Tennis | Weltrangliste Medwedew neue Nummer eins - "Tennis nicht so wichtig"

Stand: 28.02.2022 09:57 Uhr

Daniil Medwedew ist die neue Nummer eins im Herrentennis. Der Russe hat sich klar gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen und findet: "Tennis ist gerade nicht so wichtig."

Als Daniil Medwedew am Montagmorgen (28.02.2022) in seinem Hotelbett in Acapulco aufwachte, war alles anders. Der Russe ist seit diesem Tag die offizielle Nummer eins der Weltrangliste. Zum ersten Mal in seinem Leben. Seit seinem Viertelfinalsieg bei dem Turnier in Mexiko über den Japaner Yoshihito Nishioka steht dies fest. Weil Novak Djokovic beim Parallelturnier in Dubai verlor, musste der Serbe nach 361 Wochen an der Spitze dieser Liste seinen Rang abtreten.

"Stehe für den Frieden auf der ganzen Welt ein"

Auf irgendeinen Jubel verzichtete Medwedew aber. Vielmehr sprach der 26-Jährige von seinen Gefühlen, die ihn dieser Tage angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bewegen: "Ich stehe für den Frieden auf der ganzen Welt ein", sagte Medwedew. "Hier in Mexiko aufzuwachen und die Nachrichten aus der Heimat zu sehen, war nicht einfach", sagte er.

Als Tennisspieler werbe er für Frieden auf der ganzen Welt. "Wir spielen in so vielen verschiedenen Ländern, ich war als Junior und als Profi in so vielen verschiedenen Ländern. Es ist nicht leicht, all diese Neuigkeiten zu hören", sagte Medwedew.

"Tennis in diesen Momenten nicht so wichtig"

Medwedew berichtete davon, dass es seit der Kindheit sein Ziel gewesen sei, einmal die Nummer eins der Welt zu werden. "Aber in diesen Momenten ist klar, dass Tennis manchmal nicht so wichtig ist", sagte der Australian-Open-Finalist dieses Jahres und US-Open-Sieger von 2021.

Medwedew erinnerte daran, dass noch in der vergangenen Woche beim Turnier in Marseille sein russischer Landsmann Andrej Rubljow gemeinsam mit dem Ukrainer Denis Molchanow den Doppel-Titel gewonnen habe. "Das war großartig, weil die Menschen zusammenhalten müssen", sagte Medwedew.

Durchbruch 2019 in New York

Medwedew war bei den US Open 2019 ins Blickfeld der breiten Öffentlichkeit gerückt. Der russische Tennisprofi, der ab 2018 einige ATP-Turniere gewonnen hatte, spielte sich in New York, obwohl er in den ersten Runden das Publikum gegen sich hatte, bis ins Finale und bot auch dort dem favorisierten mehrfachen Grand-Slam-Champion Nadal Paroli, als er erst in fünf hart umkämpften Sätzen den Kürzeren zog.

Seinen Aufstieg zu einem der besten Tennisprofis der Tour setzte er mit dem Gewinn der ATP-Finals 2020 und seinem ersten Grand-Slam-Erfolg bei den US Open 2021 fort.

Lebensmittelpunkt seit Jahren in Frankreich

Medwedew wurde in Moskau geboren und wuchs mit Vater Sergej, Mutter Olga und Schwester Elena dort auf. Er studierte angewandte Wirtschafts- und Handelswissenschaften am Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen in Moskau, brach das Studium aber zugunsten der Tenniskarriere ab.

Mit seinem Heimatland verbindet ihn schon lange nicht mehr allzuviel. Medwedew, der Russisch, Englisch und Französisch spricht, trainiert schon seit Jahren an der Tennisakademie in Antibes in Frankreich und lebt in Monte Carlo. Bei seinem Einsatz in Mexiko setzte auch seine Ehefrau Daria mit ihrer Kleiderwahl auf der Tribüne ein klares Statement - mit den ukrainischen Farben am Revers.

Topspielerin Switolina appelliert an Tennsiwelt

Die ukrainische Topspielerin Elina Switolina wünscht sich derweil mehr Unterstützung aus der Tenniswelt für ihr von Russland attackiertes Heimatland. "Die Tennis-Community kann mehr tun. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass sie zusammenkam und der Welt geholfen hat. Auch jetzt können wir viel mehr tun", sagte die Weltranglisten-15. im Interview mit Eurosport.