Christian Streich hält sich an der Seitenlinie  die Hand vor den Mund.

Neun Gegentore in zwei Spielen Freiburgs Defensive schwächelt

Stand: 19.09.2023 08:14 Uhr

Neun Gegentore seien "viel zu viele", meint Freiburgs Innenverteidiger Philipp Lienhart. "Wir haben in den entscheidenden Situationen nicht gut genug verteidigt."

Die Enttäuschung nach der Niederlage gegen den BVB am vergangenen Spieltag ist Innenverteidiger Philipp Lienhart anzusehen als er zum Interviewtermin mit SWR Sport kommt. Neun Gegentore in zwei Spielen, dass das zu viele sind, wisse jeder, so der 27-Jährige. "Viel zu viele". Eine kompakte Verteidigung hat den SC in der vergangenen Saison (44 Gegentore, nur drei Mannschaften haben noch weniger Gegentore bekommen) ausgezeichnet. An den vergangenen beiden Spieltagen (0:5 gegen Stuttgart und 2:4 gegen Dortmund) schwächelt die Defensive allerdings.

Die Gegentore gegen den BVB

Beim ersten Gegentor im Spiel gegen Dortmund kam Mats Hummels nach einer Ecke ungestört zum Kopfball. Philipp Lienhart räumt dazu selbstkritisch ein: "Mats Hummels löst sich von mir, das habe ich schlecht verteidigt. Er steht halt dann relativ frei. Das war mein Fehler. Ich probiere das beim nächsten Mal, wieder besser zu machen." Das Tor zum 2:2-Ausgleich für Dortmund entstand nach einem Doppelpass zwischen Donyell Malen und Niclas Füllkrug. "Er kommt da viel zu einfach durch", analysiert Lienhart, "wir waren einfach nicht kompakt genug. Wir waren nicht eng genug."

Beim 2:3 zögerte Noah Atubolu und Hummels stupste den Ball über die Linie. Beim 2:4 konnte Marco Reus den Ball vor dem Sechzehner frei annehmen und dann abschließen. Zwei der Gegentore im Spiel gegen den BVB entstanden nach Standards. In der vergangenen Saison kassierte Freiburg nach Standards insgesamt nur drei Gegentore. "Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht aggressiv genug und haben nicht die richtigen Entscheidungen getroffen", sagt Philipp Lienhart und verzieht keine Miene.

Freiburg hadert mit dem Ergebnis, nicht mit der Leistung

Der Frust über das vergangene Spiel ist deshalb so groß, weil es aus Freiburger Sicht ein gutes Spiel war. Nach dem Rückstand kam die Mannschaft noch vor der Halbzeitpause zurück. Vincenzo Grifo sorgte nach seiner Einwechslung mit zwei Vorlagen für Torerfolge: Einmal flankte er passend für Lucas Höler und dann nach einem Freistoß für Nicolas Höfler. Der SC hatte weitere Chancen unter anderem einen Pfostenschuss durch Lienhart in der Anfangsphase. Neben den Gegentoren hatte der Sport-Club an den vergangenen Spieltagen auch das Spielglück noch nicht ganz auf seiner Seite: Sechs Mal verhinderte der Pfosten oder die Latte einen Freiburger Treffer. Kein anderes Team der Bundesliga traf in dieser Saison bisher häufiger das Aluminium. Man könne gegen Dortmund verlieren, meint Lienhart, "aber natürlich, wenn man Spiele anschaut, sind wir enttäuscht."

Trainer Christian Streich konnte das Ergebnis kaum nachvollziehen, "Fußball ist manchmal brutal. Aber so ist es, damit müssen wir leben", sagte er nach dem Spiel. Das Ergebnis entspreche allerdings in keinster Weise dem Spielverlauf. Die Mannschaft habe alles abgearbeitet, viele Zweikämpfe gewonnen und auch Chancen gehabt, so der Coach.

YouTube-Video von SWR Sport Fußball : "Der SC Freiburg verliert trotz guter Leistung in Unterzahl mit 2:4 gegen den BVB - DEIN SCF#85"

Streich warnt vor "knallharter Saison"

Nach vier Spieltagen hat der SC Freiburg sechs Punkte. Einige hatten sich sicherlich eine höhere Punkteausbeute erhofft, deshalb ordnete Christian Streich ein: "Wir wissen, dass es dieses Jahr durchaus eine knallharte Saison werden kann. Ich weiß es auf jeden Fall, das ist das wichtigste." Wenn er daran denke, wie sich die Mannschaft gegen Dortmund gezeigt hat, dann sei er positiv. Wenn er daran denke, wie sich die Mannschaft gegen Stuttgart gezeigt hat, dann sei er negativ. Sein Innenverteidiger Philipp Lienhart fasst die letzten beiden Partien so zusammen: "Im Endeffekt haben wir in den entscheidenden Situationen nicht gut genug verteidigt. Und ja, das kostet uns aktuell die Punkte."

Aber wie immer werden die Freiburger die Spiele und insbesondere die Gegentore aufarbeiten, an der Defensive im Training arbeiten. In der Europa League am Donnerstag haben sie die Chance, zu alter Defensivleistung zurückfinden. Und vielleicht kommt dann zum nächsten Interview mit SWR Sport auch das Lächeln zurück.