Fans des SC Freiburg im Europapark-Stadion

Fußball | Bundesliga Stadionsprecher Claus Köhn – Die Stimme des SC Freiburg hört auf

Stand: 19.05.2023 08:53 Uhr

Seit 35 Jahren ist Claus Köhn Stadionsprecher des SC Freiburg. Jetzt wird er 74 Jahre alt und beendet seine Laufbahn.

Als Claus Köhn 1988 seine Premiere als Stadionsprecher feierte, spielte der SC Freiburg in der 2. Bundesliga vor ein paar tausend Zuschauern. Das Dreisamstadion war noch nicht umgebaut, noch nicht modernisiert. Beim Sport-Club war alles ein wenig heimelig, die professionellen Strukturen von heute gab es nicht.

Sein erstes Heimspiel war gleich ein siegreiches seines Herzensvereins, bei dem er als Fan groß geworden ist. Unter dem damaligen Trainer Jörg Berger gewann der SC Freiburg gegen Rot-Weiss Essen mit 5:3. Ein Spiel, das Claus Köhn heute noch im Gedächtnis ist.

Das "Badnerlied" aus dem Kassettenrekorder

Damals musste er vor dem Spiel sein Equipment noch allein "nach oben schleppen", wie er sagt. Und wenn alles perfekt angeschlossen war, dann spielte er das "Badnerlied" von seinem Kassettenrekorder ab. Fußballromantik pur! Unweit des Dreisamstadions, in Littenweiler, hatte er an der PH Freiburg seinen Hauptjob als Personalsachbearbeiter, doch die eigentliche Liebe galt dem Sport-Club. Heimspiele des SC waren stets heilig und wurden immer wahrgenommen.

In 35 Jahren nur 2 Heimspiele verpasst

In den mehr als drei Jahrzehnten als Stadionsprecher des SC Freiburg verpasste Claus Köhn gerade einmal zwei Heimspiele – während der Coronazeit. Ansonsten stand er für Pflichtbewusstsein, Treue und SC-Blut in den Adern.

Achim Stocker hatte den Hobby-DJ, der damals in diversen Discotheken rund um Freiburg auflegte, eingestellt. Damals sagte Achim Stocker: "Aber die Fans machen die Stimmung im Stadion, nicht du!" Und an dieses Motto hielt sich Claus Köhn bis zum heutigen Tag. Er will unterstützen und begleiten, im Hintergrund seine Arbeit tun und dabei stets die richtige Tonalität treffen. Und das sei nicht immer leicht, wie er sagt. "Gerade bei Gedenkminuten nach Attentaten oder Todesfällen geht es mir oft sehr nah, wenn ich den Text vorlese. Da muss ich meine Tonalität ändern und danach wieder freudig die Mannschaft unterstützen."

In großer Dankbarkeit in den "Ruhestand"

Er ist immer ein fairer Sportsmann gewesen, wie er sagt. Auch die Fans des Gegners werden als Gäste in aller Form begrüßt. So viel Höflichkeit und Sportsgeist ist ihm wichtig. Er hat so viele schöne und auch traurige Stunden als Stadionsprecher erlebt, aber er geht in großer Dankbarkeit in den "Ruhestand". Dankbar für viele stimmungsvolle Spiele, durch die tollen Fans, für großartige Choreographien und Gesänge der SC-Anhänger.

Die richtige Stadionmusik zu finden, war für Claus Köhn stets eine große Herausforderung. Doch er traf in all den vielen Jahren meist den richtigen Ton und Geschmack der Zuschauer. Für viele Anhänger ist seine Stimme "wie heimkommen"! Eine große Ehre für ihn, wie er sagt.

Ein letztes Mal die Aufstellungen vorlesen

Wenn er ein Spiel noch einmal erleben könnte, dann das 5:1 gegen Bayern München am 23. August 1994. Das Spiel sei damals einfach so schnell an ihm vorbeigerauscht, dass er diesen Sieg gegen den Rekordmeister gerne noch einmal intensiv erleben möchte.

Hier jubeln die Freiburger Karsten Neitzel (l-r), Jörg Heinrich, Martin Spanring, Maximilian Heidenreich, Martin Braun, Ralf Kohl und Uwe Spieß über das 2:0. Links steht der Münchner Alain Sutter.

Am 2. Spieltag der Fußball-Bundesliga Saison 1994/1995 besiegt der SC Freiburg den FC Bayern München 5:1. Hier jubeln die Freiburger Karsten Neitzel (l-r), Jörg Heinrich, Martin Spanring, Maximilian Heidenreich, Martin Braun, Ralf Kohl und Uwe Spieß über das 2:0. Links steht der Münchner Alain Sutter.

Das Dreisamstadion war seine Heimat, doch auch das neue, moderne Europa-Park Stadion findet er toll. Die Fans haben das neue Stadion bereits zu einer Festung gemacht, doch ein bisschen Luft nach oben sei noch, sagt er mit einem Augenzwinkern. Für ihn war die Stimmung im Dreisamstadion eben unübertroffen.

Gegen den VfL Wolfsburg wird er ein letztes Mal die Aufstellungen der Mannschaften vorlesen, die Fans und den Gegner begrüßen, und man wünscht ihm förmlich, dass sich für ihn am Ende der Kreis schließt. Mit einem 5:3 fing alles an. Vielleicht hört die große Karriere des Claus Köhn ja auch mit einem 5:3-Sieg gegen den VfL Wolfsburg auf. Ein 1:0 würde ihm allerdings sicher auch genügen.