VfB-Mitgliederversammlung im Jahr 2022

Mitgliederversammlung VfB Stuttgart VfB-Mitglieder: "Claus Vogt macht Gegner mundtot" - und weg von "Kungeleien"

Stand: 09.09.2023 12:27 Uhr

Mit Spannung wird die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart am Sonntag erwartet. Im Fokus steht insbesondere die mögliche Abwahl von Präsident Claus Vogt. SWR Sport lässt die Antragsteller zu Wort kommen.

Sie preschen nach vorne, wollen eine Veränderung im Verein. VfB-Mitglied Christoph Burandt hat sich mit drei weiteren Mitgliedern zusammengetan, um ein Ziel zu erreichen: die Abwahl von Präsident Claus Vogt. Dazu braucht es auf der Mitgliederversammlung am Sonntag in der MHP-Arena eine Mehrheit von mindestens 75 Prozent. Burandts Abwahlantrag ist einer von insgesamt zwei, die auf der Tagesordnung stehen werden.

Der im Allgäu lebende Burandt ist enttäuscht von Claus Vogt. Der einst für ihn als "Hoffnungsträger" angetretene Präsident, 2019 erstmals interimsmäßig ins Amt gewählt, habe viele Vorhaben nicht umgesetzt. Burandt wirft Vogt verschiedene Versäumnisse vor: eine hohe Personalfluktuation in den Gremien seit seinem Amtsantritt, unvorbereitete Sitzungen, dazu fehlende Entscheidungsfreudigkeit in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender. "Dann kann das nicht der Mann sein, der uns in eine Zukunft führt seit Wolfgang Dietrich (Ex-Präsident, Anm. d. Red.)", sagt Burandt.

"Claus Vogt macht die Kritiker mundtot und räumt sie aus dem Weg"

Burandt spricht auch den offenen Brief des damaligen Vorstandschefs Thomas Hitzlsperger an. Er ist der Meinung, dass Hitzlsperger im Prinzip Recht hatte mit seinen Vorwürfen. Auch die Art, wie Vogt den Verein führt, missfällt Burandt. "Wenn man nur Schulterklopfer bekommt und seine Kritiker aus dem Weg räumt, dann fühlt man sich natürlich wohl", formuliert Burandt spitz. "Das kann man Claus Vogt schon vorwerfen: Dass er Kritiker mundtot macht mit Methoden, die unter der Gürtellinie sind, dass er in einem guten Licht dasteht."

Einen alternativen Präsidenten hat Burandt spontan nicht im Kopf, "aber bei der letzten Kandidatenkür haben sich mehrere qualifiziert und beworben". Geeignete Kandidaten würden ihren Hut im Fall der Fälle ohnehin in den Ring werfen.

Bei Winamax seien die VfB-Mitglieder "verraten und verkauft worden"

Christoph Burandt und seine Mitstreiter hoffen auf rege Beteiligung auf der Mitgliederversammlung, bei der möglicherweise auch noch der neue Trikotsponsor Winamax Thema sein wird. Den französischen Anbieter von Sportwetten und Onlinepoker sieht Burandt kritisch, die VfB-Mitglieder seien "verraten und verkauft worden", sagt Burandt.

Auch Michael Reichl sieht den neuen Trikotsponsor negativ. Er kämpft mit seiner Initiative gegen die Macht der VfB-Vereinsoberen und die Kungelei in den Gremien. Dafür hat er gleich sechs Anträge auf verschiedene Satzungsänderungen eingereicht, die am Sonntag Teil der Tagesordnung bei der Mitgliederversammlung sein werden.

Michael Reichl will weg von "Kungelverein"

Auslöser seiner Anträge waren für ihn die heftigen Diskussionen um mögliche Satzungsverstöße durch VfB-Vereinsbeiräte im vergangenen Jahr. Nach genauerer Betrachtung der Satzung des VfB Stuttgart sei ihm aufgefallen, dass der Vorwurf von Zirkelbezügen und Kungeleien bei der bestehenden Vereinssatzung automatisch im Raum stehe. 80 Stunden an Gesprächen und Videokonferenzen habe es gebraucht, um sich in die Thematik reinzuarbeiten.

Mehr Demokratie durch Einführung eines Wahlausschusses

Am wichtigsten ist Reichl die Einführung eines Wahlausschusses. Für mehr Demokratie und die Stärkung der Mitlgiederrechte: "Viele sagen, ich möchte bei der Kandidatenauswahl wieder das Mitbestimmungsrecht haben."

Der Wahlausschuss würde nach Reichl aus bis zu elf Mitgliedern bestehen. Sieben durch die Mitgliederversammlung gewählte Mitglieder, einem Abteilungsleiter einer weiteren Abteilungen des VfB Stuttgart e.V. und zwei Fan-Vertretern. Auf der Mitgliederversammlung soll der Wahlausschuss dann die Wahl des Präsidenten und des Vereinsbeirats leiten und - ein wichtiger Punkt - Kandidaten für die Wahlen zum Präsidium und zum Vereinsbeirat vorzuschlagen. Bisher schlägt der Vereinsbeirat die Kandidaten für das Präsidium vor.

Die Änderungen würden laut Reichl vor allem der Außendarstellung helfen: "Wir schließen ein Feld der Angreifbarkeit, das wir überhaupt nicht brauchen!" Seit Jahren würden dem VfB Stuttgart die Vorwürfe, "Kungeleien" und "Klepperlesverein" auf die Füße fallen. Auch der normale Fan, der sich nur für den Fußball interessiert, würde laut Michael Reichl profitieren. "Dann haben wir mehr Ruhe und das merkt auch der, der nur Fan ist", so Reichl. Die Erfolgschancen sieht Reichl in Sachen Wahlausschuss recht gut.

Für sechs Anträge nur fünf Minuten Redezeit

Doch in einer Sache stehen ihm die Schweißperlen vermutlich schon vor den angekündigten 30 Grad für Sonntag auf der Stirn: bei der Redezeit. Denn für seine sechs Satzungsänderungsanträge hat Reichl insgesamt nur fünf Minuten Redezeit. Das sei "Wahnsinn." Eine Nachfrage, ob er mehr als einmal das Rederecht bekommen könne, wurde vom Verein abgelehnt. So wird es für Reichl & Co. auch ohne Fußball auf dem Rasen in der MHP-Arena auf jeden Fall sportlich werden.