Frederik Tiffels feut sich über sein Tor gegen die USA

Eishockey-WM Deutsches Eishockey-Team sensationell im Finale

Stand: 27.05.2023 22:09 Uhr

Die deutschen Eishockey-Nationalspieler haben bei der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland sensationell das Endspiel erreicht und die erste WM-Medaille seit 70 Jahren sicher.

Das Team von Bundestrainer Harold Kreis bezwang im Halbfinale nach einem frühen 0:2-Rückstand die zuvor ungeschlagenen USA mit 4:3 (2:2, 0:1, 1:0, 1:0) nach Verlängerung und hat damit zumindest Silber sicher. Im Endspiel am Sonntag (19.20 Uhr) ist Rekordweltmeister Kanada der Gegner.

"Es gibt nix Geileres als das, unglaublich, was die Jungs da heute gerissen haben", sagte der junge Star-Verteidiger Moritz Seider bei "Sport1": "Wir waren vielleicht in den ersten 15 Minuten ein bisschen überwältigt von den Emotionen, sind aber super zurückgekommen. Wir haben zwar nicht das meiste Talent auf dem Papier, aber wir haben unsere Qualitäten und lassen uns nicht kleinkriegen."

Tiffels trifft in der Verlängerung

Die Münchner Frederik Tiffels (13. Minute) und Maksymilian Szuber (17.) sowie der Berliner Marcel Noebels (59.) und erneut Tiffels in der Verlängerung (68.) erzielten vor 8.011 Zuschauern in Tampere die Tore für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), die zuletzt 1953 als Zweiter eine WM-Medaille gewonnen hatte. Es war der sechste Sieg in Folge in Finnland, nachdem das Kreis-Team mit drei knappen Niederlagen gestartet war.

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Für die Amerikaner, die in der Vorrunde die deutsche Mannschaft noch mit 3:2 besiegt hatten, trafen Alex Tuch (2.), Rocco Grimaldi (4.) und Michael Eyssimont (29.). Für sie geht es am Sonntag (14.20 Uhr) im kleinen Finale gegen Lettland wieder nur um Bronze. Seit dem bisher letzten WM-Titel 1960 sprangen nur noch sieben dritte Plätze heraus. 

USA mit Blitzstart

Mit viel Selbstvertrauen und Zuversicht startete die DEB-Auswahl in ihr drittes WM-Halbfinale nach 2010 und 2021 - doch nach 71 Sekunden gab es bereits den ersten herben Dämpfer. Eine sehenswerte Kombination in Hochgeschwindigkeit schloss Tuch mit dem frühen Führungstreffer der Amerikaner ab. Nur zweieinhalb Minuten später hatte Torhüter Mathias Niederberger erneut das Nachsehen, als Grimaldi die Scheibe in den Winkel schoss.

Szuber trifft genau in den Winkel

Das deutsche Team brauchte nach dem Schock zehn Minuten, um ins Spiel zu kommen. Im ersten Powerplay gelang etwas glücklich der Anschluss: Daniel Fischbuchs Schuss fälschte Tiffels ab, der Puck rutschte US-Goalie Casey DeSmith durch die Schienen. Der Ausgleich gehörte zu großen Teilen Nico Sturm, der Szuber freispielte, der WM-Debütant traf genau in den Winkel. 

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Zähes Schlussdrittel, doch Deutschland trifft

Zu Beginn des Mittelabschnitts hatte Fischbuch erneut in Überzahl das 3:2 auf dem Schläger (21.). Moritz Seider traf wenig später die Latte (23.). Dann jubelten die Amerikaner, als die Scheibe Niederberger durchrutschte - doch der Videobeweis zeigte: Der Puck hatte die Torlinie nicht vollständig überquert (25.). Vier Minuten später zählte die erneute Führung der USA: Eyssimont stocherte die Scheibe aus Niederbergers Fanghand über die Linie.

Das Schlussdrittel verlief gegen die stark verteidigende junge US-Truppe lange zäh, ehe der Berliner Noebels kurz vor dem Ende den verdienten Ausgleich erzielte. In der Verlängerung sorgte Tiffels dann für die Sensation.

Kreis formte eine Einheit

Kaum jemand hatte dem deutschen Team vor der WM etwas zugetraut. 15 verletzungsbedingte Absagen hatte Kreis von Leistungsträgern erhalten. Zudem sind bei der WM in Finnland und Lettland in Leon Draisaitl, Tim Stützle und Torhüter Philipp Grubauer auch drei der besten deutschen NHL-Spieler nicht dabei. Dennoch schaffte es Kreis, eine kämpferisch und spielerisch überzeugende Einheit zu formen.

Sollte am Sonntag gegen Kanada die Sensation gelingen, wäre der größte deutsche Erfolg überhaupt perfekt. Auch 1934 hatte Deutschland WM-Bronze gewonnen und war 1930 und 1953 sogar Vize-Weltmeister geworden. Damals waren die WM-Turniere allerdings lange nicht so besetzt wie heutzutage. 1953 etwa hatten nur vier Nationen in einer Gruppenphase ohne K.o.-Spiele teilgenommen. 1976 (Bronze) und 2018 (Silber) hatte Deutschland olympische Medaillen gewonnen.