American Football | NFL Warum das NFL-Wochenende eines der besten der Geschichte war

Stand: 24.01.2022 12:55 Uhr

Dramatik, große Geschichten und sportliche Extraklasse - in der US-Football-Liga NFL war es eine Playoff-Runde, an die man noch lange denken wird.

Den sportlichen Höhepunkt der "Divisional Round", quasi das "Viertelfinale" der NFL-Playoffs, gab es ganz zum Schluss. Die Kansas City Chiefs empfingen in der Nacht zu Montag (24.01.2022/MEZ) die Buffalo Bills - zwei Teams, die zu den heißesten Titelfavoriten gehörten und ihr jeweils erstes Playoff-Spiel deutlich gewonnen hatten. Die Chiefs mit 42:21 gegen die Pittsburgh Steelers, die Bills mit 47:17 gegen die New England Patriots.

Perfektes Spiel - von beiden

Es war ein Offensivfeuerkwerk erwartet worden - Patrick Mahomes und Josh Allen sind schließlich mit 26 und 25 Jahren zwei der besten Quarterbacks der neuen Generation und trafen nun im direkten Duell aufeinander. Aber was die beiden in dieser Nacht ablieferten, übertraf nochmal kühnste Erwartungen.

Allen erzielte für die Bills im Passspiel 329 Yards und vier Touchdowns - ohne Interception - und lief darüber hinaus selbst für 68 Yards. Mahomes warf für 368 Yards und drei Touchdowns - ebenfalls ohne Interception - und lief selbst für 69 Yards und einen Touchdown. Mehr geht eigentlich nicht.

Wozu Allen mit seiner enormen Athletik und der "Magier" Mahomes in der Lage sind, zeigte sich aber nicht nur in Zahlen, sondern ließ sich auch anschauen. Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit führten die Chiefs mit 26:21. Dann fand Allen Gabriel Davis in der Endzone - Spiel gedreht. 26:29.

Wildes Ende

Mahomes musste ran - und lieferte. Keine Minute brauchte er, um den Ball in Kooperation mit seinem Lieblings-Receiver Tyreek Hill das gesamte Feld herunter zu befördern. Touchdown Chiefs. 33:29, noch eine Minute und zwei Sekunden auf der Uhr.

Aber Allen zog nach. Er brauchte wiederum nur 49 Sekunden, erneut Davis mit einem Touchdown-Pass zu finden. 33:36. Doch zum Leidwesen der Bills-Fans waren 13 verbleibende Sekunden zu viel Zeit. Mahomes brachte sein Team mit nur drei Pässen nah genug heran, um ein Field Goal schießen zu können, das genau drei Punkte bringt. Drin. Verlängerung. Mahomes bekam den Ball und setzte einem der unbestritten besten Spiele der NFL-Geschichte die Krone auf. Touchdown, Ende.

Während seine Teamkollegen ausgelassen jubelten, schloss Mahomes seinen Kontrahenten Allen in den Arm.

Bradys womöglich letztes Spiel - ein Spektakel

Angesichts dieses Spektakels ging beinahe unter, dass die Partie wenige Stunden zuvor in Tampa Bay zwischen dem Titelverteidiger Tampa Bay Buccaneers und den Los Angeles Rams fast genauso dramatisch war. Mit 27:6 hatten die Rams da kurz vor Ende des dritten Viertels geführt und nichts hatte danach ausgesehen, dass Tom Brady und die "Bucs" noch einmal zurück in diese Partie kommen würden. Doch mit haarsträubenden individuellen Fehlern brachte die Rams-Offense Brady noch einmal zurück. 42 Sekunden vor Ende des Spiels stand es 27:27.

Rams-Quarterback Matthew Stafford und sein Lieblings-Receiver Cooper Kupp hatten aber noch zwei Geistesblitze und brachten ihren Kicker Matt Gay noch einmal nah genug heran, um mit der Schlusssirene das 30:27 zu erzielen.

Die Partie war nicht nur packend, sondern möglicherweise auch historisch. Der 44 Jahre alte Brady, der wohl beste Quarterback aller Zeiten, wollte sich nach dem Spiel nicht eindeutig zur Fortsetzung seiner Karriere äußern. Womöglich war es also sein letztes Spiel - auch wenn man das bei Brady schon mehrfach gedacht hat.

Auch das letzte Spiel für Rodgers?

In der Nacht zuvor waren die Green Bay Packers überraschend gegen die defensiv starken San Francisco 49ers ausgeschieden. Bei den Packers hatte Quarterback Aaron Rodgers nicht seinen besten Tag erwischt, Green Bay unterlag aber vor allem, weil die "Special Teams" unterirdisch spielten, mit 10:13.

Der 38-jährige Rodgers sagte danach, dass er "nicht Teil eines Neuaufbaus" sein wolle. Ob Rodgers das Team wechselt, bei den Packers bleibt, oder seine Karriere beenden wird? Unklar. Vielleicht gab es an diesem Wochenende also auch das letzte Spiel einer weiteren Quarterback-Ikone. Auch das wäre historisch - Rodgers gehört sportlich ebenfalls zu den besten seiner Zunft.

Die Nervenstärke eines 22-Jährigen

Angesichts dessen fällt das erste der vier Divisional-Round-Games beinahe ab. Obwohl es auch äußerst spannend war. Die Cincinnati Bengals hatten als Außenseiter die Tennessee Titans mit 19:16 besiegt und zogen damit erstmals seit über 30 Jahren in das "Halbfinale" ein. Eine Sekunde vor Spielende hatte es 16:16 gestanden. Bengals-Kicker Evan McPherson, 22 Jahre alt und in seiner ersten NFL-Saison, hatte die Aufgabe, aus 52 Yards zu verwandeln. Er traf.

Sein Quarterback Joe Burrow erzählte nach dem Spiel: "Er hat kurz vorher einen Übungsschwung gemacht. Dann verzieht er das Gesicht und sagt: 'Aaaah - sieht so aus als würden wir ins AFC-Championship-Game einziehen.'" Eine solche Nervenstärke in solch einer Situation - eine Geschichte, über die an einem anderen NFL-Wochenende fast jeder gesprochen hätte. Aber nicht an diesem.