Luca Banchi mit dem Team in einer Besprechung

Deutschlands Gegner im WM-Viertelfinale Lettland - eine Überraschung, die keine sein dürfte

Stand: 05.09.2023 17:46 Uhr

Selbst Deutschlands Basketball-Nationaltrainer Gordon Herbert hat Lettland, Viertelfinalgegner bei der Basketball-WM, als "große Überraschung" bezeichnet. Dabei besiegte das Team zuletzt reihenweise Topnationen.

Nach den bisher herausragenden Turnierleistungen bei der Basketball-WM geht Deutschland als klarer Favorit ins Viertelfinale am Mittwoch (06.09.2023, ab 10.45 live im Ticker und Audiostream) gegen Lettland. Doch die Balten haben in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, wie wohl sie sich in der Rolle des Außenseiters fühlen und wie gefährlich sie für große Nationen sind. Deutschland wäre nicht der erste Medaillenkandidat, den die Letten zu Fall bringen.

Spanien und Frankreich ausgeschaltet

In der Vorrunde besiegte das Team bereits Frankreich, das das Weiterkommen anschließend verpasste, in der Zwischenrunde sorgte Lettland mit einem Sieg gegen Spanien für das nächste Ausscheiden eines großen Favoriten. Das Besondere: Beide Partien gewann Lettland dank eines herausragenden letzten Viertels - gegen Frankreich gab es beim 88:86 ein 26:12 im Schlussabschnitt, gegen Spanien beim 74:69 ein 27:11. Das DBB-Team wird sich wegen dieser Stärke im letzten Viertel nie sicher sein dürfen.

Deutschland betonte auch deswegen, gewarnt zu sein. "Das ist ein sehr gefährliches Team, das super zusammen spielt und viele gute Werfer hat", sagte Co-Kapitän Johannes Voigtmann. DBB-Coach Gordon Herbert bezeichnete Lettland als "große Überraschung des Turniers, aber sie spielen sehr, sehr gut Basketball".

Daniel Theis - "Sie spielen einen extrem guten Basketball"

Sportschau, 05.09.2023 10:59 Uhr

Auch ohne Porzingis erfolgreich

Aber ist der Deutschland-Gegner wirklich eine "große Überraschung"? Schon in der WM-Qualifikation ließ das Team des italienischen Trainers Luca Banchi aufhorchen. Trotz einer starken Gruppe gewann Lettland neun von zehn Spielen, besiegte zum Beispiel Griechenland und die Türkei je zwei Mal und behielt nach der einzigen Niederlage im Rückspiel gegen Serbien, das bei der WM bereits im Halbfinale steht, ebenfalls die Oberhand. Und bei der WM verloren sie bislang nur gegen die starken Kanadier.

Was wohl dazu führt, dass Lettland trotz konstant herausragender Ergebnisse als Außenseiter gilt, ist der WM-Kader. Davis Bertans von den Oklahoma City Thunder ist der einzige Profi aus der NBA, Superstar Kristaps Porzingis (Boston Celtics) fehlt wegen einer Fersenverletzung. Doch das gehört irgendwie zum Erfolgsrezept. "Es ist uns wirklich egal, wer der beste Werfer ist und wer die meisten Würfe abgibt. Wir werden das Spiel einfach auf uns zukommen lassen und das tun, was die andere Mannschaft zulässt", sagte Bertans vor dem Duell gegen Deutschland.

Kerstin von Kalckreuth, Sportschau, 05.09.2023 14:34 Uhr

Bei der WM-Premiere gleich erfolgreich

Der 30-Jährige ist zwar mit 13,4 Punkten pro Spiel Topscorer der Letten, seine Ausbeute ist jedoch auch ein Ausdruck der Vielseitigkeit des Teams. Vier weitere Spieler punkten durchschnittlich zweistellig, bei Deutschland sind es mit Dennis Schröder (19,8), Moritz Wagner (13) und Daniel Theis (11) nur drei Akteure. "Das Rezept ist: zusammenhalten, hart arbeiten und zusammen spielen", sagte Banchi.

Der Trainer betonte zudem: "Jeden Tag betreten wir die Turnhalle mit dem Wunsch, zu beweisen, dass wir auf diesem Niveau dazugehören." Das ist den Letten bisher gelungen und gegen Deutschland wollen sie den nächsten Schritt gehen. Es wäre bei der ersten WM-Teilnahme der größte Erfolg der aktuellen Generation, die bei der EM 2017 Fünfter wurde. Einen EM-Titel durften sie zwar auch schon feiern, der liegt aber 88 Jahre zurück.

Banchi fordert "Bescheidenheit"

Entsprechend groß war die Euphorie schon nach dem Spiel gegen Frankreich. Doch Banchi passte das gar nicht. "Da hatten wir zu viele Menschen um uns, die redeten und SMS schrieben. Dies ist die Zeit für falsche Freunde. Es ist wichtig, unsere Identität und unsere Bescheidenheit nicht zu verlieren", sagte der lettische Trainer. Für den 58-Jährigen sei die WM eine Zeit, "mit Menschen zusammen zu sein, die ich wirklich liebe und mag". Und die nun gegen Deutschland für die nächste vermeintliche Überraschung sorgen sollen.