Simon Ammann

Skispringen Simon Ammann vor seiner 25. Saison - "Keiner hat mich von der Schanze verjagt"

Stand: 26.11.2021 09:36 Uhr

Der Schweizer Simon Ammann ist in seine 25. Saison als Skispringer gestartet. In Nischni Tagil flog der 40-Jährige auf die Plätze 27 und 28. Beim Sommer-GP in Courchevel war Ammann auf das Podest geflogen, kurz danach stoppte ihn ein Bänderriss. Von seiner Weltklasse-Form der Vergangenheit ist er weit entfernt und dennoch offenkundig glücklich. Ammann hat alles gewonnen, ist viermaliger Olympiasieger, 23-maliger Weltcupsieger und dreifacher Familienvater - und gelassener als je zuvor.

Sportschau: Simon Ammann, Sie springen seit 25 Jahren Ski. Fühlt es sich noch genauso an wie beim ersten Mal?

Ammann: Zum Glück fühlen sich manche Dinge noch recht gut an. Ich bleibe vor den Wettkämpfen zwar viel länger cool, dennoch ist die Nervosität noch da und man merkt, jetzt muss alles passen. Es ist bei mir auch immer so eine Zitterpartie bis ich dann in Schuss bin. Und dieses Mal bin ich so wenig gesprungen wie noch nie. Also immer mal was Neues bei mir - auch nach 25 Jahren.

Sie sind dreifacher Familienvater, haben schon alles gewonnen. Manch einer fragt sich: Warum tun Sie sich das noch an?

Ammann: Ich mag es einfach gern und bis jetzt stand mir noch nie jemand ernsthaft im Weg, um mich von der Schanze zu jagen. Ich gebe aber zu, dass das Jahr nicht leicht war. Dieses Jahr kam alles zusammen – zwischen gut und sehr schwierig.

War dieses verkorkste Jahr auch ein Grund, weshalb noch nicht Schluss sein konnte?

Ammann: Auf der einen Seite ja, aber ich versuche es auch immer davon abhängig zu machen, ob ich Dinge wirklich noch verändern kann. Es gab für mich im Setup noch einige Punkte an denen ich etwas machen konnte.

Olympia steht an. Wenn einer weiß, wie man dort gewinnt, dann Sie. Gibt es einen leisen Medaillentraum oder sagen Sie realistisch ist es, einfach noch mal dabei zu sein?

Ammann: Ich versuche die Dinge sehr gelassen zu nehmen. Dinge, an die ich früher viel zu forsch rangegangen bin und mir dadurch einiges verbaut habe, die nehme ich jetzt ruhiger. Ich konzentriere mich auf die Dinge, die wichtig sind. Wenn man zu viel auf den letzten Drücker probiert, kann einen das schon ein bisschen zerstören. Vielleicht kommt die Altersmilde ja noch in meiner Karriere.

Das Interview führte Benjamin Wüst.