American Football | NFL Cincinnati Bengals: Vom Abgrund in den Super Bowl

Stand: 12.02.2022 13:50 Uhr

Die Cincinnati Bengals stehen zum ersten Mal seit 33 Jahren im Super Bowl. Vor zwei Jahren waren sie noch das schlechteste Team der NFL. Grund für den Aufschwung: der Quarterback.

"Es ist keine Überraschung, dass wir hier stehen", sagt Joe Burrow im Vorfeld des Super Bowls. Der Quarterback der Cincinnati Bengals strotzt vor Selbstbewusstsein und führt sein Team in der Nacht von Sonntag (13.02.2022) auf Montag als Leader in das größte Spiel der Football-Welt. Dabei ist der Einzug der Bengals sehr wohl eine Überraschung, um genau zu sein: die größte der vergangenen Jahre.

"Joey Franchise" schreibt die Cinderella-Story

Denn vor zwei Jahren waren die Cincinnati Bengals noch das schlechteste Team der Liga. Dank des Draft-Systems der NFL, das den schlechtesten Teams erlaubt, die besten Nachwuchsspieler zu holen, schnappten sich die Bengals dafür Quarterback Joe Burrow. Der hatte gerade seine LSU Tigers zum College-Meistertitel geführt und dabei die beste Saison eines Quarterbacks in der Geschichte des College-Footballs gespielt.

Er alleine gab den leidgeprüften Fans aus Cincinnati wieder Hoffnung. Deshalb bekam er unter anderem den Spitznamen "Joey Franchise". "Er lässt Spieler und Trainer daran glauben, dass wir etwas Besonderes schaffen können", lobte sein Trainer Zac Taylor. Doch selbst die optimistischen Fans hätten wohl nie daran geglaubt, dass er sie jetzt zum ersten Super Bowl seit 33 Jahren führen könnte – mit gerade einmal 25 Jahren.

Vor allem nicht, nachdem Burrow sich in seiner ersten Saison eine schwere Knieverletzung zuzog, unter anderem einen doppelten Kreuzbandriss. Ohne ihren Leader beendeten die Bengals die Saison mit gerade mal vier Siegen.

Traum-Duo in der Offensive

Doch Burrow kämpfte sich zurück und bekam als Dank ein altbekanntes Spielzeug für die Offensive: Im Draft 2021 wählten die Bengals an fünfter Stelle Ja Marr Chase, Wide Receiver, in Burrows altem Team.

Die Idee ging auf: In dieser Saison entwickelte sich das Duo zu einem der gefährlichsten Quarterback-Receiver-Tandems der Liga. Chase fing für 1455 Yards und wurde damit zum besten Nachwuchsspieler der Saison gekürt.

Neue Alte für die Bengals

Zwei Spieler, zumal noch so junge, führen ein Team aber nicht alleine in den Super Bowl. Ein entscheidender Faktor ist die Scouting-Abteilung Cincinnatis. Vor der Saison verpflichteten die Bengals vor allem erfahrene Spieler, die woanders nicht mehr gebraucht wurden, für wenig Geld. Cincinnati in Kurz-Form: Erfahrene Spieler stützen die jungen Wilden in der Offensive.

Stehaufmännchen trotzt bröckeliger O-Line

Gegen das mit Stars besetzte Team aus Los Angeles gehen die Bengals trotzdem als Außenseiter in den Super Bowl. Vor allem die bröckelige Offensive-Line, die Burrow beschützen soll, bereitet den Fans Kopfschmerzen. 51 Mal wurde er in der regulären Saison "gesackt" – kein anderer Quarterback wurde öfter zu Boden gebracht. Allein im Playoff-Spiel gegen die Tennessee Titans neun Mal. Doch weil Joe Burrow im wahrsten Sinne des Wortes ein Stehaufmännchen ist, führte er sein trotzdem Team zum Sieg.

"Joe Brrr" - Eiswasser in den Venen

Spätestens eine Woche später, im AFC Conference Championship Game, quasi dem Halbfinale, ließ er dann auch noch die letzten Zweifler verstummen. Gegen die Kansas City Chiefs um Superstar Patrick Mahomes holte Cincinnati einen 3:21-Rückstand zur Halbzeit auf. Joe Burrow rechtfertigte einen seiner weiteren Spitznamen: "Joe Brrr" – wegen seiner eiskalten Nerven.

Auch im Super Bowl wird es wieder auf ihn ankommen, sein Trainer Zac Taylor ist sich aber sicher, dass sein Quarterback abliefern wird: "In großen Momenten spielt er groß auf, er ist für diese Bühne gemacht." Für Joe Burrow scheint ohnehin nichts unmöglich.