Fußball | Bundesliga VfL Wolfsburg in der Krise: Bayern-Spiel kommt zur Unzeit

Stand: 15.12.2021 10:59 Uhr

Nach der sechsten Niederlage in Folge benötigt Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg dringend einen Restart. Ausgerechnet jetzt steht das Duell mit dem FC Bayern an. Trainer Florian Kohfeldt blickt deshalb schon weiter voraus.

Von Johannes Freytag

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das musste auch der VfL Wolfsburg nach dem 2:3 gegen Köln feststellen. Kölns Siegtorschütze Anthony Modeste konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Es ist sehr schön, gegen die Mannschaft von Jörg Schmadtke gewonnen zu haben und Wolfsburg in die Krise zu schicken. Man trifft sich immer zweimal im Leben", sagte der 33-Jährige und spielte damit offensichtlich darauf an, dass Schmadtke ihn im Juli 2017 als damaliger Manager beim 1. FC Köln für 35 Millionen Euro nach China verkauft hatte, obwohl der Stürmer angeblich gar nicht weg wollte.

Negativserie wie zuletzt vor 44 Jahren

Die Stichelei des Franzosen dürfte aber das geringste Problem der "Wölfe" sein, die zudem nicht erst seit der Niederlage am Dienstag in der Krise stecken. Schon davor hatten fünf Pflichtspielniederlagen in Folge einen traurigen Bundesliga-Negativrekord bedeutet, nun sind es sogar sechs. Zuletzt waren die Wolfsburger vor 44 Jahren in der Zweiten Liga Nord so oft leer ausgegangen.

"Wir wissen alle, in was für einer Situation wir sind, dass es einfach gerade nicht läuft. Da musst du dich knallhart rausarbeiten."
— Wout Weghorst

Nach 16 Spieltagen steht der VfL, zu Saisonbeginn noch stolzer Champions-League-Starter, vor einem Scherbenhaufen: Vergangene Woche kam das Aus in der Königsklasse, im DFB-Pokal scheiterten die Niedersachsen schon in Runde eins, und in der Bundesliga-Tabelle sind die Europapokalplätze inzwischen weiter weg als die Abstiegszone. Am Freitagabend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) gastieren die Wolfsburger in München - wenn es ganz blöd läuft für die Niedersachsen, könnte nach der erwartbaren Niederlage beim Herbstmeister der Vorsprung auf den Relegationsrang auf einen Punkt zusammengeschmolzen sein.

Schäfer: "Dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen"

Trainer Kohfeldt, der Abstiegskampf aus seiner Zeit bei Werder Bremen kennt, ist sich der Gefahr bewusst: "Wir sollten nicht den Fehler machen und sagen: 'Nein, nein, nein, wir haben genug Qualität und haben damit nichts zu tun.' Wir sollten Punkte sammeln, dann können wir auch wieder über Qualität reden."

Auch VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer, der mit Wolfsburg zwar 2009 Meister wurde, aber später auch Tiefen erlebt hat, weiß, worauf es jetzt ankommt: "Wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen, auch wenn solche Phasen wirklich schwierig sind. Wir müssen uns dagegen stemmen, noch mehr in die Waagschale werfen, um aus dieser Phase rauszukommen. Dass das nicht einfach wird, dass man den Hebel nicht so einfach umlegen kann", habe man gegen Köln wieder gesehen.

VfL-Defensive als große Baustelle

Schäfer ging bei seiner Analyse aber auch ins Detail: "Es liegt auf der Hand, dass wir im Moment nicht gut genug verteidigen." Die Mannschaft könne offensichtlich derzeit nicht mit Rückschlägen innerhalb eines Spiels umgehen: "Wir kommen dann einfach nicht mehr zurück. Das ist bitter und eine große Enttäuschung", erklärte der 37-Jährige.

In der Tat ist die Defensive zur großen Baustelle geworden: Seit dem bislang letzten Sieg Anfang November (1:0 gegen Augsburg) haben die Wolfsburger in jedem der folgenden acht Partien mindestens zwei Gegentore kassiert, auch im Testspiel gegen Zweitligist Hansa Rostock (1:3). VfL-Keeper Koen Casteels ("Weiß nicht, wie das passieren kann") zeigte sich ratlos, gab sich aber auch kämpferisch: "Wir waren als Mannschaft viel besser als zuletzt. Deshalb haben wir auch zweimal geführt. Wir müssen jetzt dagegen ankämpfen. Und wir werden das Ding drehen."

Kohfeldt setzt auf die Winterpause

Auch Kohfeldt ist sich darüber im Klaren, dass mit dem Bayern-Spiel die Wende wohl kaum gelingen wird. Der 39-Jährige, der jüngst von VfL-Manager Schmadtke eine Jobgarantie bekam, setzt auf die Winterpause: "Ich glaube, der Hebel, den ich jetzt habe mit dieser Mannschaft, der wird im Januar liegen - und zwar in den ersten Phasen der Vorbereitung und in den Trainingswochen, die wir dort haben."

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 15.12.2021 | 08:25 Uhr