Beine eines Läufers

Sportpolitik | DOSB DOSB fordert Impulse für den Breitensport

Stand: 24.05.2022 14:27 Uhr

Der DOSB stellt in einem neuen Eckpunktepapier zahlreiche Forderungen an die Politik, insbesondere um den Breitensport zu stärken. Viele Themen sind nicht neu, aber zuletzt liegengeblieben.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will den Bürgerinnen und Bürgern wieder Beine machen - mit einem Bewegungsgipfel und vielen neuen Impulsen. Dabei soll der Forderungskatalog an die Politik, das Eckpunktepapier des DOSB beitragen, das er am Dienstag (24.05.22) unter dem Titel "Sport bewegt Deutschland" vorlegte. Der DOSB sieht es als "Gesprächsangebot" an die Politik.

Nicht nur Leistungssport

Gemeinsam mit der Politik will der Sportdachverband den im Koalitionspapier aufgenommenen Sportentwicklungsplan erarbeiten. Im Koalitonsvertrag der Ampelparteien SPD, Grüne und FDP war schon deutlich geworden, dass die neue Regierung eine andere Sportpolitik einleiten will als die bisherige: "Sport für alle" ist die Devise, was im Bundeshaushalt mit fast 500 Millionen Euro für den Breitensport unterstrichen wurde.

"Ein erfolgreicher Leistungssport darf nicht das alleinige Ziel der Bundespolitik und Sportförderung sein", stellt auch der DOSB in der Präambel seines Papiers fest. Der Dachverband, bei dem Breitensport in den letzten Jahren eher ein Schattendasein führte, kommt nun auf alte Forderungen zurück: Der Sport müsse ressortübergreifend als Querschnittsaufgabe gesehen und vor allem behandelt werden. Und das nicht nur, um Überschneidungen oder parallel laufende Projekte zu verhindern.

"Dieses Silo-Handeln lässt politische Strategien und Investitionsprogramme allenfalls bedingt wirksam werden", schreiben die Verfasser. Der Breitensport müsse "die Aufmerksamkeit und Ressourcen bekommen, die er auf Grund seiner herausragenden gesellschaftlichen Bedeutung" verdiene.

Sport soll ins Grundgesetz

Deshalb erneuert der Verband auch wieder den Ruf nach der Aufnahme von Sport, Bewegung und Leistungssport in das Grundgesetz. Denn bisher ist der Bund nur für den Spitzensport zuständig. Außerdem solle im Bundeskanzleramt ein Staatsekretär angesiedelt sein, der die Gesamtkoordination für den Sport übernehmen soll.

Diese Forderung ist nicht zuletzt dem Zuständigkeitsgerangel zwischen Politik und Sport in den vergangen Jahre geschuldet. Der DOSB fordert daher einen "Paradigmenwechsel in der bundesweiten Sportpolitik" - den haben Bund und Länder vor kurzem auf der Sportministerkonferenz in Hamburg zumindest wortreich schon eingeleitet.

In seinem Papier führt der DOSB Schwerpunktthemen systematisch auf, die ihn teilweise schon seit Jahren beschäftigen. Viele der Eckpunkte sind schon im Strategiepapier "DOSB 2020 – Die starke Stimme des Sports" zu finden, wo allerdings der Fokus auf den olympischen Spitzensport ausgerichtet war.

Impulse nach außen

Nicht nur der Ton, auch die Zielrichtung scheinen sich im DOSB geändert zu haben. Aber es tauchen viele alte Themen auf: Gesundheitsförderung, Demokratiestärkung, Ehrenamt, der Verein als Sport- und Sozialisationsraum, Sportstättensanierung, Klima und Nachhaltigkeit - Dauerbrenner im deutschen Sport. Sie alle sollen nun neu oder anders (mit-)gedacht werden - vor allem von der Politik.

Bei der Lektüre des Papiers wird ganz schnell deutlich: Die Impulse sind nach außen gerichtet - was auch als Forderung nach mehr Förderung zu verstehen ist. Viele Fragen muss der Sport allerdings selbst beantworten und intern mit seinen Mitgliedsorganisationen klären, etwa beim Thema Klima und Nachhaltigkeit: Die Fachverbände sind diejenigen, die zum Beispiel mit einer Neustrukturierung ihrer Ligabetriebe zum Verringern des CO2-Abdrucks beitragen können.

Es sind die Verbände, die in allen Bereichen beschließen müssen, was in den Vereinen umgesetzt und vorgelebt werden soll. Ob die Potenziale, die der Sport zu haben glaubt, dann auch die gewünschte breitensportliche Wirkung haben, bleibt offen. Hinweise auf Modellprojekte, Evaluation oder Erfahrungsberichte fehlen in dem Papier.

Der Weg in die sportliche Zeitenwende ist zumindest angedacht. Ihn zu gehen, wird dauern. Und es wird teuer. Sport-Ökonomen wie Lutz Thieme von der Hochschule Koblenz rechnen mit mehr als zwei Milliarden Euro für Sportstätten und zum Beispiel Dekarbonisierung. "Das wird eine Summe, die deutlich über die jährlich erforderlichen Mittel für die reine Sanierung der Sportstätten hinausgeht", sagt Thieme. "Und dazu kommen noch die restlichen Förderungen."