Bis auf Weiteres freigestellt: Lutz Buschkow

Nach ARD-Dokumentation DSV stellt Bundestrainer Buschkow im Zuge des Missbrauchsskandals frei

Stand: 18.08.2022 22:36 Uhr

Der deutsche Schwimmverband hat am Donnerstag (18.08.2022) Sprung-Bundestrainer Lutz Buschkow freigestellt. Das bestätigte DSV-Präsident Marco Troll der ARD. Buschkow soll von Missbrauchsvorwürfen gewusst haben. Die Vorwürfe betreffen den verstorbenen Ex-Bundestrainer Werner Langer.

Der frühere Weltklasse-Turmspringer Jan Hempel hatte in der ARD-Dokumentation "Missbraucht" schwere Vorwürfe gegen Ex-Trainer Werner Langer erhoben und von 14 Jahre langem sexuellen Missbrauch gesprochen. Dem amtierenden Bundestrainer Wasserspringen Lutz Buschkow wird in der Dokumentation vorgeworfen, er habe zum damaligen Zeitpunkt Kenntnis über die Vorwürfe Jan Hempels gehabt.

Am Donnerstagabend reagierte der DSV und stellte den 64 Jahre alten Trainer frei. "Wir müssen mal prüfen, ob die Aussagen so stimmen", sagte Troll, "wir machen das so, wie es in einem Rechtsstaat gefordert wird: Wir bekommen einen Hinweis, oder ein Gerücht, das wird geprüft. Und wenn tatsächlich etwas dahinterstecken sollte, werden wir entscheiden." Langer hatte sich 2001 das Leben genommen.

Buschkow vorerst kein Trainer mehr

Troll betonte in seinem Statement gegenüber der Sportschau die Unschuldsvermutung. "Wir sagen nicht: Er ist schuld, weil für uns sind diese Vorwürfe neu, heute zum ersten Mal. Und solange diese Vorwürfe nicht geprüft sind, hat er im DSV keine Aufgaben mehr wahrzunehmen." Der DSV teilte allerdings auch mit, dass die bisherige Akteneinsicht keinerlei Anhaltspunkte ergeben habe, dass Hempels Vorwürfe gegen Buschkow zuträfen.

In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" berichtete der Olympia-Zweite von Atlanta 1996, Hempel, in bewegenden Worten erstmals öffentlich über die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den inzwischen gestorbenen Werner Langer - und darüber, dass Hempel Buschkow Vorwürfe beim Umgang damit machte.

Hempel: "Alle haben geschwiegen, bis heute."

"Ich bin von meinem Trainer missbraucht worden. Er hat keinen Zeitpunkt ausgelassen, um nicht seinen Wünschen und Bedürfnissen freien Lauf zu lassen", sagt Hempel, "ich glaube, man ist es anderen auch für die Zukunft schuldig, dass man darüber spricht."

Vor Olympia in Atlanta 1996 wehrt sich Hempel eigenen Angaben zufolge erstmals gegen Langer. Im folgenden Jahr habe er der damaligen Bundestrainerin über die Vorkommnisse berichtet. Langer sei damals suspendiert worden, aber nicht wegen eines Missbrauchs, sondern wegen einer angeblichen Stasi-Vergangenheit, sagt Hempel. "Alle haben geschwiegen, bis heute."

Seppelt: "Es fiel ihm schwer, darüber zu sprechen"

Sportschau, 18.08.2022 18:27 Uhr

DSV will nichts gewusst haben, formuliert dennoch Entschuldigung

Auch der damalige DSV-Präsident Rüdiger Tretow habe versichert, dass weder er noch das Präsidium Kenntnis über die Missbrauchsvorwürfe gegen Langer hatten, heißt es in der Mitteilung des DSV. "Im Namen des gesamten Verbands möchten wir uns bei den Opfern dafür entschuldigen, dass sie solch traumatische Erlebnisse erleiden mussten", heißt im Verbandsstatement.

In der Dokumentation drückt Hempel seine Enttäuschung gegenüber dem DSV aus. "Ich habe am eigenen Leib viele Jahre spüren müssen, dass dem DSV nur der sportliche Erfolg wichtig ist und alles andere, ob Gesundheit oder irgendwelche Probleme, eigentlich völlig hinten runter gehen", sagt der Sachse. Es seien noch Leute im Verband, die es damals so gehandhabt hätten. Der DSV erklärt, der Verbandsvorstand habe am 11. August durch eine Medienanfrage erstmals von den Vorwürfen Hempels gegen Langer erfahren