Tennis | French Open French-Open-Aus: Bei Zverev offenbar mehrere Bänder gerissen

Stand: 04.06.2022 17:59 Uhr

Tränenreiches Aus für Alexander Zverev bei den French Open: Deutschlands bester Tennisspieler musste im Halbfinale gegen Rafael Nadal verletzungsbedingt aufgeben. Offenbar sind mehrere Bänder gerissen.

Was für ein Drama: Alexander Zverev ist am Freitag (03.06.2022) im Halbfinale der French Open in Paris gegen Rafael Nadal von einer Verletzung gestoppt worden. Der Tennis-Olympiasieger knickte nach etwas mehr als drei Stunden Spielzeit mit dem rechten Fuß um und konnte beim Stand von 6:7, 6:6 nicht mehr weiterspielen.

Zverev befürchtet "sehr ernsthafte Verletzung"

Zverev schrie, nachdem er umgeknickt war, laut auf und blieb auf dem Boden liegen. Der 25-Jährige wurde mit dem Rollstuhl vom Platz geschoben. Alexander Zverevs Start in Wimbledon (ab 27. Juni) ist anscheinend akut gefährdet. Am Abend verließ er laut "Eurosport" die Anlage mit einer Schiene um den Knöchel.

"Es sieht so aus, dass ich eine sehr ernsthafte Verletzung habe", sagte Zverev in einer in der Nacht zum Samstag von den Veranstaltern verbreiteten Videobotschaft. "Aber das medizinische Team und die Ärzte checken es noch. Wir informieren euch, wenn wir mehr wissen", sagte der Olympiasieger sichtlich mitgenommen.

Offenbar mehrere Bänder gerissen

"Nach den ersten medizinischen Untersuchungen sieht es so aus, als hätte ich mir mehrere seitliche Bänder im rechten Fuß gerissen", teilte er am Samstag bei Instagram mit, "ich werde am Montag nach Deutschland fliegen, um mich weiteren Untersuchungen zu unterziehen und den besten und schnellsten Weg für meine Genesung zu ermitteln." Auf dem mitveröffentlichten Foto posiert Zverev mit einem dick geschienten rechten Fuß auf Krücken vor einem Privatjet am Flughafen in Paris. Der 25 Jahre alte Olympiasieger bedankte sich zudem für die "große Unterstützung", die er erhalten habe.

Als Zverev am Abend, begleitet von Nadal, auf Krücken zurück auf den Centre Court gekommen war, umarmte er Nadal und gab die Partie auf. Was für ein bitteres Ende einer großartigen Partie mit unzähligen Wendungen.

Nadal: "Er hat unglaubliches Tennis gespielt"

"Das ist sehr hart für ihn. Das tut mir sehr leid. Er hat unglaubliches Tennis gespielt", sagte Nadal im Interview auf dem Platz. "Ich weiß, wie sehr er darum kämpft, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich bin mir sicher, dass er nicht nur eins, sondern mehrere gewinnen wird", sagte der Spanier über Zverev. Er ergänzte: "Wieder im Finale von Paris zu sein, ist ein Traum. Aber im Moment ist es schwer, Worte zu finden, wenn ich ihn eben noch in der Kabine habe weinen sehen."

Großen Fight geboten

Zverev hatte Nadal zuvor einen großartigen Fight geboten und den Sandplatz-König von Paris immer wieder arg in Bedrängnis gebracht. Allerdings konnte die deutsche Nummer eins viele Chancen nicht nutzen.

Beim Einmarsch auf den Court Philippe Chatrier wurde Nadal mit Ovationen empfangen. Die Zuschauer erhoben sich von den Plätzen und applaudierten - so als ob sie den 36-jährigen spanischen Ausnahmekönner zum letzten Mal live bewundern könnten. Zu Ehren seines Geburtstages stimmte das Publikum dann sogar ein Ständchen an.

Die obligatorische Vorstellung des Spaniers durch den Kult-Stadionsprecher Marc Maury dauerte genau 1:22 Minuten. So lange braucht man, um all die Erfolge Nadals im Stade Roland Garros aufzuzählen. Es war alles angerichtet für die nächste Rafael-Nadal-Show auf dem roten Sand von Paris.

Wegen des Regens in der französischen Hauptstadt war das Dach über dem größten Stadion der Anlage geschlossen. Es herrschte eine elektrisierende Stimmung, als Nadal die Partie um 15.05 Uhr eröffnete.

Nadal gleich den Aufschlag abgenommen

Doch Zverev ließ sich von all dem zunächst nicht beeindrucken. Die deutsche Nummer eins spielte von Beginn an aggressiv und überraschte Nadal mit zahlreichen unerreichbaren Schlägen. Gleich zum Auftakt nahm er dem Spanier den Aufschlag ab. Es ging ein Raunen durch die Arena. Aufmunternde "Rafa, Rafa"-Rufe zu so einem frühen Zeitpunkt hatte es in Paris wohl noch nie gegeben.

Sieben Spiele lang spielte Zverev danach das beste Tennis, das er bislang je bei einem Grand-Slam-Turnier gespielt hatte. Doch dann kam es plötzlich zu einem Bruch im Spiel des Deutschen. Nadal war weiter weit von seiner Topform entfernt, doch Zverev unterliefen auf einmal viele leichte Fehler. So ließ er Nadal zurück ins Spiel, zum 4:4 schaffte der Spanier das Break zum Ausgleich.

Fünf Satzbälle abgewehrt

Danach wogte die Partie hin und her. Zverev wehrte beim Stand von 4:5 drei Satzbälle Nadals ab, um dann im anschließenden Aufschlagspiel des Spaniers zwei Breakbälle nicht zu nutzen. Im Tiebreak hatte Zverev dann auf einmal vier Satzbälle. Einen vergab er mit einem leichten Volley-Fehler, den Rest wehrte Nadal in einer Manier ab, wie man sie von ihm auf dem Centre Court von Paris kennt - einfach Weltklasse.

Doch Zverev hielt dagegen, wehrte zwei weitere Satzbälle von Nadal ab, um den ersten Durchgang nach 1:31 Stunden dann doch zu verlieren - weil Nadal mit einem unfassbaren Passierball seinen sechsten Satzball unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Zuschauer nutzte.

Ein einziges Hin und Her

Im zweiten Satz ging das Hin und Her weiter. Zverev verlor sofort seinen Aufschlag, kämpfte sich aber zurück und machte Nadal das Leben weiter unglaublich schwer. Beim Stand von 5:3 schlug er zum Satzgewinn auf, leistete sich aber drei Doppelfehler. Die Entscheidung schien so erneut im Tiebreak zu fallen, doch dann passierte das Drama und Zverev musste aufgeben.

Zverev verpasste somit das zweite Grand-Slam-Endspiel seiner Karriere. Hätte der Olympiasieger die French Open gewonnen, hätte er auch Platz eins in der Weltrangliste übernommen.

Somit hat nun Nadal am Sonntag (05.06.2022) die Chance, seinen 14. Titel bei den French Open zu gewinnen und seinen Rekord von bislang 21 Triumphen bei Grand-Slam-Turnieren auszubauen. Im Finale trifft er auf den Norweger Casper Ruud, der sich im zweiten Halbfinale gegen den Kroaten Marin Cilic durchgesetzt hat.