Skialpin-Fahrer Sebastian Holzmann
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Wintersport-Podcast der Sportschau Sebastian Holzmann - "Beim Slalom fädelt man einfach schnell ein"

Stand: 02.02.2023 12:00 Uhr

Sebastian Holzmann ist ein Technik-Spezialist. Im Weltcup ist der 29-jährige Bayer auf Slalom und Riesenslalom spezialisiert. Bereits 2014 fuhr er seinen ersten Weltcup-Slalom. Sein bisher bestes Ergebnis war ein elfter Platz in Kranjska Gora.

Sportschau: Sebastian Holzmann, du bist Slalom-Spezialist und warst auch bei der WM 2021 im Slalom dabei. Wie gehst du Rennen an, hast du irgendwelche Rituale?

Sebastian Holzmann: Für mich war es das erste Großereignis, meine erste WM. Ich bin da ganz locker dran gegangen mit einer sehr guten Vorbereitung, war fit und schnell im Training. Die WM bin ich mit dem Gedanken "hop oder top" angegangen, hab richtig riskiert im Parallel- und im Slalom. Leider hat es bei beiden Events nicht gereicht, bin beide Male ausgeschieden. Beim Slalom habe ich eingefädelt, beim Parallel hat's mich zerlegt – ist aber Gott sei Dank nichts passiert. Bis dahin war ich aber ziemlich schnell unterwegs.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 02.02.2023 10:45 Uhr

Sportschau: Würdest du dieses Rennen am liebsten aus deinem Gedächtnis löschen?

Holzmann: Nein, auf keinen Fall. Ich nehme da nur die positiven Sachen mit. Ich habe es geschafft, meine Saison-Bestleistung abzurufen, habe in den ersten zwei Zwischenzeiten gesehen, dass ich da wirklich mitreden kann. Das gibt Selbstvertrauen. Ich habe dann nur etwas mehr Risiko genommen als sonst und habe dann eben eingefädelt, was im Slalom einfach schnell passiert. Bitter natürlich, dass es bei diesem Rennen passiert ist, aber am Ende ist ein Rennen bei einer WM auch wieder nur ein Rennen wie jedes andere. So kann ich das relativ einfach für mich abschließen.

Sportschau: Hast du dir schonmal gedacht: "Warum mache ich eigentlich Slalom und keine Speed-Disziplinen?"

Holzmann: Naja, Gott sei Dank mache ich Slalom und keine Speed-Disziplinen - beim Einfädeln passiert meistens sehr viel mehr und Schlimmeres. Aber klar, man hinterfragt das immer, warum es passiert. Das habe ich mir natürlich auch alles angeschaut, aber im Endeffekt ist es einfach ein Zeichen, dass du bereit warst, mehr Risiko zu gehen, eine engere Linie zu wählen und mehr auf Attacke zu fahren. Das bringt dich natürlich am Ende auch weiter. Denn wenn du es schaffst, das mal sturzfrei umzusetzen, bist du halt einfach schneller - fertig.

Sportschau: Du bist aktuell in deiner Comeback-Saison, hast dich im Training schwer verletzt, unter anderem ist deine Kniescheibe herausgesprungen. Wie ist das passiert?

Holzmann: Meine linke Kniescheibe ist nach links rausgesprungen und Gott sei Dank auch ziemlich zeitnah wieder zurückgesprungen, weil solch eine Luxation extrem schmerzhaft ist. Das Ganze ist beim Nachmittagstraining auf dem Stilfser Joch passiert, auf einem Kunstrasenplatz auf 3.000 Meter. Da haben wir uns mit einem Ball ein bisschen warm gemacht und ich wollte einen Ball erreichen und ja, falscher Ehrgeiz zum falschen Zeitpunkt.

Sportschau: Konntest du dich danach einfach wieder auf die Ski stellen?

Holzmann: Zum Glück ist es nicht beim Skifahren passiert, so habe ich das Vertrauen ins Skifahren nie verloren. Wenn man dann so lange weggewesen ist, ist die Vorfreude einfach riesig, wieder skifahren zu können. Man stellt sich einfach drauf und fährt. Aber das hat sehr lange Zeit nichts mit dem Rennskifahren zu tun, man freut sich einfach, dass man einfach mal wieder einen Berg runterrutschen kann.

Sportschau: Aber hast du dann auch ein Ziel, oder fährst du einfach nach oben und es kann passieren, dass du mit der Gondel wieder runterfährst?

Holzmann: Bei mir und meiner Verletzung, die ja etwa acht Monate gedauert hat, fährt man mit der Gondel hoch und definitiv mit den Skiern wieder runter. Davor habe ich ja schon mit den Langlauf-Ski auf der Ebene probiert und auch mit Touren-Ski und bin da auch mal ganz einfache Kinderskihänge abgefahren. Das geht dann auch wieder, weil davor einige Tests im Kraftraum gelaufen sind.

Sportschau: Ich stelle mir dich gerade im Kinderskigebiet auf dem "fliegenden Teppich" vor mit den ganzen anderen Kindern – die haben sich bestimmt gefreut …

Holzmann: Ja genau, so ähnlich war das auch. Ich bin da einfach bei uns im Kinderskigebiet, da sind einfache Hänge, wo die Kids dann trainieren, hochgelaufen, habe beim Training der U10 und U12 zugeschaut, habe "Servus" gesagt und bin eine Abfahrt mitgerutscht.

Sportschau: Kinder haben ja nochmal einen ganz anderen Spaß am Skifahren, fallen ja auch nicht tief, rasen durch die Gegend und machen einfach.

Holzmann: Das ist immer bewundernswert, dass die Unbekümmertheit, die Zeit mit Freunden zu verbringen und mit denen Ski zu fahren, definitiv im Vordergrund steht. Das ist auch absolut richtig so und wichtig. Trotzdem sieht man dann, dass der eine oder andere mehr Ehrgeiz hat oder einen schnelleren Lernwillen. Da kann man sich immer die Freude am Skifahren abschauen - wobei das bei mir eigentlich nie ein Problem war, weil das immer das war, was ich am liebsten mache: Skifahren.