Konstantin Bitter ist der neue Trainer der Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart.

Volleyball | MTV Stuttgart Allianz MTV Stuttgart und der Beginn einer neuen Zeit

Stand: 06.10.2023 08:30 Uhr

Allianz MTV Stuttgart geht mit neuem Trainer und vielen neuen Spielerinnen in die Volleyball-Saison. Das Ziel bleibt gleich: Titel gewinnen.

Man könnte meinen, dass auf Konstantin Bitter eine große Last liegt. Er ist 33, hat erst knapp zwei Jahre Erfahrung als Bundesliga-Cheftrainer und übernimmt eine Mannschaft, deren Auftrag es ist, um Titel zu spielen. Vor allem aber folgt er auf einen Mann, der bei Allianz MTV Stuttgart eine Ära geprägt hat: Tore Aleksandersen. Der 55-Jährige gewann mit den Stuttgarter Volleyballerinnen zwei Deutsche Meisterschaften und den DVV-Pokal. Und mindestens genauso eindrucksvoll stellt er sich seiner Krebserkrankung entgegen.

Die Fußstapfen sind groß, aber wer Konstantin Bitter beim Training beobachtet, der sieht einen entspannten, in sich ruhenden Coach. "Es ist keine Last. Last würde bedeuten, dass ich mit dem Druck nicht klarkomme. Ich will da sein, wo es hart ist, weil das bedeutet, dass es was zu gewinnen gibt."

Allianz MTV Stuttgart startet gegen Wiesbaden in die Bundesliga-Saison

Am 06. Oktober empfangen die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart zum Bundesliga-Auftakt in der Scharrena den VC Wiesbaden. Das Spiel beginnt um 19:30 Uhr. Konstantin Bitter sagt über den ersten Gegner: "Wiesbaden spielt furchtlos und mit sehr viel Tempo." Hinzu kommt, dass die Vorbereitung für die Stuttgarterinnen nicht leicht war. Die Nationalspielerinnen hatten im Sommer viele Spiele (Europameisterschaft, Nations League, Olympia-Qualifikation) und konnten erst spät ins Training einsteigen. Für den 33-Jährigen überwiegt dennoch die Vorfreude. Es ist sein erster Auftritt als neuer Cheftrainer: "Ich freue mich wie ein kleines Kind."

Cheftrainer Bitter: "Es wird anders sein, eine neue Zeit"

Es war nicht unbedingt abzusehen, dass Bitter diese Rolle so früh übernimmt. Als im März dieses Jahres bekannt wurde, dass er von Schwarz-Weiss Erfurt, wo er seit 2021 Cheftrainer war, ins Trainerteam der Stuttgarterinnen wechselt, war der Plan ein anderer. Eigentlich sollte Bitter zunächst als Co-Trainer an der Seite von Aleksandersen Erfahrung sammeln. Bitter, so der Plan, könne seine Ideen einbringen, den an Krebs erkrankten Aleksandersen, den er schon lange kennt, unterstützen und gleichzeitig dazulernen, um in der Zukunft die Rolle des Chefs zu übernehmen.

Im Juli änderte sich dieser Plan. Der Verein verkündete, dass Aleksandersen aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr die Energie aufbringen könne, die Mannschaft zu leiten. Der Norweger trat zurück, um sich auf seine Gesundheit zu konzentrieren. Und Bitter wurde Cheftrainer des Meisters. "Ich habe nicht vor, Tore zu ersetzen. Jeder weiß, was er hier geleistet hat, das ist Wahnsinn. Es wird anders sein, eine neue Zeit, die auch erfolgreich wird."

Es war immer eine große Freude, hier zu spielen, auch als Gegner. Die Atmosphäre ist Wahnsinn. Ich freue mich wie ein kleines Kind darauf, dass ich diese Unterstützung habe." Konstantin Bitter, Trainer von Allianz MTV Stuttgart, über das Publikum in Stuttgart

Ein Team im Umbruch

Bitter hat eine etwas jüngere Mannschaft als die, die in der vergangenen Saison die deutsche Meisterschaft gewann. Sechs Spielerinnen haben den Verein verlassen, etwa die US-Amerikanerin Simon Lee, deren Angriffswucht die Potsdamerinnen im Meisterschafts-Finale im Mai fast erstarren ließ. Sieben sind dazugekommen. Vom Dresdner SC kamen etwa die starken Mittelblockerinnen Monique Strubbe und Kayla Haneline. 

Die Zu- und Abgänge bei Allianz MTV Stuttgart

Zugänge: Jolien Knollema (Außenangriff, 20 Jahre), Ivana Vanjak (Außenangriff, 28 Jahre), Jovana Mirosavljević (Außenangriff, 23 Jahre), Vera Mulder (Diagnonalangriff, 23 Jahre), Monique Strubbe (Mittelblock, 22 Jahre), Kayla Haneline (Mittelblock, 28 Jahre), Corina Glaab (Zuspiel, 23 Jahre) Abgänge: Simone Lee, Marie Schölzel, Laura Künzler, Hannah Kohn, Luisa Keller, Barbara Wezorke

Unter den Neuzugängen sind auch große Talente wie die niederländische Nationalspielerin Jolien Knollema (Außenangreiferin), 20, und die deutsche Nationalspielerin Corina Glaab (Zuspielerin), 23. Glaab wechselte wie Bitter von Erfurt an den Neckar. "Konsti ist ein sehr Volleyball begeisterter Coach. Er steht hinter uns, ist sehr ausgeglichen und angenehm", sagt sie.

Lehramtsstudium abgebrochen, um Trainer zu werden

Bitter ist in Zürich groß geworden. Als Teenager hatte er ein Erlebnis, dass in ihm die Leidenschaft für diesen Sport weckte. "Ich habe im Training einen Ball abgewehrt und dann gepunktet gegen jemanden, der viel besser war als ich. So einen unerwarteten Punkt zu gewinnen, das hat Freude gemacht."

Zur Profi-Karriere hat es nicht gereicht, deshalb ging er seinen Weg als Trainer. Mit 18 trainierte er sein erstes Team, später schmiss er sein Lehramtsstudium und konzentrierte sich nur auf Volleyball. Er gilt als moderner, akribischer und analytischer Trainer, der ein hohes taktisches und technisches Verständnis hat. Er selbst sagt aber auch: "Ich bin noch sehr jung als Trainer, ich denke, dass ich mich noch sehr weiterentwickeln und verändern werde."

Bitter will Titel gewinnen

Stuttgart ist der bisher größte Schritt in seiner Karriere. "Als diese Chance kam, war es natürlich klar, dass mich das reizt und dass ich gerne hierher komme." Bitter will mit seinem talentierten Team um Titel spielen. Sie haben die Möglichkeit in vier Wettbewerben: dem Supercup, der Bundesliga, dem DVV-Pokal und in der Champions League.

Wie es sich anfühlt, Pokale in den Händen zu halten, hat er bereits erfahren. Als Co-Trainer beim Dresdner SC hat er zwei große Siege feiern dürfen: im Pokalendspiel 2020 und im Finale um die Deutschen Meisterschaft 2021. Beide Male war der Gegner Allianz MTV Stuttgart. Bei seinem neuen Arbeitgeber sei ihm deshalb niemand böse, sagt er und lacht. Erst recht nicht, wenn ihm solche Erfolge auch künftig gelingen.