Enttäuschter Jude Bellingham und Sebastian Kehl

Mittelfeld BVB - Die steinige Suche nach einem Bellingham-Nachfolger

Stand: 29.06.2023 20:51 Uhr

Für über 100 Millionen Euro ist Jude Bellingham in der Sommerpause von Borussia Dortmund zu Real Madrid gewechselt. Kandidaten für die Nachfolge gibt es viele, die Umsetzung gestaltet sich aber schwierig.

Von Sebastian Hochrainer

Bei Borussia Dortmund heißt es aktuell wieder: Und jährlich grüßt das Murmeltier. Gemeint ist die Tatsache, dass sich der Verein wie so oft nach einem Bundesliga-Jahr darum bemühen musst, einen der Leistungsträger zu ersetzen. Mit Ousmané Dembélé, Jadon Sancho, Erling Haaland und Co. gab es in den vergangenen Jahren immer wieder dominante Spieler, die auf ihrem Leistungshöhepunkt den nächste Schritt gehen wollten. So ist es jetzt auch bei Jude Bellingham gewesen.

Für eine Grundablöse von 103 Millionen Euro wechselte der Mittelfeldspieler zu Real Madrid, durch Bonuszahlungen können nochmal 30 Prozent dieser Summe obendrauf kommen. Damit ist Bellingham der zweitteuerste Verkauf der Vereinsgeschichte, nur Dembélé hat mit 105 Millionen Euro sofort noch mehr Geld eingebracht.

Jude Bellingham - Dortmunds "Rakete"

Vereine wollen dem BVB ans große Geld

Solche Mittel sind Fluch und Segen zugleich - das wissen die Dortmunder, und wenn sie es vergessen haben sollten, werden sie aktuell wieder daran erinnert. Die Konkurrenz weiß, dass der BVB auf der Suche ist und dass das Klub-Konto prall gefüllt ist. Da wittern die Vereine der Spieler, an denen die Dortmunder interessiert sind, ebenfalls das ganz große Geschäft - wie es eben auch die Schwarz-Gelben machen, wenn Real, Manchester City oder der FC Barcelona um ihre Spieler buhlen.

Schon frühzeitig haben sich Sportdirektor Sebastian Kehl, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Edin Terzic auf die Kandidaten für die Bellingham-Nachfolge festgelegt. Doch die Umsetzung gestaltet sich durchaus als problematisch. Dabei geht es nicht unbedingt darum, den jeweiligen Spieler zu überzeugen, sondern mit dem abgebenden Verein Einigkeit herzustellen. Denn bei aller Liquidität ist der BVB natürlich nicht bereit, Mondpreise für neue Spieler zu bezahlen - trotz aller Überzeugung und Handlungspflicht.

Alvarez-Deal offenbar geplatzt

Edson Alvarez soll die Wunschlösung gewesen sein. Seit Wochen lief der Poker zwischen Dortmund und dessen aktuellem Arbeitgeber Ajax Amsterdam. Laut übereinstimmenden Medienberichten schwebt dem niederländischen Spitzenklub eine Grundablöse von mindestens 45 Millionen Euro vor, der BVB soll etwa 30 bis 35 Millionen Euro zahlen wollen. Etwa die Summe, die fällig gewesen sein soll, wenn Ajax seine Wunschvorstellung nicht erhöht hätte, nachdem Bellingham mehr als 100 Millionen Euro ins Portmonee des Verhandlungspartners spülte. Deswegen soll der BVB nun Abstand von einer Verpflichtung genommen haben.

Kehl und Co. haben sich bislang nicht öffentlich zu den Alvarez-Bemühungen geäußert, versuchen, ihren Wunschtransfer ohne großes Brimborium umzusetzen. Es gibt auch keine Kommentierungen zu weiteren Namen, über die berichtet wird - und davon gibt es so einige. Conor Gallagher (FC Chelsea), Felix Nmecha (VfL Wolfsburg), Morten Hjulmand (US Lecce) und Arda Güler (Fenerbahce) sind zuletzt von mehreren Medien ins Spiel gebracht worden.

Gündogan war ein Thema

Auch zwei deutsche Nationalspieler wurden bereits als Bellingham-Nachfolger gehandelt. Gerüchte um einen Versuch, Leon Goretzka vom FC Bayern zu verpflichten, sind bisher nicht konkretisiert worden. Dass Ilkay Gündogan ein Thema war, ist zuletzt aber sogar vom Spieler selbst bestätigt worden.

Es habe Kontakt zwischen seinem Berater und Kehl gegeben, gab der 32-Jährige auf einer DFB-Pressekonferenz zu. Er betonte aber auch: "Trotzdem war die Wahrscheinlichkeit nicht besonders groß, weil es für mich eigentlich kein großes Thema war, nochmal in die Bundesliga zu gehen." Stattdessen zieht es ihn nun zum FC Barcelona. Nur die offizielle Bekanntgabe des Transfers steht noch aus.

Abgänge von Guerreiro und Dahoud verschärfen die Situation

In Dortmund scheinen die Verantwortlichen noch ein Stück weit davon entfernt von der Möglichkeit zu sein, Vollzug zu melden und einen Nachfolger von Bellingham zu präsentieren. Allerdings ist auch noch Zeit, der Trainingsstart des BVB ist erst für den 5. Juli angesetzt.

Kehl und Co. sind dennoch unter Zugzwang, nachdem zwar Ramy Bensebaini ablösefrei von Borussia Mönchengladbach verpflichtet wurde, jedoch fünf Kaderspieler den Verein verlassen haben. Darunter ist mit Raphael Guerreiro (wechselt wohl zum FC Bayern) auch ein Spieler dabei, der mit Bellingham das Dortmunder Mittelfeld zum Prunkstück des Teams gemacht hat. Und mit Mahmoud Dahoud (zu Brighton & Hove Albion) ein Backup der beiden. Das macht den Weg beileibe nicht weniger steinig.