Eiskunstlaufen Doping-Experte Seppelt: Fall Walijewa wird sich noch lange hinziehen

Stand: 23.03.2022 16:17 Uhr

Wann und wie wird im Dopingfall Kamila Walijewa entschieden? Sportschau-Doping-Experte Hajo Seppelt glaubt an ein hochpolitisches Verfahren, das sich noch monatelang hinziehen wird.

Der Doping-Fall um die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa wird sich aller Voraussicht nach noch viele Monate hinziehen. Davon ist Sportschau-Doping-Experte Hajo Seppelt überzeugt. "Das Verfahren wird sich in die Länge ziehen. Nach den Regularien wird es sechs Monate dauern dürfen, bis eine Entscheidung herbeigeführt werden muss", erklärte Seppelt am Mittwoch (23.03.2022) während einer Sportschau-Übertragung von der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Montpellier.

Seppelt: "Befürchte, dass Fall politisiert wird"

Um Walijewa gab es bei den Olympischen Spielen in Peking einen Doping-Skandal. Bei der 15-jährigen Europameisterin wurde das nicht erlaubte Herzmittel Trimetazidin nachgewiesen. Das Verfahren gegen das Eiskunstlauf-"Wunderkind" liegt bei der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA.

Seppelt stellt infrage, dass die RUSADA unparteiisch entscheiden kann: "Wir wissen, wie stark politisch beeinflusst die Anti-Doping-Politik in Russland ist", sagt der Doping-Experte und ergänzt mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: "Werden russische Anti-Doping-Kämpfer vor dem Hintergrund des Krieges und der weltpolitischen Situation Walijewa sperren oder nicht? In Russland gilt sie als großes Opfer der Machenschaften des Westens."

Was beim Doping-Verfahren gegen Walijewa herauskommt, stehe daher "völlig in den Sternen. Ich befürchte, dass der Fall komplett politisiert wird", so Seppelt.

Widerspruch nach RUSADA-Entscheidung?

Allerdings bedeutet selbst ein RUSADA-Freispruch gegen Walijewa nicht automatisch, dass die Eiskunstläuferin tatsächlich im kommenden Winter wieder bei Wettkämpfen auf dem Eis stehen wird. Sowohl die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA als auch der Internationale Eislauf-Verband ISU haben die Chance, gegen eine RUSADA-Entscheidung Einspruch einzulegen. "Ich habe Einblick in die Dokumente, die die Welt-Anti-Doping-Agentur dem Sportgerichtshof CAS vorgelegt hat. Da war sehr eindeutig, dass die WADA den Argumentationen der Anwälte von Walijewa keinen Glauben schenkt", erklärt Seppelt.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 17.03.2022 11:45 Uhr

Das Wasserglas des Großvaters

Walijewa hatte angegeben, sie hätte aus einem Wasserglas getrunken, das durch das Herzmittel ihres Großvaters verunreinigt gewesen sei.

Die letztlich positive Dopingprobe von Walijewa war bereits im Dezember genommen, aber erst kurz nach Beginn der Olympischen Spiele ausgewertet worden. Walijewa wurde nach dem Gewinn der Team-Goldmedaille zunächst suspendiert, später war die Suspendierung aufgehoben worden. In den Einzel-Wettkampf ging die Russin als große Favoritin, belegte aber nur Rang vier.

Walijewa bei "Kanal Eins"-Cup am Start

In den russischen Medien ist in diesen Tagen nichts über den Dopingfall Walijewa zu lesen. Stattdessen berichtet die Website des Senders "Match TV" über die Auszeichnung Walijewas "mit dem Freundschafts-Orden der russischen Republik Tatarstan für die Olympiasiegerin." In dieser Woche kehrt Walijewa zudem auf das Eis zurück. Die Junioren-Weltmeisterin von 2020 wird bei einer Meisterschaft des russischen TV-Senders "Kanal Eins" am Start stehen. Bei den Wettkämpfen am 26. und 27. März steht auch Olympiasiegerin Anna Shcherbakowa am Start.