Torhüter Marvin Schwäbe (Mitte) vom 1. FC Köln sowie Teamkollege Max Finkgräfe reagieren enttäuscht auf das Spiel gegen Darmstadt

Heimniederlage gegen Darmstadt Frust nach Kellerduell-Pleite - 1. FC Köln am Abgrund

Stand: 21.04.2024 11:47 Uhr

Frust statt Aufholjagd: Beim 1. FC Köln stehen die Zeichen nach der Heimniederlage gegen Darmstadt 98 auf Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. FC-Trainer Schultz hofft noch auf eine "Scheißegal-Stimmung" in seinem Team.

"Wir haben die Schnauze voll", skandierten viele der FC-Fans, manche kletterten über die Zäune. Geradezu ängstlich trotteten die Profis herbei, um sich dann ausführlich und gestenreich anschreien zu lassen.

Der 1. FC Köln ist dem Abgrund wieder ganz nah. Nach dem 0:2 (0:0) gegen das abgeschlagene Schlusslicht SV Darmstadt 98 am Samstag (20.04.2024) spricht vieles für den bereits siebten Sturz in die 2. Liga.

Kölns Trainer Schultz - "Nächste vier Spiele mit einer Scheißegal-Mentalität"

"Für uns war es auch ein absoluter Scheiß-Nachmittag", sagte FC-Spieler Timo Hübers nach der Partie am Sportschau-Mikrofon. "Das haben wir uns heute komplett selbst zuschreiben. Ich hatte über Phasen des Spiels das Gefühl, das uns der Mut komplett verlassen und gefehlt hat", ergänzte der Verteidiger. Mit jeder Minute wuchs die Verunsicherung, einfache Aktionen misslangen.

Vor allem diese Eindrücke sind es, die eine Rettung auf den letzten Metern wie einen kühnen Traum erscheinen lassen. Tabellenschlusslicht Darmstadt hatte seit Oktober kein Pflichtspiel nicht mehr gewonnen, 22 Spiele in Folge. Doch für den 1. FC Köln reichte es an diesem Nachmittag vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Müngersdorf.

FC-Geschäftsführer Keller: Leistung hatte "kein Bundesliga-Niveau"

"Was wir auf den Platz gebracht haben, war kein Bundesliga-Niveau", sagte Kölns Geschäftsführer Christian Keller, dessen Rauswurf viele Fans bereits forderten. Und er sprach noch eine Tatsache aus: "Bei allem Respekt: Diesen Gegner muss man zu Hause besiegen, wenn man Bundesliga-Anspruch hat."

In den wirklich wichtigen Begegnungen bestimme "zu oft die Angst vor dem Verlieren", analysierte Keller das Auftreten des Teams, das er selbst zusammengestellt hatte. Der Zorn der Fans richtete sich daher auch gegen den 47-Jährigen. "Ich bin am Schluss hauptverantwortlich, dann ist es okay, wenn die Leute ihren Frust rauslassen", sagte Keller. Ob der Geschäftsführer bei einem Abstieg im Amt bliebe, ist unklar.

Transfersperre erschwert Kölner Kaderplanung

Die Kölner arbeiten unter erschwerten Bedingungen. Und bei einem Gang in die Zweitklassigkeit würde es noch viel gefährlicher: Der FC darf auch in diesem Sommer keine neuen Spieler verpflichten, die Transfersperre der FIFA gilt noch bis zur nächsten Winterpause.

Köln hätte also nicht die Möglichkeit, sein Team für die Zweitklassigkeit umzubauen. Der Klubs müsste auf die Gültigkeit der Verträge pochen auch bei Profis, die kein Interesse an einer Saison im Unterhaus haben. Es droht eine Mischung aus unzufriedenen Spielern und unerfahrenen Nachrückern aus der eigenen Jugend.

Weil nun sowieso alles nach Abstieg aussieht, hofft FC-Trainer Timo Schultz in seiner offensichtlich sensiblen Mannschaft noch auf "eine Scheißegalstimmung" in den letzten Spielen. Er wünscht sich, dass sein Team dadurch Ängste überwinden kann und befreiter in das nächste Spiel reingehen kann. "Vielleicht ist genau der Punkt jetzt erreicht", sagte Schultz auf der Pressekonferenz.

Köln muss nun nach Mainz

Noch sind ja vier Spiele zu absolvieren, keine der Spitzenmannschaften hat der FC noch vor der Brust. Nächster Gegner ist der 1. FSV Mainz 05 am 28. April ab 17.30 Uhr. Die Mainzer sind direkter Konkurrent im Abstiegskampf, haben deutlichen Vorsprung vor den Kölnern und sind derzeit gut in Form. Um die Chancen auf den Klassenerhalt zu wahren, sollten die Kölner ihre Angst vor dem Verlieren bis zum Spiel in Mainz abgelegt haben.