Der SV Oberachern jubelt über den Gewinn des Südbadischen Pokals.

Fußball | DFB-Pokal SV Oberachern gegen SC Freiburg: So will der Oberligist das Pokal-Highlight genießen

Stand: 10.08.2023 10:43 Uhr

Für den SV Oberachern ist es das Saison-Highlight: Das DFB-Pokalspiel gegen den SC Freiburg (Sonntag/15:30 Uhr). Aber was macht diesen Oberligisten aus und was hat Jürgen Klopp mit der Taktik zu tun?

Ein badisches Fußballfest soll es werden - das DFB-Pokalspiel des SV Oberachern gegen den SC Freiburg im Dreisamstadion. Statt Rivalität ist dieses Südbaden-Derby von gegenseitiger Sympathie geprägt. Beide Orte liegen nur knapp 90 Kilometer voneinander entfernt und der Trainer des SV Oberachern, Fabian Himmel, drückt in der Bundesliga dem Sport-Club die Daumen. Jetzt gegen dieses Team zu spielen, sei schon sehr besonders, sagt er im Gespräch mit SWR Sport.

Diese Eigenschaften verbinden Christian Streich und SVO-Trainer Fabian Himmel

Himmel ist seit gut zwei Jahren Chefcoach beim SV Oberachern. Im Interview sagt er, er habe unglaublichen Respekt vor der Leistung seines Trainerkollegen Christian Streich, "das ist außergewöhnlich mit dem SC Freiburg - aber irgendwo ist er auch ein normaler Mensch". Er selbst mache sich nicht viel aus Stars und Sternchen. "Ich glaube, Christian Streich auch, und daher denke ich, dass wir uns gut verstehen."

Himmel beschreibt sich außerdem als "unglaublich ehrgeizig" und gleichzeitig empfindet er Demut und hat einen realistischen Blick auf das Spiel am Sonntag. Demut, Bescheidenheit und Ehrgeiz - alles Eigenschaften, die man wohl auch Freiburgs Christian Streich zuschreiben kann.

Sympathie statt Rivalität im Südbaden-Derby

Wenn die Bundesliga läuft, drückt nicht nur der Trainer dem Sport-Club die Daumen. Auch viele seiner Spieler hätten mal beim Karlsruher SC oder eben beim SC gespielt. Deshalb sei die gegenseitige Sympathie groß und auch der Respekt füreinander.

So ist es dem SVO auch ganz wichtig gewesen, dass das Spiel im Dreisamstadion stattfindet, "weil es für die Freiburger Fans etwas Besonderes bedeutet, wir wollten denen wirklich ein Geschenk machen und es ist schön, dass es geklappt hat".

Bei der Frage nach dem größten Freiburg-Fan im Team lacht Fabian Himmel und verweist (sich selbst ausgenommen) an Mittelfeldspieler Marvin Ludwig. Es gebe auch ein Bild, auf dem der zehnjährige Marvin Ludwig neben Streich steht: "Und jetzt, zehn Jahre später, stehen sie sich wieder gegenüber, das ist dann schon auch eine schönes Geschichte."

SVO-Trainer Himmel wünscht sich mutigen und beherzten Auftritt

In der Trainingswoche vor dem Spiel der Spiele hat der Fünftligist seine Abläufe für die Spieler nicht groß verändert: Drei Mal Training stand wie fast immer auf dem Plan. Im Trainerteam stand allerdings eine "intensive Analyse, wie es möglicherweise gehen kann" an.

Dabei sind sich die Trainer einig: "Wir sind immer noch im Amateurbereich." Während selbst in der Regionalliga schon fast täglich trainiert werde, sind es beim SV Oberachern eben nur drei Einheiten pro Woche: "Dass da auf jeder Ebene vom Fußball deutliche Unterschiede da sein werden zu einem Verein, der letztes Jahr am letzten Spieltag die Champions League verpasst hat, das ist Fakt und das können wir mit keiner Taktik und mit keinem Wille biegen. Das ist einfach so."

Deshalb sei das Ziel für Fabian Himmel erstmal ein anderes: Einen mutigen, beherzten Auftritt seiner Mannschaft, die sich nicht hinten reinstellt und mauert, sondern mitspielt. Das sei übrigens auch der Wunsch der Mannschaft gewesen. "Und wenn wir das Ganze vielleicht mit einem Tor krönen könnten, umso schöner."

Die "SVO-DNA" und die Idee von Jürgen Klopp

Nach einem Umbruch im Verein vor zwei Jahren, erzählt Himmel, haben sie die "SVO-DNA" entwickelt und definiert, welche Spieler zum Verein kommen sollen, welche Charaktere, welche fußballerische Eigenschaften. Und dabei habe dann damals auch Jürgen Klopp eine Rolle gespielt. "Die Art von Fußball, die er spielt, die hat mich sehr geprägt." Er versuche diese Art zumindest auch in Teilen auf dem Spielfeld abzubilden.

Aber auch der SC Freiburg sei für den Verein aus dem Ortenaukreis ein Leitbild: "Die Art, wie man sich nach außen präsentiert, dass man aus relativ geringen Mitteln relativ viel rausholen kann. Das sind auch schon Dinge, die wir mitverankert haben."

DFB-Pokalspiel 2022 gegen Gladbach

Am vergangenen Wochenende hat der SV Oberachern zum Saisonstart 1:4 gegen Göppingen verloren. Dass man gegen den Topfavoriten der Liga verlieren kann, sei nicht ganz weit weg von der Realität, sagt Himmel, aber die Woche jetzt habe es einfach auch verdient, dass die Mannschaft sie genießt: "Wir haben alle riesig Bock am Sonntag die Hütte abzureißen und Gas zu geben und das auch zu genießen und das werden wir auch machen."

Genau wie im vergangenen Jahr, als Himmels Team schon mal Südbadischer Pokalsieger wurde und in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach antrat. Die 1:9-Niederlage hat sich Fabian Himmel jetzt nochmal angeschaut und mitgenommen, was möglich sein kann. Er denkt gerne daran zurück, wie beeindruckend er die "Power" fand, die beispielsweise der französische Nationalspieler Marcus Thuram verkörperte. "Ich erinnere mich besonders an Marcus Thuram, der ein halbes Jahr später im WM-Finale gespielt hat, das sind natürlich sehr besondere Momente".

Wenn er an das Spiel zurückdenkt, packt ihn vor allem auch die Freude und Dankbarkeit darüber, dass er das mal im Leben erleben durfte. Und die gleichen Gefühle empfindet er auch im Vorfeld des Pokalspiels gegen den SC Freiburg: "Ich glaube, egal, wie es ausgeht, werden wir da dankbar sein, dass man das einfach mal erleben durfte."

Lieber ein Gegentor mehr und Spaß gehabt

Vor dem Spiel wird nicht nur das Badener Lied im Dreisamstadion erklingen, sondern auch die Vereinshymne des SV Oberachern, das Lied "Kämpferherz". Dieser Titel passt genau zu seinem Team, sagt der Trainer: "Ich bin davon überzeugt, dass man mit Kampf, Herz und Leidenschaft als Mannschaft unglaubliche Dinge bewegen kann."

Genau das will der SV Oberachern zeigen und diesen besonderen Pokal-Sonntag - dieses "badische Fanfest" in Freiburg unbedingt genießen: "Am Ende gehen wir lieber mit einem Tor mehr heim, aber haben Spaß gehabt und haben Gas gegeben."