Football | NFL Schwarzer Football-Coach verklagt NFL wegen Diskriminierung

Stand: 02.02.2022 13:58 Uhr

Der erst vor kurzem gefeuerte Football-Trainer Brian Flores hat die US-Profiliga NFL und drei Teams wegen Rassismus verklagt. Die Vorwürfe sind schwerwiegend.

Das geht aus einer Klageschrift hervor, die Flores und dessen Anwälte am Dienstag (01.02.2022) bei einem Gericht in New York einreichten. Die 58 Seiten umfassende Schrift, in der auch Screenshots von angeblichen Chats mit dem legendären Trainer der New England Patriots, Bill Belichick, zu finden sind, ist hier dokumentiert.

Der Afroamerikaner Flores richtet seine Klage auf Schadenersatz demnach gegen die National Football League und die drei Franchises New York Giants, Denver Broncos und Miami Dolphins. Bei den Dolphins wurde Flores im Januar 2022 etwas überraschend nach drei Jahren entlassen.

Flores beschuldigt die Liga und die Teams, dass er selbst sowie andere Schwarze bei der Besetzung von Trainerstellen diskriminiert wurden. "In gewisser Weise ist die NFL nach Rassen getrennt und wie eine Plantage verwaltet", heißt es in der Klage. Flores sagte, er sei sich bewusst, dass er durch die Klage womöglich nie mehr als Trainer in der NFL arbeiten werde. Er hoffe aber, dass sich ihm andere Leute anschließen, um das Leben zukünftiger Generationen einfacher zu machen.

NFL weist Vorwürfe zurück

Die NFL wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück. Vielfalt sei der Kern von allem, was die Liga tue.

"Wie eine Plantage verwaltet"

Die NFL sei "in gewisser Weise rassistisch getrennt und wird wie eine Plantage verwaltet", heißt es hingegen in der Anklageschrift: "Die 32 Teambesitzer - keiner von ihnen schwarz - profitieren erheblich von der Arbeit der NFL-Spieler, von denen 70 Prozent Schwarze sind."  Jeremi Duru stufte den Fall Flores als "sehr starke" Klage ein: "Ich denke, es ist ein Wendepunkt", sagte der Professor für Sportrecht an der American University dem amerikanischen Fernsehsender "ESPN".

Auslöser für die potenzielle Sammelklage ist unter anderem Flores' Entlassung in Miami. Dabei war er der erste Headcoach der Dolphins seit 2003, der in zwei aufeinanderfolgenden Jahren eine positive Saisonbilanz hatte. Dennoch wurde er nun von seinen Aufgaben entbunden. "Die Besitzer schauen sich die Spiele aus ihren Luxuslogen in den Stadien an, während ihre mehrheitlich schwarzen Mitarbeiter jeden Sonntag ihren Körper aufs Spiel setzen, böse Schläge einstecken und heftige Verletzungen an Körper und Gehirn erleiden", wetterten Flores' Anwälte. Derweil würden die Liga und die Eigentümer der Teams mit dem Spektakel Millionen Dollar verdienen.

"Meine aufrichtige Hoffnung ist, dass sich andere anschließen"

Es gäbe seit Jahren "Fakten und Statistiken", die Flores' Vorwürfe untermauern, erklärte Duru. Beispielsweise hätten schwarze Trainer im Durchschnitt kürzere Amtszeiten als weiße, Schwarze würden nach erfolgreichen Spielzeiten öfter entlassen, und es sei für sie schwieriger, einen zweiten Job zu bekommen. Nun habe ein Kläger den Mut aufgebracht, "aufzustehen und ein großes Karriererisiko einzugehen", führte der Sportrechtler aus.

Dieses Risiko geht Flores ganz bewusst ein: "Meine aufrichtige Hoffnung ist, dass sich andere anschließen", so der frühere College-Spieler, "indem sie sich gegen systematischen Rassismus in der NFL stellen, um Veränderungen für kommende Generationen zu erreichen."