Mauer mit Aufschrift vor Geschäftsstelle des SV Waldhof Mannheim am Carl-Benz-Stadion

Fandachverband "PRO Waldhof e.V." nimmt Stellung SV Waldhof Mannheim: Großteil der Fans fordert Rauswurf der Geschäftsführung

Stand: 09.11.2023 13:56 Uhr

Der Streit zwischen Geschäftsführung und Fans des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim spitzt sich immer mehr zu. Viele Fans fordern jetzt personelle Konsequenzen.

Dennis Sandhöfer, Vorstandsmitglied des Fandachverbands "PRO Waldhof e.V.", sagte dem SWR am Donnerstag, angesichts der sportlichen Talfahrt des Vereins sei es für viele Fans nicht nachvollziehbar, dass "Personen in Ämtern sind, an denen der Verein weiter festhält - das kann man nicht mehr nachvollziehen". Ein Großteil der Fanklubs fordere konkret die Entlassung der beiden Klub-Geschäftsführer Markus Kompp und Tim Schork, so Sandhöfer - "und das bereits seit Jahren".

Waldhof-Fans fehlt Glaube, "dass man Ruder noch herumreissen kann"

Markus Kompp hat seinen Posten beim SV Waldhof seit 2016 inne, Schork seit Anfang 2022. Schork ist vorrangig für die Planung des Mannschaftskaders zuständig. Der Fanszene fehlt laut Sandhöfer "der Glaube, dass man das Ruder mit den derzeit handelnden Personen noch herumreissen kann".

Mauer mit Aufschrift vor Geschäftsstelle des SV Waldhof Mannheim am Carl-Benz-Stadion

Protestaktion vor Waldhof-Geschäftsstelle am Carl-Benz-Stadion: Fans fordern Rauswurf von Geschäftsführer Markus Kompp.

Mauer vor Waldhof-Geschäftsstelle: "Der Kompp muss weg"

Kurz vor dem Drittliga-Heimspiel am vergangenen Wochenende gegen den MSV Duisburg (0:0) hatte eine Aktion für Aufsehen gesorgt, für die mutmaßlich Waldhof-Fans verantwortlich waren. Unbekannte hatten in der Nacht auf Sonntag den Eingang der Vereins-Geschäftsstelle am Mannheimer Carl-Benz-Stadion zugemauert. Auf der Mauer war der Schriftzug zu lesen: "Der Kompp muss weg". Dennis Sandhöfer sagte dazu dem SWR: "Das waren keine Personen des Fandachverbands PRO Waldhof, sondern kreative Leute aus der aktiven Fanszene, die ihren Unmut zum Ausdruck bringen wollten."

Weder Markus Kompp, noch der Verein wollten dem SWR zur Mauer-Aktion eine Stellungnahme geben.

SV Waldhof jetzt im Tabellenkeller in der Dritten Liga

Nach dem torlosen Unentschieden gegen Duisburg steht der SV Waldhof auf dem 17. und damit viertletzten Tabellenplatz und trudelt dem Abstieg entgegen. Es gehe momentan beim SV Waldhof, so Sandhöfer, um den Erhalt des Profi-Fußballs in Mannheim. Stattdessen bringe die Geschäftsführung öffentlich einen Stadion-Neubau ins Spiel - "da fehlt Demut und Professionalität".

Rüdiger Rehm, Trainer SV Waldhof Mannheim

Rüdiger Rehm, Trainer SV Waldhof Mannheim

"Entfremdung" zwischen Fanszene und Geschäftsführung

Die Stimmung zwischen Waldhof-Fans und Geschäftsführung des Vereins ist bereits seit Jahren schlecht. Sandhöfer erklärte, es gebe spätestens seit 2016 eine "Entfremdung" zwischen Geschäftsführung und der Fanszene. Damals hatte die Mitgliederversammlung des Vereins die Ausgliederung der Profimannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH beschlossen. Die Fans, sagt Sandhöfer, seien seitdem von der Klubführung "nie mitgenommen worden", mehrere Angebote einer Zusammenarbeit mit PRO Waldhof seien abgelehnt worden.

Stimmungswechsel nach Relegationsrückspiel gegen Uerdingen

Dabei, so Sandhöfer weiter, hätten sich viele Fans schon seit 2003 ehrenamtlich stark engagiert, als der Verein insolvent war - unter anderem beim Verkauf von Tickets oder als Sicherheitsdienst im Carl-Benz-Stadion. Das änderte sich, als es 2018 im Relegations-Rückspiel gegen den KFC Uerdingen zu Ausschreitungen kam und mehrere Feuerwerksraketen - auch aus dem Waldhof-Fanblock - auf dem Stadionrasen gelandet waren. Es kam zum Spielabbruch. Der Verein schaffte als Konsequenz unter anderem die Selbstverwaltung der Fan-Blocks durch Waldhof-Anhänger ab und erweiterte die Videoüberwachung im Stadion.

Vorwurf von PRO Waldhof: Kooperation mit Fans vom Verein nicht erwünscht

Eine gemeinsame Aufarbeitung der Vorfälle habe es anschließend nie gegeben, sagte Fan-Vertreter Sandhöfer dem SWR. Im Gegenteil sei eine "Kooperation mit der Fanszene vom Verein offensichtlich nie erwünscht gewesen". In einer Mitteilung von PRO Waldhof heißt es wörtlich:

Im Gesamten verfestigt sich der Eindruck, dass man (die Waldhof-Fans) als Stimmungsdienstleister im Stadion willkommen ist, mehr jedoch nicht. Mitteilung von "PRO Waldhof e.V."

Was die Fans der Waldhof-Geschäftsführung vorwerfen

Dennis Sandhöfer nennt als weiteren Grund für das Zerwürfnis der Fans mit der Geschäftsführung des SV Waldhof Mannheim neben der wachsenden Entfremdung ein "Kompetenzproblem" in der Vereinsführung. Sandhöfer führt als Beleg an, der Verein habe kürzlich schon nach sechs Monaten den Vertrag mit einer Sportvermarktungs-Gesellschaft gekündigt, um die Sponsoren-Anwerbung wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sandhöfer stellt in Frage, ob das eine gute Entscheidung war und verweist auf ein "seit Jahren bestehendes, strukturelles finanzielles Defizit". Dieses werde nur mit Hilfe des Vermögens von Präsident und Investor Bernd Beetz ausgeglichen.

Waldhof-Präsident Beetz: "Müssen Mauern einreißen, nicht aufbauen"

Waldhof-Präsident Bernd Beetz sagte am vergangenen Wochenende zur Mauer-Aktion vor der Geschäftsstelle: "Wir müssen Mauern einreißen und nicht aufbauen." Er sagte weiter, er halte die Kritik der Fans für "etwas überzogen". Mit der aktuellen Talfahrt der Mannschaft habe er nicht gerechnet. "Wir haben Gas gegeben und keine Abstriche gemacht. Wir hatten vier Spielzeiten, in der der Aufstieg immer an uns vorbeigegangen ist." Vereinsmitarbeiter haben die Mauer mittlerweile abgetragen und entfernt.

Der Mantel der Zweiten Liga war immer da, wir konnten ihn aber nicht festhalten. Dass diese Saison so eintritt, damit haben wir nicht gerechnet. Waldhof-Präsident Bernd Beetz

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