UEFA-Präsident Alexander Čeferin

Krieg gegen die Ukraine Ausschluss von Belarus bei UEFA "heißes" Thema

Stand: 14.10.2022 17:05 Uhr

Der europäische Fußballverband UEFA diskutiert intensiv, ob auch Belarus von seinen Wettbewerben ausgeschlossen werden soll.

Das erfuhr die Sportschau aus politischen Kreisen in Berlin. Demnach gab es am Mittwoch (12.10.2022) eine Sitzung des Sportausschusses im Bundestag, in der den Mitgliedern berichtet wurde, der Ausschluss von belarusischen Mannschaften aus allen von der UEFA organisierten Wettbewerben werde beim Verband "heiß" diskutiert.

Aleksander Čeferin, Präsident der UEFA, hatte zwar in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der "Sport-Bild" gesagt, sein Verband sehe "keinen Grund", neben den seit Ende Februar ausgeschlossenen russischen Mannschaften auch die belarusischen auszuschließen, aber es soll wegen aktueller Entwicklungen einen Sinneswandel gegeben haben. "Wenn sich die Dinge ändern, werden wir sicherlich reagieren", sagte Čeferin.

Ukraine auch aus Belarus unter Beschuss

Das Interview wurde nach Informationen der Sportschau allerdings geführt, bevor der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko am Montag (10.10.2022) ankündigte, eine gemeinsame Militäreinheit mit Russland zu stellen. Offiziell wolle er sein Land damit vor einem möglichen Angriff durch die Ukraine schützen.

Der belarusische Diktator steht eng an der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der seiner Armee am 24. Februar 2022 den Befehl gegeben hatte, das gesamte Staatsgebiet der Ukraine zu überfallen. Belarus stellte Moskau sein Territorium als Aufmarschgebiet und Stützpunkt zur Verfügung. Mehrfach meldete die Ukraine Raketenbeschüsse von belarusischem Staatsgebiet und Angriffe von Kriegsflugzeugen, die aus belarusischem Luftraum gekommen sein sollen.

Vereinte Nationen erklären Referenden für illegal

Am Mittwoch verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit großer Mehrheit eine Resolution, in der Russland dazu aufgefordert wird, die völkerrechtswidrige Einverleibung der teils besetzten ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson rückgängig zu machen.

In der Resolution werden die zuvor von Russland abgehaltenen sogenannten "Referenden" für illegal erklärt. Vier von 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen stimmten mit Russland gegen eine Annahme der Resolution: Syrien, Nicaragua, Nordkorea und als einziger europäischer Staat Belarus.

Bundesinnenministerium fordert Ausschluss von Belarus - vergeblich

Lukaschenkos Ankündigung einer direkten Unterstützung des russischen Krieges und das Abstimmungsverhalten bei den Vereinten Nationen in New York erhöhen den Druck auf die UEFA, der schon zuvor auch von der Bundesregierung aufgebaut worden war.

So berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Mitte September von einem Brief der Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an UEFA-Präsident Čeferin, in dem sie forderte, dass auch "Belarus als wesentlicher Unterstützer der russischen Führung von allen internationalen Fußballspielen und -turnieren ausgeschlossen werden" solle. Das Schreiben wurde der Sportschau aus Regierungskreisen bestätigt.

Schon am 5. Juli hatte Deutschland mit 34 weiteren Staaten die Suspendierung beider Verbände aus den internationalen Sportorganisationen gefordert. Russland und Belarus sind beide vollwertige Mitglieder in der FIFA und der UEFA, alleine die russischen Teams suspendiert. Gazprom-Manager Alexander Dyukov sitzt aktuell im Exekutivkomitee, dem mächtigsten Gremium der UEFA. Kürzlich bestätigte er, dass der russische Verband weiter regelmäßige Zahlungen von FIFA und UEFA erhalte.

UEFA: "Beobachten die Situation genau"

Auf Anfrage der Sportschau, ob die UEFA wegen der neuen Entwicklungen Handlungsbedarf sehe, wiederholte sie am Freitag (14.10.2022) eine Antwort von Montag, dass der Verband die Situation genau beobachte und gegebenenfalls weitere Entscheidungen treffen werde, nachdem im März beschlossen worden war, dass belarusische Mannschaften ihre internationalen Heimspiele nicht mehr auf eigenem Staatsgebiet austragen dürfen.

Anders als Russland, das wegen des Ausschlusses nicht mehr weiter an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Katar teilnehmen durfte, waren belarusische Mannschaften im Europapokal vertreten, sind aber inzwischen sämtlich ausgeschieden.

Belarus spielt nach jetzigem Stand in der Quali für die EM 2024

Bei der Auslosung der Gruppen für die Qualifikation der EM 2024 in Frankfurt am Main am Sonntag (09.10.2022) waren Čeferin, Faeser und DFB-Präsident Bernd Neuendorf gemeinsam vor Ort - im offiziellen Rahmen wurde Belarus nicht thematisiert.

V.l.n.r: UEFA-Präsident Alexander Čeferin, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Innenministerin Nancy Faeser

V.l.n.r: UEFA-Präsident Alexander Čeferin, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Innenministerin Nancy Faeser

Belarus wurde in eine Gruppe mit der Schweiz, Andorra, Israel, Rumänien und dem Kosovo für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2024 gelost. Die Sportschau fragte bei den Verbänden nach, ob sie wie Deutschlands Innenministerin einen Ausschluss Belarus’ befürworten würden.

Andorra, und Rumänien reagierten bislang nicht, der israelische Verband teilte mit: "Wie immer werden wir uns an die Entscheidungen der UEFA halten." Ähnlich äußerte sich Kosovos Verbandspräsident Agim Ademi.

Die Schweiz, am 25. März 2023 erster Gegner von Belarus auf neutralem Platz, antwortete, dass "wir diese beiden Spiele so planen und angehen wie die anderen Spiele auch", da Belarus nicht ausgeschlossen sei. "Bis die ersten Qualifikationsspiele beginnen, dauert es fast noch ein halbes Jahr. Niemand kann wissen, wie die Lage in der Region dann sein wird."