Generation F Cheerleading - Stunts, Schweiß und Tränen in Krefeld

Stand: 14.06.2022 11:16 Uhr

"Ach, die mit den Puscheln, die sexy am Spielfeldrand stehen und andere Teams anfeuern - das ist doch kein richtiger Sport": Mit solchen Vorurteilen werden die Cheerleaderinnen des Dolphins Allstars-Team aus Krefeld immer noch konfrontiert. Dabei sind sie alles andere als ein schlechtes Klischee. Sie sind Leistungssportlerinnen.

Von Nina Ostersehlte

"Cheerleading ist auf jeden Fall ein sehr gefährlicher Sport", sagt Chantal Filipiak, 27, Athletin und Co-Trainerin bei den Dolphins Allstars. Konzentriert überwacht die 27-Jährige eine besonders schwierige Pyramide ihres Teams. Dreistöckig bauen sich die Sportlerinnen übereinander auf.

Unten steht die "Base", also die Cheerleaderinnen, die die anderen Athletinnen auf sich tragen. Auf ihren Schultern machen sich die "Flyer" bereit für den nächsten Stunt - sie führen alle Sprünge oder Aktionen in der Luft aus.

Kurz wackelt die Formation, dann steht das Team sauber. Ein kurzes Aufrichten, ein Lächeln, dann ein Salto aus über drei Metern Höhe zurück auf die Matte.

Alles fürs Cheerleading

"Der Flyer gehört nicht auf den Boden. Das ist die goldene Regel und meistens liegt man dann da drunter oder man rollt sich dann mit dem Flyer im Arm noch irgendwie noch über den Boden", so Jolene Ongsiek (23). Sie ist ein sogenannter "Backspot". Sie steht bei den Hebefiguren unten und sorgt dafür, dass die Flyerin sicher wieder landet.

Genauso viel Verantwortung für die Teamkolleginnen trägt Celine Epars (25): "Wir lieben einander so sehr, weil wir uns so sehr vertrauen müssen. Ich meine, dass mein Flyer mir mit ihrem Leben so vertraut, das ist einfach ein schönes Gefühl."

Die Athletinnen der Dolphins Allstars geben alles für ihre Sportart, alles für ihr Team. Celine Epars ist extra aus der Schweiz nach Krefeld gezogen, um endlich bei den Allstars trainieren zu dürfen, Jolene Ongsiek pendelte jahrelang aus Niedersachen nach Krefeld, was an vielen Tagen sechs Stunden Autofahrt pro Training bedeutete - und das dreimal pro Woche.

"Generation F" begleitet das Team aus Krefeld ein Jahr lang

Und trotzdem ist dieser Hochleistungssport für die meisten die Leidenschaft neben dem Beruf, der Schule oder der Ausbildung. Auch Athletin und Co-Trainierin Chantal Filipiak gibt jede freie Minute für das Team. Vor 14 Jahren hat sie mit dem Cheerleading angefangen, seit 12 Jahren trainiert sie selbst andere Teams.

"Der Sport hat mich direkt mitgerissen. Ich habe sogar die Schule gewechselt, weil ich es nicht immer rechtzeitig ins Training geschafft habe, um die Kleinen zu coachen. Viele Leute können das nicht nachvollziehen, das ist schon was, wofür man brennen muss. Also ich lebe ja dafür."

Die Dokuserie "Generation F" begleitet das Team aus Krefeld ein Jahr lang und zeigt: Die Cheerleaderinnen aus Krefeld sind tough. Sie sind ehrgeizig, trainieren hart, stellen sich selbst mit einem gebrochenem Daumen oder einem verletzten Fuß auf die Matte.

Jede von ihnen will für das Team da sein, gemeinsam wollen sie bei den Meisterschaften siegen, eine fehlerfreie Choreographie hinlegen. Die Doku zu den Dolphins Allstars ist in der ARD Mediathek zu sehen.

Die Dolphins Allstars und ihre härteste Saison

Vor den Dolphins Allstars liegt die härteste Saison, die sie jemals meistern mussten. Der Corona-Lockdown hat auch sie hart getroffen: Über sieben Monate durften sie nicht trainieren, mit Zoom-Meetings haben sie versucht, sich individuell fit zu halten. Doch Pyramiden kann man nicht alleine trainieren.

"Ich würde schon sagen, dass der Lockdown einem wirklich gezeigt hat, wie viel der Sport einem gibt, wie viel das Team einem gibt", sagt Jolene Ongsiek, als sie nach sieben Monaten endlich zurück in die Halle darf. "Fühlt sich ein bisschen an wie nach Hause kommen."

Doch zurück in der Halle muss sich das Team wieder neu beweisen und gegen immer mehr Rückschläge ankämpfen. Verletzungen, Corona-Fälle, ein Trauerfall im Team. Mehr denn je muss das Team zeigen, dass es zusammen steht, dass man sich gegenseitig auffängt, sich Kraft gibt.

Auf dem Weg zur Cheerleading-Spitze

Wer sich ein bisschen in der Cheerleading-Szene in Deutschland auskennt, weiß: Die Dolphins Allstars sind legendär. Sie gehören zu den Besten Deutschlands, holen regelmäßig Titel bei den Regionalmeisterschaften, Deutschen Meisterschaften oder der ELITE. Aber auch international haben sich die Dolphins einen Ruf aufgebaut. Bei den Cheerleading Worlds in Florida hat das Team 2019 den vierten Platz erobert.

Die Dolphins sind das Aushängeschild des SC Bayer 05 Uerdingen aus Krefeld. Über 350 Cheerleaderinnen und Cheerleader in 16 unterschiedlichen Teams trainieren dort. Damit sind die Dolphins der größte Cheerleading-Verein Deutschlands.

Doch wie sieht es diese Saison aus? Nach einer langen Corona-Pause, mit einem neu zusammengestellten Team, nach Verletzungen und lähmender Trauer: Kann sich das Team wieder zurück an die Spitze kämpfen?