserem Spiel drin, die wir vorher nicht drin hatten. Wir müssen den Moment finden, in dem es für uns Klick macht. Wer jetzt jammert, der wird aus dieser Situation nicht herauskommen."

Arnold: "Wir müssen Grundvertrauen haben"

Tatsächlich dürfte der Weg aus der Krise schwierig werden, wenn die Angst vor dem Abstiegskampf das Team lähmt. Diese Befürchtung hat Arnold aber nicht. Es sei schließlich erst der 18. Spieltag gewesen: "Wir müssen Grundvertrauen haben und mutiger spielen. Wenn uns das gelingt, werden wir auch wieder erfolgreicher sein. Davon bin ich überzeugt. Ich sehe noch lange nicht, dass wir die Segel hier streichen."

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Sport aktuell | 10.01.2022 | 10:17 Uhr