Skilanglauf | Weltcup in Ruka Bundestrainer Schlickenrieder: Norwegens Rückzug "sportlich unfair"

Stand: 29.11.2021 22:45 Uhr

Knapp minus 20 Grad Celsius in Ruka - und das deutsche Team steht am Start, Norwegens Männer aber nicht. Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder fordert künftig Konsequenzen für einen solchen Rückzug.

Es war schon ein Kuriosum, das sich da am Sonntag (28.11.2021) beim Langlauf-Weltcup in Ruka zutrug. Nicht nur für die Anhänger, sondern auch für die Langlauf-Elite: Norwegens Männer wollten wegen der eisigen Temperaturen in Ruka nicht mitmachen in der Verfolgung.

Beim deutschen Bundestrainer Peter Schlickenrieder stößt dieser Vorgang auch noch am Tag darauf, nachdem er nach einer nächtlichen Autofahrt von Ruka aus schon den nächsten Weltcup-Ort Lillehammer erreicht hat, auf Unverständnis: "Dass eine komplette Männer-Mannschaft absagt, ist für mich nach wie vor nicht nachvollziehbar", sagt er im Sportschau-Interview. "Das ist sportlich unfair - und so etwas gehört auch bestraft künftig."

Schlickenrieder fordert künftig Konsequenzen fürs Nichtantreten

Doch was war genau passiert? Zeitweise hatte es in Finnland weniger als -20 Grad Celsius, der frühe Frauen-Start musste nach hinten verschoben werden, denn laut Reglement des Weltverbands FIS dürfen Wettbewerbe nur stattfinden, wenn es nicht kälter als -20 Grad Celsius ist. "Es ist zu kalt. Zwar innerhalb des Reglements, aber wir möchten die Langzeitfolgen nicht riskieren", sagte der norwegische Sprint-Trainer.

Am Nachmittag und Abend wurde es wärmer, die FIS habe gut agiert, findet Schlickenrieder, der beobachtete, dass die Männer -17 Grad Celsius beim Start hatten. "Was früher gang und gäbe war, wenn man hier Wettkämpfe macht. Man ist es halt nicht mehr gewohnt."

Hennig auf Podest, Bögl Siebter - starker DSV-Auftakt

Er schwört auf doppelte Unterwäsche, Fettcreme an Händen und Füßen und Tapes im Gesicht - dann gehe es schon. Ganz nach dem Motto: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Bekleidung."

Wenn einzelne Athleten wie der Schweizer Dario Cologna oder Laura Gimmler aus dem DSV-Team nicht antreten, verstehe er es. Aber beim Rückzug ganzer Mannschaften fordert der deutsche Chefcoach Konsequenzen. "Zum Beispiel, dass das der Mannschaftskasse etwas kostet - oder auch Startplätze."

Im Grunde hat Schlickenrieder in Norwegen allerdings sehr gute Laune, er ist zufrieden mit dem Saisonstart. Denn irgendwie haben seine Athleten schon auch ein wenig profitiert von der Absage der Norweger. Lucas Bögl wurde Siebter - so stark war er noch nie im Weltcup - und schaffte die Olympia-Norm.

Tags zuvor hatte bereits Katharina Hennig mit einem dritten Rang alle überrascht - auch den Trainer: "Das haben wir nicht erwartet. Das haben wir auch nicht als Zielsetzung ausgegeben. Der Fokus vor Munio war eigentlich: so viel trainieren wie in der ganzen Saison nicht. Und da kann man nicht erwarten, dass der Knoten gleich so platzt wie in Ruka, solche Top-Ergebnisse rauskommen."

Solche Ergebnisse waren eigentlich erst zur Tour de Ski eingeplant, aber die Deutschen nehmen sie gerne mit, schließlich sei das wichtigste Ziel dieser Saison: "Dass wir trotz aller Wirrungen, Corona-Einschränkungen den Spaß nicht verlieren." Und in Ruka war das zumindest auch nahezu nicht der Fall.