Leeres Schwimmbad

Sexualisierte Gewalt Schwimmverband bittet Opfer um Entschuldigung

Stand: 22.08.2022 18:51 Uhr

Der Deutsche Schwimverband (DSV) hat nach den Vorwürfen zu sexualisierter Gewalt bei den Opfern um Entschuldigung gebeten. In der ARD-Dokumentation "Missbraucht" waren zuvor sexueller Missbrauch und dessen Vertuschung aufgedeckt worden.

"Wir möchten uns an dieser Stelle aufrichtig bei allen Menschen entschuldigen, die jemals Gewalt, gleich, ob körperlicher, seelischer oder sexueller Art, im deutschen Schwimmsport erleben mussten", heißt es in einem DSV-Statement von Montag (22.08.2022). Man könne Taten aus der Vergangenheit nicht mehr ungeschehen machen wolle aber "alles in unserer Macht Stehende" tun, um solche Taten künftig zu verhindern.

Als eine konkrete Maßnahme fordert der DSV-Vorstand Stellungnahmen aller Verbandsverantwortlichen seit 1997 ein, "um herauszufinden, ob Kenntnis über die Vorwürfe Jan Hempels bestand".

Hempel: "Dem DSV ist nur der sportliche Erfolg wichtig"

Der frühere Weltklasse-Turmspringer Jan Hempel hatte in der ARD-Dokumentation "Missbraucht" schwere Vorwürfe gegen Ex-Trainer Werner Langer erhoben und von 14 Jahre langem sexuellen Missbrauch gesprochen. "Ich bin von meinem Trainer missbraucht worden. Er hat keinen Zeitpunkt ausgelassen, um nicht seinen Wünschen und Bedürfnissen freien Lauf zu lassen", sagt Hempel. "Ich glaube, man ist es anderen auch für die Zukunft schuldig, dass man darüber spricht. Alle haben geschwiegen, bis heute."

Dem amtierenden Bundestrainer Wasserspringen Lutz Buschkow wird vorgeworfen, er habe zum damaligen Zeitpunkt Kenntnis über die Vorwürfe Jan Hempels gehabt. Buschkow wurde vom DSV freigestellt. "Wir müssen prüfen, ob die Aussagen so stimmen", sagte DSV-Präsident Marco Troll in der ARD.

In der Dokumentation drückt Hempel seine Enttäuschung gegenüber dem DSV aus. "Ich habe am eigenen Leib viele Jahre spüren müssen, dass dem DSV nur der sportliche Erfolg wichtig ist und alles andere, ob Gesundheit oder irgendwelche Probleme, eigentlich völlig hinten runter gehen", sagt Hempel.

DSV teilt mit, man werde Vorwürfen "entschlossen nachgehen"

Der DSV teilte mit, dass die Präventionsbeauftragte Franka Weber seit Bekanntwerden der Vorwürfe alle im ARD-Beitrag namentlich auftretenden Personen kontaktiert habe. Ein Hilfsangebot sei unterbreitet und um weitere Informationen gebeten worden. Auch den Hinweisen zu diversen Fällen, die in den vergangenen drei Tagen eingegangen seien, werde man "entschlossen nachgehen", versicherte der Verband.

Der DSV schrieb weiter, dass die Prävention im Sport "im Ehrenamt schwer zu bewältigen sei". Der Verband schloss sich daher der Forderung nach einer unabhängigen Anlaufstelle "inklusive der notwendigen finanziellen Ausstattung durch die öffentliche Hand" an.