Philipp Weishaupt auf Zineday bei den Europameisterschaften in Mailand

WDR-Sport Nach Ehning-Aus: Springreiter verpassen EM-Medaille

Stand: 01.09.2023 16:43 Uhr

Geschwächt durch das Aus von Marcus Ehning haben die deutschen Springreiter die zum Greifen nahe Goldmedaille bei der Europameisterschaft verpasst.

Die Equipe von Bundestrainer Otto Becker konnte am Freitag im Ippodromo San Siro die am Vortag errungene Führung ohne ihren Vorreiter nicht verteidigen. Statt des achten Team-Golds der EM-Geschichte für Deutschland gab es nur Platz vier. Der EM-Sieg ging in Mailand an Schweden vor Irland und Österreich.

Ehnings Pferd nicht fit

Der Wettbewerb begann für die deutsche Mannschaft mit einem Schreck, von dem sie sich nicht mehr erholte. Marcus Ehning konnte nicht reiten, weil sein Pferd Stargold nicht richtig fit war. "Das Pferd bewegte sich gut von unten gesehen, es trabte gut", erklärte Bundestrainer Otto Becker kurz nach der schlechten Nachricht. Ehning habe "gesagt, dass es sich nicht gut anfühlt und dass ihm das zeigt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Er wollte nichts riskieren und hat daher zurückgezogen."

Ehning wirkte später gefasst, aber auch ratlos. Stargold habe sich "in der Box irgendwie erschrocken", berichtete der erfahrene Reiter. Danach sei er geritten. "Er fühlt sich nicht krank an, aber irgendetwas ist", sagte Ehning. "Ich glaube nicht, dass es etwas Ernsthaftes ist. Ich hoffe, dass es nicht Schlimmes ist", fügte der Routinier an. "Ich bin traurig, aber ich musste diese Entscheidung im Sinne des Pferdes treffen." Die Pferde-Physiotherapeutin des Teams diagnostizierte, dass es sich wahrscheinlich um eine Blockade im Rücken handele. 

Weishaupt kassiert Abwurf

Der Ausfall des aktuellen Aachen-Siegers erhöhte den Druck auf die anderen Teammitglieder, vor allem auf Gerrit Nieberg, der am Mittwoch und Donnerstag mit Ben gepatzt und jeweils das Streichergebnis geliefert hatte. Pro Team zählen immer nur die besten drei Ergebnisse jeder Teilprüfung, das schlechteste wird gestrichen.

Nach dem Aus von Ehning war Philipp Weishaupt aus Riesenbeck mit Zineday unfreiwillig der Startreiter des deutschen Teams. Der bis dahin zweimal fehlerfreie 38-Jährige kassierte allerdings einen Abwurf. Die am Donnerstag errungene Führung des deutschen Teams war dahin, die Équipe rutschte vom ersten auf den vierten Platz.

Wargers mit Enttäuschung

"Der Ausfall war natürlich bitter", sagte Weishaupt zu dem Aus von Ehning. "Wir hätten ihn dringend gebraucht.» Nervöser sei er dadurch aber nicht gewesen. "Ich habe einfach mein Ding gemacht", berichtete der 38-Jährige. "In dem Moment reitet man einfach für sich selber", erklärte er seine Devise.  

Zweites deutsches Paar war Jana Wargers mit Limbridge. Die in Belgien lebende Reiterin aus Emsdetten lieferte nach der Glanzvorstellung am Vortag eine Enttäuschung. Die 32-Jährige kam mit acht Strafpunkten aus dem Parcours. Das deutsche Team rutschte noch weiter ab und lag vor den letzten Paaren jedes Teams auf Rang fünf.  "Das Aus von Marcus war natürlich ein Schlag für uns", sagte die Reiterin: "Das übt Druck aus."  

Nieberg verpasst Bronze

Am größten war der Stress für Gerrit Nieberg mit Ben. Der 31-Jährige aus Sendenhorst war an den ersten beiden Tagen die einzige Enttäuschung des ansonsten starken Teams. In seiner dritten Runde in Mailand kassierte er vier Strafpunkte und verpasste die Chance, Deutschland zumindest noch Bronze zu sichern.

Eine Chance auf eine Medaille im Individualwettbewerb hat auch noch Christian Kukuk, der mit Mumbai einen Abwurf hatte. Der Profi aus Riesenbeck gehörte nicht zum Team, darf aufgrund eines neuen EM-Reglements aber als Einzelreiter starten. "Das war heute eine unserer besten Runden", kommentierte der 33-Jährige seine dritte Prüfung in Mailand: "Umso ärgerlicher ist der Fehler."